"Wer macht so etwas?"

BITBURG/PRÜM/DAUN. Blumensträuße, Gestecke, Lampen: Immer wieder ärgern sich Angehörige über den Raub oder die Zerstörung von Grabschmuck. Und sie fragen sich, wer so etwas macht.

Allerheiligen, Volkstrauertag, Totensonntag: Der November ist, abgesehen vom jecken "Elften", wahrhaftig kein Jubelmonat. In vielen Orten aber kommt zur gedämpften Stimmungslage auch noch Zorn hinzu - über Menschen, für die Pietät ein Fremdwort zu sein scheint. Zum Beispiel an Allerheiligen in Stadtkyll: Nicht zum ersten Mal sind reihenweise Blumengestecke und weiterer Grabschmuck gestohlen worden. "Es ist unglaublich, dass Leute so etwas klauen", sagt ein Friedhofsbesucher: "Wer macht so etwas?" Der Ärger ist groß, der Schmerz sitzt tief. Kein Einzelfall: Viele Eifeler hatten zur Gräbersegnung die Ruhestätten ihrer Lieben besonders sorgfältig hergerichtet - um sie dann geplündert vorzufinden. "Traurig, aber wahr", sagt Winfried Richards, Ortsbürgermeister in Pronsfeld. "Wir hatten das hier auch. Drei Fälle wurden bei uns gemeldet. Wenn die Sachen in der Woche vorher hingestellt werden, sind sie in Gefahr." Richards glaubt, dass die Räuber die Friedhöfe gezielt abklappern, um wertvolle Gestecke oder teure Lampen mitgehen zu lassen: "Und die werden dann verhökert." Allerdings ist in der Eifel nur ein solcher Fall wirklich aktenkundig - und aufgeklärt. Er liegt Jahre zurück, wie Klaus Schnarrbach, Sprecher der Bitburger Polizei, berichtet. "Da waren Diebstähle auf mehreren Friedhöfen im Bitburger Raum", sagt der Hauptkommissar. "Wir haben damals ein größeres Lager mit Grablampen und weiteren Utensilien gefunden." Schnarrbach versteht den Schmerz der Angehörigen. "Wir haben mit einigen gesprochen. Die Leute waren richtig deprimiert. Man hat als Angehöriger eben dazu ein ganz anderes Verhältnis als zu sonstigen Gegenständen." Schnarrbach spricht nicht nur als Polizist, denn er ist zugleich Gemeindechef in Fließem. "Als Ortsbürgermeister kann ich sagen: Wir hatten das hier auch schon. Aber in diesem Jahr gottseidank nicht." Und das gelte für den gesamten Zuständigkeitsbezirk der Bitburger Inspektion. Denn selbst wenn sich solche Diebstähle immer wieder ereignen - sie werden fast nie der Polizei gemeldet. Von durchorganisierter Grabräuberei kann allerdings ohnehin nicht die Rede sein. Oder, wie es der Dauner Hauptkommissar Heinz-Peter Thiel ausdrückt: "Wir haben keine ägyptischen Verhältnisse in der Eifel." Auch aktuell liege im Bezirk Daun nichts dergleichen vor. "Und wenn, dann ist das ein Einzelfall." Verantwortlich: keine Gangster, sondern die lieben Mitbürger. Ein Blumenstrauß lande dann auf einem Grab im Nachbardorf. Bedauerlich, ärgerlich - aber auch davon erfährt die Polizei meist nichts: "Die Leute unterhalten sich zwar vor Ort", sagt Thiel. "Sie melden es aber nicht." Ähnliches Bild in Prüm: "Wir haben nichts", sagen die dortigen Kollegen. "Auch aus der zurück liegenden Zeit ist nichts bekannt." "Falsch verstandene Jugendstreiche"

Was allerdings noch häufiger vorkommt, sind Zerstörungen oder Beschädigungen. Klaus Schnarrbach: "Da wird dann zum Beispiel einfach mal Kerzenwachs über die Grabplatten oder die Einfassung gegossen. Und diese Schäden sind oft schwierig zu beheben." Die Täter: Meist Jugendliche nach exzessivem Alkoholverzehr. "Falsch verstandene Streiche" nennt es Thiel. Sofern die Verursacher allerdings gestellt würden, folge meist ein Geständnis mit anschließender Wiedergutmachung. Die Inspektionen der Region sind zu erreichen unter folgenden Telefon-Nummern: Bitburg 06561/96850; Daun 06502/96260; Prüm 06551/9420. Liebe Leserinnen, liebe Leser: Ihre Meinung ist gefragt. Gab es auch in Ihrer Gemeinde Diebstähle auf dem Friedhof? Mailen Sie uns Ihre Meinung in wenigen Sätzen an die E-Mail-Adresse eifel-echo@volksfreund.de. Name und Anschrift nicht vergessen!

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