Wenn jeder Tag zur Suche wird

BITBURG. Mit einer Gesprächsgruppe für Menschen mit Gedächtnisstörungen richtet sich die Sozialstation des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Bitburg speziell an Demenzkranke - ein Angebot, das in Rheinland-Pfalz bisher einmalig ist.

Mit Wortfindungsstörungen, vergessenen Namen und Orientierungsproblemen fängt es an. "Jeder hat so seine Vergesslichkeit", sagt Margret Brech, "allerdings sollte man es nicht direkt so auslegen: Weil ich vergesslich bin, habe ich Alzheimer." Wenn Margret Brech über Alzheimer redet, dann spricht sie über ein Krankheitsbild, mit dem sich Menschen oft nur ungern und schon gar nicht öffentlich auseinander setzen. Brech ist Bereichsleiterin für Soziale Aufgaben beim DRK-Kreisverband Bitburg-Prüm und sucht in dieser Funktion auch das Gespräch mit Demenzkranken.Gemeinsam mit Biografie beschäftigen

Nachdem es in den vergangenen Jahren bereits Veranstaltungen für Angehörige von Demenzkranken gegeben hat, richtet sich das neue Angebot des Roten Kreuzes an die betroffenen Personen selbst. Eine Gesprächsgruppe für Menschen mit Gedächtnisstörung soll vor allem den Menschen helfen, die sich im Anfangsstadium einer Demenz befinden. Auf den Begriff "Früherkrankte" werde dabei bewusst verzichtet, sagt Margret Brech, weil der Beginn einer Demenz nicht vom Alter abhänge. "Im Frühstadium der Krankheit können sowohl 85-Jährige als auch 25-Jährige sein", sagt die Sozialarbeiterin, "und diese Menschen möchten wir - unabhängig von ihrem Alter - auffangen." Nach einem ersten Informationstreffen am kommenden Montag wollen sich Brech und ihre Kollegin Cordula Bielemeier von der Rotkreuz Sozialstation Prüm vor allem mit der Biografie der erkrankten Gruppenmitglieder befassen - und trotz Erkrankung optimistisch nach vorne blicken. "Es geht darum, die Zukunft möglichst positiv zu gestalten", sagt Brech und dazu gehöre, dass Betroffene lernen, mit ihrer Einschränkung umzugehen und sich dabei mit anderen, denen es ähnlich gehe, austauschen. Dazu gehöre auch, dem Umfeld - sei es Familie, Partner oder Bekannte - Verständnis für eigene Verhaltensweisen, die von anderen nicht immer nachvollziehbar sind, zu vermitteln, fügt die Rot-Kreuz-Mitarbeiterin hinzu. "Wir wollen den Kranken dort abholen, wo er steht, und mit ihm in seine Welt eintauchen, ohne, dass er sich in dieser Welt verliert."Krankheit wird überspielt und geleugnet

Problematisch ist dabei, dass Betroffene nach außen nur selten zeigen, wo sie gerade stehen. "Es gibt viele Menschen, die ihre Krankheit geschickt überspielen", sagt Brech, aber auch Fälle, in denen die Demenzerkrankten mit ihrem Problem an die Öffentlichkeit gingen, die Angehörigen es allerdings leugnen würden, weil es ihnen peinlich sei. "Das Thema ist nach wie vor mit einem Tabu belegt, und die Angehörigen trauen sich oft nicht, offiziell Hilfe in Anspruch zu nehmen." Gerade im ländlichen Bereich wie der Eifel finde die Auseinandersetzung mit Demenzerkrankungen viel zu wenig statt, erklärt die Bereichsleiterin, weil dort eine Anonymität wie in großen Städten nicht gegeben sei. Doch Margret Brech ist zuversichtlich, was die Akzeptanz des neuen in Rheinland-Pfalz bisher einmaligen Angebotes betrifft: "In dem wir das Schweigen brechen und über Demenz und Alzheimer reden, nehmen wir der Krankheit ihren größten Schrecken." Ein erstes Informationstreffen für Betroffene und Bezugspersonen ist am kommenden Montag um 15.30 Uhr in der Rotkreuz Sozialstation Bitburg, Erdorfer Straße 9. Ansprechpartner sind Margret Brech, Telefon 06561/602030, und Cordula Bielemeyer, Telefon 06551/959019.

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