Wenn um vier der letzte Kunde geht

BITBURG. Mit Geschäften, die auch an Samstagen bis 16 Uhr geöffnet haben, sind der Gewerbeverein Bitburg und Händler der Innenstadt vor gut einem Jahr in die Offensive gegangen. Der TV hat nachgefragt, ob sich der Mehraufwand gelohnt hat.

Auch nach 15 Jahren schafft es Peter Schiwek immer noch, seine Kundschaft zu überraschen. Seit 1991 habe seine Buchhandlung auch über die Mittagszeit geöffnet, sagt der Geschäftsführer, doch viele seiner Kunden wüssten das bis heute noch nicht.Die meisten sind zufrieden

Das liegt möglicherweise daran, dass man bei Schiwek im Bücherregal ein Buch vergebens sucht: Einen Einkaufsführer für Bitburgs Innenstadt, in dem genau aufgelistet ist, was es wo wann zu kaufen gibt. So ein Buch gibt es nicht, und gäbe es dieses doch, so wäre es ein dicker Wälzer. Vor allem der Abschnitt über die Ladenöffnungszeiten. Lange Zeit war das ein Kapitel für sich - bis es dann vor gut einem Jahr vom Gewerbeverein Bitburg überarbeitet wurde. Seitdem gibt es eine annähernd einheitliche Fassung: Die Geschäfte in der Bitburger Innenstadt haben auch samstags bis 16 Uhr geöffnet. Nicht alle, aber die meisten, und darunter viele, die mit der Entscheidung, den Laden länger offen zu halten, auch ein Jahr danach noch zufrieden sind. Peter Schiwek ist es sogar noch nach zwei Jahren. Schon bevor der Plan des Gewerbevereins in die Tat umgesetzt wurde, habe er die Ladenöffnungszeit samstags auf 16 Uhr verlängert. Zu seinen Kunden gehören auch Touristen, die nach einer durchzechten Freitagnacht auf dem Bitburger Flugplatz am Morgen danach nur schwer in die Gänge kommen. "Teilweise kommen die Leute erst um halb elf oder sogar erst um zwölf vom Eifelstern in die Innenstadt", sagt Schiwek, sodass sich das Kaufverhalten zumindest in seinem Geschäft zeitlich ohnehin etwas nach hinten verlagert habe. Auch Martina Ewen von der Parfümerie Douglas ist mit dem langen Samstag zufrieden. "Für uns lohnt sich das auf jeden Fall", sagt sie, "und wenn da jeder mitzieht, dann ist das für Bitburg schon eine tolle Sache." Für Bitburg, aber nicht für jeden Händler. Vor allem nicht für die, die etwas abseits der Fußgängerzone liegen. "Wir hatten schon gehofft, dass dadurch mehr kommen", sagt Natalie Schütz vom Nieder Fotostudio in der Trierer Straße. Auch dieses Geschäft hat jetzt samstags bis 16 Uhr geöffnet, doch nach 14 Uhr passiere nicht mehr viel, sagt sie. Ähnlich sieht das auch auf der anderen Straßenseite aus. Gewisse Zweifel habe es von Anfang an gegeben, sagt Melanie Jacobi von Gangolf Porzellan & Tischkultur, und diese hätten sich leider auch bestätigt. Nach zwei Uhr mittags ließen auch hier die Einkaufsbesuche nach. Im Bürohaus Pohl hat man diese Erfahrung erst gar nicht sammeln wollen. "Das war für uns überhaupt kein Thema", sagt Heinz Lehnert, zum einen wegen der Randlage und zum anderen wegen "der Art des Geschäfts". Schreib- und Bürowaren sind demnach nicht unbedingt das, was beim Samstagnachmittags-Einkaufsbummel zieht. Ebenso wenig wie Frikadellen, Rollbraten oder Aufschnitt, die es beispielsweise am anderen Ende der Innenstadt gibt. "Fleisch kaufen die Leute morgens", sagt Marie-Louise Ewen von der Metzgerei Ewen. Zwar hätten auch sie es vor Weihnachten mit samstäglichen Öffnungszeiten bis 16 Uhr versucht, doch das habe nicht viel gebracht, fügt sie hinzu. Doch vom langen Samstag ist im oberen Bereich der Fußgängerzone, ab Petersplatz aufwärts, ohnehin nicht viel zu spüren. Die meisten Läden dort sind um 13 Uhr, spätestens um 14 Uhr zu. Auch Walter Gillen schließt um 14 Uhr sein Igel-Naturwaren-Geschäft in der Josef-Niederprüm-Straße. Obwohl: "Wir handhaben das schon etwas flexibel", sagt er, und deshalb habe das Geschäft, in dem es überwiegend Lebensmittel zu kaufen gibt, auch schon mal bis 15 Uhr geöffnet. Er sei nach Feierabend ohnehin noch eine Weile damit beschäftigt, alles um- und aufzuräumen, sagt er, und sehe deshalb, wenn noch ein Kunde kommt. Doch für eine Packung Eier bis 16 Uhr zu öffnen, um dann bis 18 Uhr im Geschäft zu sein - das kann Gillen nicht so wirklich überzeugen.

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