Wenn plötzlich Öl im Keller steht

SPEICHER. Nach dem Entweichen von Heizöl ins Grundwasser ist in Speicher eine umfangreiche Sanierung angelaufen. Ein Gutachten soll Aufschlüsse über Ursache und Ausmaß des Umweltschadens geben.

Am 14. August fiel Hausbewohnern in der Jacobstraße in Speicher ein ungewöhnlicher Geruch auf. Bei einem der Häuser ist eine Drainage angelegt, die Grundwasser in ein Sammelbecken leitet. Dieses Becken war zum Teil mit Öl gefüllt - ein Alarmzeichen. In einem anderen Haus drang Öl sogar durch das Fundament in den Keller ein, vermutlich wegen des gestiegenen Grundwasserspiegels nach Regenfällen. Doch wie kam das Öl ins Grundwasser? Die Kreisverwaltung Bitburg-Prüm sowie die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord suchten zunächst vergeblich nach der Ursache. Daraufhin wurden am 17. August die Spezialisten vom Umweltkommissariat der Kripo Wittlich eingeschaltet. "Wir haben die umliegenden Gebäude genau überprüft", berichtet Kriminalhauptkommissar Peter Neu auf Anfrage des TV . Schließlich fanden die Ermittler in einem direkt angegliederten Haus Verunreinigungen, die sie "für ursächlich halten". Kernbohrungen erhärteten den Verdacht. Auch die Feuerwehr Speicher war im Einsatz.Dem Verursacher drohen hohe Kosten

Der doppelwandige alte Heizöltank dieses Hauses fasst rund 1000 Liter. Die Außenwand des Tanks ist zwar beschädigt, die Innenwand jedoch nicht. Demnach müsste das Öl an einer anderen Stelle ausgetreten sein. Offenbar geschah dies in kleinen Mengen, aber über einen längeren Zeitraum hinweg. Der Tank wurde inzwischen ausgepumpt und ausgebaut, der Boden ausgekoffert. "Im Haus läuft derzeit eine Sanierung", sagt Peter Neu. Damit hat der Hausbesitzer eine Firma beauftragt, die in Abstimmung mit der Kreisverwaltung vorgeht. Im Auftrag der Kreisverwaltung schöpfte eine Spezialfirma in den beiden betroffenen Nachbarhäusern Öl ab. Auch im Laufe der Zeit nachfließendes Öl wird durch Pumpen abgeleitet. Die Verwaltung hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, das nähere Aufschlüsse über den Defekt und seine Folgen geben soll. Davon hängt auch ab, wie viel Boden abgetragen und entsorgt werden muss. Der Hausbesitzer und der einzige Mieter in dem Haus hatten den Schaden an der Heizung nicht bemerkt. Auf den Hausbesitzer kommen nicht nur alle Sanierungskosten zu. Er kann möglicherweise wegen unsachgemäßen Betriebs der Anlage (siehe Hintergrund) und daraus folgender Gewässerverunreinigung belangt werden. Dabei geht es auch um die Frage, inwieweit er fahrlässig gehandelt hat. Noch steht nicht zweifelsfrei fest, welche Häuser in welchem Umfang betroffen sind. "So weit bisher absehbar, sind keine Ängste von Anwohnern angebracht", sagt Rudolf Müller, Sprecher der Kreisverwaltung. "Der Schaden hält sich offenbar in gewissen Grenzen." Die Trinkwassergewinnung ist von dem Vorfall unberührt. Nach bisherigen Erkenntnissen ist kein Öl in den Kanal geflossen. Die Ermittlungen der Kripo dauern an. Bei den Nachbarn herrscht unterdessen eine Mischung aus Verwunderung und Achselzucken. "Hier war plötzlich richtig viel los, die ganze Polizei und so. Aber jetzt ist das Problem ja behoben", sagt eine betroffene Hausbesitzerin. Öl im unbenutzten Keller hatte das Tatoo-Studio an der Ecke des Häuserblocks. Im Erdgeschoss läuft der Betrieb wie gewohnt weiter, Kunden bekommen davon nichts mit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort