Wer hat Angst vorm schwarzen Wild?

Messerich · Die Schweinepest rückt näher. Behörden fordern: Tote Wildschweine müssen so schnell es geht untersucht werden. Nur klappt das nicht immer.

Messerich Ein totes Wildschwein liegt an der Bundesstraße 257. Blut klebt im schwarzen Fell. Direkt neben der Messericher Kapelle muss es verendet sein. Beim Versuch, die Straße zu überqueren, wurde es wohl von einem Auto erwischt. Das ist jetzt zwei Wochen her. Seitdem modert der Kadaver im Straßengraben, wird zum Futter für Vögel und Insekten. Roswitha Biwer aus Ingendorf fährt täglich an dem toten Tier vorbei und ärgert sich darüber, dass niemand es fortschafft. "Die Behörden wussten, dass es dort liegt", meint sie. Irgendwer habe das Schwein ja schließlich nach wenigen Tagen schon mit rosarotem Spray markiert. "Und dann war es plötzlich weg", sagt sie. Wahrscheinlich habe sich jemand bei der Kreisverwaltung oder der Polizei beschwert. Genau so soll es eigentlich nicht laufen. Schwarzwild, so nennt man Wildschweine in der Jägersprache, soll künftig so schnell es geht untersucht werden. Der Grund: Die afrikanische Schweinepest ist auf dem Vormarsch. Die Seuche ist zwar für den Menschen ungefährlich. In einigen europäischen Ländern, vor allem im Osten, rafft sie aber massenhaft Haus- und Wildsäue dahin. In Deutschland wurde bislang noch kein Fall gemeldet. Mit Viehtransporten aus Polen oder Russland könnte die Krankheit aber bis in die Bundesrepublik, ja bis in den Eifelkreis, reisen, meinen Experten wie Kreisjagdmeister Gerd Grebener: Nicht nur lebende Tiere trügen die Pest in sich, sagt er, die Erreger überlebten selbst in tiefgefrorenem Fleisch: "Schon ein Salamibrötchen kann einen Ausbruch auslösen." Und das hätte fatale Folgen für die hiesige Landwirtschaft. Aus diesem Grund werde Schwarzwild im Augenblick "so scharf bejagt wie es geht". Auch Frischlinge dürfen und sollen geschossen werden. Was die Jäger sonst noch tun können? "Die toten Tiere untersuchen", sagt Grebener. Wer einen Wildschwein-Kadaver findet, soll so schnell es geht eine Probe - optimal sind Schweiß- und Milzproben - an die Veterinärbehörde schicken. Ungeachtet dessen, ob das Tier einfach tot im Wald liegt, erschossen oder überfahren wurde. Das hätte also auch auf das arme Schwein von Messerich zugetroffen. Wurde es denn auf die Krankheit getestet? Dazu später mehr. Zunächst zur Frage, warum es so lange gedauert hat, den Kadaver wegzuräumen. Da kann nur die zuständige Behörde eine Auskunft geben. Und das ist die Straßenmeisterei Irrel. Dort schiebt man die Verantwortung auf das Unternehmen Secanim in Rivenich, Kreis Bernkastel-Wittlich. Die Firma sei dafür zuständig, die Körper abzuholen und einzuäschern. Die Straßenmeisterei markiert die toten Tiere lediglich und meldet sie den Rivenichern. Wir erinnern uns: Schon nach wenigen Tagen war das Schwein mit rosa Farbe besprüht worden. Damit hat die Behörde ihre Schuldigkeit getan. Doch warum wurde die Bache dann so lange nicht abgeholt? Auch dafür hat die Straßenmeisterei eine Erklärung parat: Die Sau hatte offenbar einen Bruder oder eine Schwester, vielleicht auch nur einen entfernten Cousin. Jedenfalls habe direkt auf der anderen Straßenseite noch ein totes Wildschwein gelegen. Die Tierbeseitiger haben wohl eines der beiden übersehen und nur das andere mitgenommen. Nun aber zur entscheidenden Frage: Wurde das Tier auf die Krankheit untersucht? Secanim-Chef Paul Kill hat für den TV nachrecherchiert. Die Antwort: Nein, es sei keine Sektion durchgeführt, keine Probe entnommen worden. Fragt sich nur, ob das ein Einzelfall ist. KommentarMeinung

Schweinerei!Hilfe, wir kriegen alle BSE und die Vogelgrippe noch dazu. Und bald bricht noch die Schweinepest aus. Jaja, jetzt beruhigen wir uns alle mal. Dass die afrikanische Seuche bald in der Eifel wüten wird, ist unwahrscheinlich. Schließlich kursiert sie schon seit fast drei Jahren in Osteuropa, ohne dass es hierzulande eine Infektion gegeben hätte. Aber inzwischen kennt man es ja: Wenn es ums liebe Vieh geht, neigt der Deutsche zur Hysterie. Das führt auch schnell mal zu blindem Aktionismus. In diesem Fall kam aber etwas Sinnvolles dabei heraus: Einen Tierkadaver so schnell es geht auf Seuchen zu untersuchen, kann schließlich nicht schaden - Schweinepest hin oder her. Aber solche Weisungen sind freilich nur sinnvoll, wenn sie befolgt werden. In diesem Fall ist das nicht geschehen. Der Grund dafür: ein Missverständnis. Das kann passieren, sollte aber nicht zur Regel werden. Dass eine Bache zwei Wochen an der Straße liegt und das kein Schwein interessiert, ist schon eine Sauerei - von der Untersuchung ganz zu schweinen, äh schweigen. c.altmayer@volksfreund.de

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