Wer nicht spurt, bleibt nicht lange

BITBURG/SPANGDAHLEM. Kurvige Landstraßen, tückisches Eis: Auto fahren in der Eifel ist für viele amerikanische Militär-Angehörige eine besondere Herausforderung. Auf der Air Base Spangdahlem tun die Verantwortlichen alles dafür, dass möglichst wenige Unfälle passieren.

Der Sensenmann ist allgegenwärtig: Gnadenlos verzeichnet der Schwarzkittel jeden Tag am Haupttor der Air Base Spangdahlem die Unfälle mit amerikanischer Beteiligung. Am vorigen Wochenende waren es elf, einer davon ist mit dem Kürzel "DUI" gekennzeichnet: Driving under the influence - Fahren unter Alkoholeinfluss. Die Konsequenz: Führerscheinverlust für ein Jahr. Falls jemand verletzt wurde, dauert die Zwangspause noch länger."Wir schnappen sie so früh wie möglich"

"Wir sind sehr streng mit diesen Leuten", sagt Oberstleutnant Larry Laird. Laird ist Sicherheitschef der Air Base. Von Anfang an, berichtet er, werden die Soldaten und ihre Familien auf die deutschen Verhältnisse umgeschult. "Die ganze Zeit kommen neue Amerikaner aus den Staaten hier an", sagt Laird. "Wir versuchen, sie so früh wie möglich zu schnappen und zu unterrichten."Unter anderem müssen alle die deutschen Verkehrsregeln und -schilder pauken. Am Ende steht ein umfangreicher und schwieriger Test. "Rund die Hälfte der Leute fallen beim ersten Mal durch", erzählt Scott Livingston, zuständiger Sergeant für Arbeits- und Verkehrssicherheit. Für unter 26-Jährige gibt es gesonderten Unterricht. Denn die seien im Gegensatz zu ihren reiferen Kollegen besonders gefährdet, sagt Livingston, weil sie noch nicht "unter dem Einfluss der Weisheit" stünden."Das größte Problem hier in der Eifel sind die vielen kleinen, kurvigen Straßen", erklärt Oberstleutnant Laird. "Da kann eine kurzzeitige Ablenkung zum Kontrollverlust führen."Wetterumschläge und winterlicher Frost tun ein Übriges. Schon ist der Unfall passiert. Und schon wieder ein "Ami" - denken viele, wenn sie von einem Crash lesen, an dem ein US-Bürger beteiligt war. Der Eindruck drängt sich auf, dass die Soldaten und ihre Angehörigen besonders häufig in Unfälle auf den Eifeler Straßen verwickelt sind.Aber der Schein trügt: "An American sticks out" - ein Amerikaner, der einen Unfall baut, sticht eben hervor, erklärt Scott Livingston. Larry Laird erinnert außerdem daran, dass rund 14 000 Menschen auf der Base arbeiten und in der Region leben. "Das ist das Äquivalent einer größeren Stadt." Und darauf bezogen lägen die Unfallzahlen durchaus im normalen Bereich. Das bestätigt auch Klaus Schnarrbach, Hauptkommissar bei der Polizei-Inspektion Bitburg: "Besondere Auffälligkeiten gibt es nicht mehr", sagt Schnarrbach, zumal die US-Autos inzwischen auch deutschen TÜV-Standards entsprächen. Und "dass welche mit vier glatten Schlappen unterwegs sind, das erleben wir auch nicht mehr."Gefährlichste Strecke: Die B 50 zwischen Bitburg und "Spang". Inzwischen haben die US-Verantwortlichen dort ein Überholverbot für Amerikaner durchgesetzt. Seitdem sind die Unfallzahlen zurück gegangen. Weitere Erleichterung soll die neue Direktverbindung vom Flugplatz zur A 60 bringen, die demnächst eröffnet wird. Außerdem geplant: Fahrsicherheitstrainings für alle Soldaten auf dem ADAC-Gelände in Koblenz."Das alles beschäftigt uns sehr", versichert Laird. "Wir sind schließlich Besucher hier, und da wollen wir auf keinen Fall eine Bürde darstellen". Umso harscher (Laird: "Das garantiere ich Ihnen") werden alle Regeln ausgelegt - bis hin zur Degradierung der Unbelehrbaren. Scott Livingston bringt es auf den Punkt: "Du verlierst einen Streifen, du verlierst den Führerschein, und du verlierst Geld." Vor allem aber bleibt der Eintrag in der Personalakte stehen - bis zum Ende der militärischen Laufbahn. Am härtesten trifft es die Wiederholungstäter. Livingston: "Die bleiben nicht lange." Erst kürzlich sei ein Soldat entlassen worden, weil er zwei "DUIs" verursacht hatte. Dabei müsste sich wirklich niemand angetrunken ans Steuer setzen, denn auf der Base gibt es dafür eine Sondereinsatz-Truppe: Die "Airmen Against Drunk Driving" - Soldaten, die sich in ihrer Freizeit als Fahrer bereit halten, falls irgendwo ein Kollege "versumpft" ist. Der muss dann nur eine bestimmte Nummer anrufen und wird prompt abgeholt. Sie steht auf einem Schlüsselanhänger, der jedem Neuankömmling in die Hand gedrückt wird.Kurz: Es wird viel getan für die Verkehrssicherheit, und das nicht von den Amerikanern allein. Larry Laird zur Zusammenarbeit mit der deutschen Polizei: "Wir helfen uns gegenseitig. Auf diese Kooperation bin ich sehr stolz."

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