Werdet wie die Kinder: Mit Spaß Sprache lernen

270 Kinder in 24 Gruppen an sechs Grundschulen der Verbandsgemeinde (VG) Bitburg-Land lernen mit Hilfe von neuen Mitarbeiterinnen derzeit freiwillig Französisch. Die Bilanz der Sprach-Initiative von Volksbildungswerk und VG kann sich sehen lassen.

 Zum Erfahrungsaustausch über das Projekt „Französisch an Grundschulen“ trafen sich die Rektorinnen und französischen Fachkräfte in der VG-Verwaltung. TV-Foto: Dagmar Schommer

Zum Erfahrungsaustausch über das Projekt „Französisch an Grundschulen“ trafen sich die Rektorinnen und französischen Fachkräfte in der VG-Verwaltung. TV-Foto: Dagmar Schommer

Bitburg. (scho) Angefangen hat alles mit dem Landesprogramm "Lerne die Sprache des Nachbarn", das Französisch-Unterricht an Kindergärten fördert. Vorausgesetzt, es unterrichtet ein Muttersprachler. Das Problem dabei: Interessierte Muttersprachler sind selbst in der Grenzregion rar. "Nachdem wir mal fast flächendeckend Französisch-Kurse in den Kindergärten im Bitburger Land hatten, gibt es derzeit wieder offene Stellen", sagt Ralph Schmitz, Leiter des Volksbildungswerks.

In Nattenheim, Bickendorf, Wißmannsdorf, Baustert und Bettingen existiert das Angebot. Für Rittersdorf, Seffern und Oberweis werden noch Muttersprachler gesucht. Auch Wolsfeld, Sülm und Dudeldorf haben noch kein Französisch-Angebot. Von der Vorgabe, dass in Kindergärten nur der Unterricht von Muttersprachlern gefördert wird, will das Land aber nach Auskunft von Verbandsbürgermeister Jürgen Backes nicht abweichen. "Leider", wie Backes ergänzt.

Denn dass es auch ohne Muttersprachler möglich ist, Kindern spielend eine Fremdsprache beizubringen, zeigt die Initiative des Volksbildungswerks an den sechs Grundschulen im Bitburger Land (Bettingen, Rittersdorf, Bickendorf-Seffern, Wolsfeld, Idesheim und Dudeldorf), die inzwischen alle freiwilligen Französisch-Unterricht anbieten. 270 Kinder machen mit; das sind 70 mehr als noch im Vorjahr. "Möglich war das nur dank der guten Zusammenarbeit mit den Schulleitungen", sagt Schmitz.

Singen, spielen, Koffer packen



Schulleiterinnen und Fachkräfte hatten sich zum Erfahrungsaustausch in der VG-Verwaltung getroffen. Für alle gleichermaßen beeindruckend ist, wie spielend die Kinder eine Fremdsprache lernen. In den Unterrichtseinheiten wird gesungen, gespielt und zu verschiedenen Themen gelernt - etwa Obst und Gemüsesorten auf Französisch, Gebete oder Brauchtum in Frankreich, Feiertage und vieles mehr.

Dabei gehen die entsprechend geschulten Lehrer spielerisch vor. So packen die Kinder vor den Ferien etwa einen Koffer "auf Französisch", halten im Auftrag einer Froschpuppe Briefkontakt mit deren Cousin (und bekommen dank des "France Mobil" auch Antwort), führen mal ein Theaterstück auf oder entdecken spannende Gegenstände in einer Schatztruhe. VG-Chef Backes lobt das hohe Engagement der Französischkräfte an den Grundschulen: "Sie sind alle sehr geeignet, auch ohne Muttersprachler zu sein."

Deutlich wurde beim Erfahrungsaustausch auch, das der Unterricht im Kindergarten sich durchaus in der Grundschule bemerkbar macht. Die schon früh geförderten Kinder können zum Schulstart schon in der Fremdsprache zählen, grüßen, Lieder singen und haben mehr Gefühl für die Fremdsprache. Weiterhin verlieren die Kinder generell die Scheu davor, Sprachen zu lernen. Tolles Ergebnis: In der dritten und vierten Klassen, sind die Jungen und Mädchen schon in der Lage, erste Texte auf Französisch zu lesen.

Kosten und Kontakt: Dank eines edlen Spenders, der namentlich nicht genannt werden möchte, gibt's den freiwilligen Französisch-Unterricht an Grundschulen für einen elterlichen Unkostenbeitrag von zwölf Euro im Quartal. Schulkindern sowie Jungen und Mädchen, die im letzten Kindergartenjahr bereits die Schulkurse besuchen wollen, melden sich bei Astrid Konter, Telefon 06561/66-103, oder Ralph Schmitz, Telefon 06561/66-104. Dort gibt es weitere Infos zum Angebot.

Meinung

Mehr Sprache, mehr Chance

Das Vorbild heißt Luxemburg, das Ziel lautet Großregion, die Basis ist der Abbau von Sprachbarrieren und die Förderung von Sprachkompetenz. In diese Richtung geht die bemerkenswerte Initiative des Volksbildungswerks, das freiwilligen Französisch-Unterricht an den Grundschulen im Bitburger Land etabliert hat. Ein Anfang ist also gemacht, der Weg ist noch weit. Denn während die Nachbarn im "Ländchen" selbstverständlich dreisprachig leben, hinkt die Eifel mit dem Mehrsprachenerwerb hinterher. Dass die Kinder hierzuland nicht minder sprachbegabt und -begeistert sind, zeigen die positiven Erfahrungen, die im Bitburger Land mit Französisch-Unterricht in Kindergärten und Grundschulen gemacht werden. Bremsschuh für das Sprachenlernen von Kindesbeinen an ist die Vorgabe, das nur der Unterricht von Muttersprachlern im Kindergarten gefördert wird. So lange Muttersprachler derart schwer zu finden sind, sollte man lieber Fachkräfte ran lassen, als ganz auf den Unterricht zu verzichten. Denn Sprachen öffnen Türen. Mehrsprachigkeit ist ein klarer Standortvorteil und am Ende auch Basis eines florierenden Wirtschafsraums im Herzen Europas, wo Arbeitnehmer wie Firmen dies- oder jenseits der Grenze ihren Weg machen können. d.schommer@volksfreund.de

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