Wenn's sein muss, geht's auf die Straße

Das Gespräch suchen und notfalls demonstrieren: Die Verbandsgemeinde Speicher will das "Nein" des Landes zur Einrichtung einer Integrierten Gesamtschule am Schulstandort Speicher nicht ohne Weiteres hinnehmen. Das wurde bei der Sitzung des Verbandsgemeinderats deutlich.

Speicher. Meist wird der erste Tagesordnungspunkt einer Ratssitzung ganz fix abgehandelt. Selten nutzen die Bürger die Gelegenheit, in der "Einwohnerfragestunde" ihre Anliegen vorzutragen.

Anders jedoch bei der Sitzung des Speicherer Verbandsgemeinderats am Dienstagabend: Gleich zwei Hände aus den Reihen der Zuschauer reckten sich in die Höhe, als der Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Rudolf Becker, Punkt 1 der Tagesordnung aufrief.

Rudolf Mayer, Schulelternsprecher der St.-Marien-Grundschule Speicher, brachte ein Thema zur Sprache, das offenbar vielen in der VG Speicher auf dem Herzen liegt: der gescheiterte Antrag auf Einrichtung einer Integrierten Gesamtschule (IGS) am Schulstandort Speicher zum Schuljahr 2010/2011. Mayer appellierte an die Ratsvertreter, verstärkt die Eltern potenzieller Schüler einer IGS in den Entscheidungsprozess einzubinden. "Weder Verbandsgemeinde noch Kreis werden es allein schaffen, die IGS auf den Weg zu bringen", betonte Mayer, "ohne ein überragendes Votum der Eltern für eine IGS wird keine Landesregierung ,Ja' zur IGS sagen."

Das rheinland-pfälzische Bildungs-Ministerium hatte den Speicherer Antrag mit der Begründung abgelehnt, dass die Jahrgangsbreite in den Grundschulen im Einzugsbereich bei unter 100 gelegen habe. "Eigentlich waren die Anmelde-Zahlen nach den Elternbefragungen gut", sagte dagegen VG-Chef Becker und sprach von einer gewissen Skepsis seitens der ADD, die der Ansicht sei, man habe bei den Elternbefragungen zu viele Grundschulen außerhalb der Speicherer VG-Grenzen mitberücksichtigt.

"Wenn aber in Speicher die Möglichkeit besteht, Abitur zu machen, dann erweitert sich automatisch der Einzugsbereich", ist Becker überzeugt. Der Rat stimmte seinem Vorschlag einstimmig zu, den ADD-Präsidenten Josef Peter Mertes nach Speicher zu einem Gespräch mit Elternvertretern einzuladen, damit dieser den Wunsch der Eltern nach einer IGS zu spüren bekomme.

"Notfalls könnte man ja auch mal eine Demo machen", regte ein weiterer Redner aus dem Publikum, Wolfgang Elsen aus Speicher, an. Ein Vorschlag, den VG-Chef Becker zumindest nicht kategorisch ablehnte, allerdings solle man zunächst einmal den "normalen Gang abwarten".

Er berichtete den Ratsvertretern und den anwesenden Zuhörern, dass Mitte Oktober ein weiteres Gespräch zwischen den Verantwortlichen der Kreisverwaltung, der ADD und der VG Speicher stattfinden werde. Bis dahin werde die VG-Verwaltung das Zahlenmaterial aufgrund der aktuellsten Anmeldungen an den Grundschulen und den weiterführenden Schulen noch einmal überarbeiten. "Wir sollten dieses Gespräch abwarten und mit guten Argumenten überzeugen", sagte Becker. Sollte dies nicht gelingen, werde man in Speicher zur Not für die Einrichtung einer IGS kämpfen. EXTRA Integrierte Gesamtschule: Anders als beim System der Realschule plus bleiben bei der IGS die Schüler von der fünften bis zur 13. Stufe im Klassen-Verbund zusammen. Alle Schulabschlüsse sind möglich. Der Unterricht findet weitgehend gemeinsam statt; teilweise werden innerhalb der Klassen Kurse für unterschiedlich stark begabte Schüler gebildet. (neu)

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