Widerstand bedingt erfolgreich

BITBURG. (lars) Der Stadtrat hat sich bewegt. Dennoch folgte das Gremium nicht dem Wunsch der Anwohner, auf weitere Bebauung im Bereich Paulskreuz ganz zu verzichten.

 Umstrittenes Idyll: Anwohner wollen weitere Häuser im Bereich Paulskreuz verhindern.Foto: Lars Oliver Ross

Umstrittenes Idyll: Anwohner wollen weitere Häuser im Bereich Paulskreuz verhindern.Foto: Lars Oliver Ross

Wenn Anwohner murren, tun sich Kommunalpolitiker schwer mit Entscheidungen - selbst wenn es um ein Wohnungsbauprojekt geht und weder die Änderung des Bebauungsplans noch die Erschließung aus der Stadtkasse vorfinanziert werden müssen, weil ein privater Bauträger das übernimmt.Genau das ist im Bereich der Straße "Auf Paulskreuz" der Fall. Beda-Regiebau will auf einer Wiese hinter der vorhandenen Bebauung Häuser hochziehen. Die Fläche war bei der Aufstellung des Bebauungsplans "Prümer Straße" in den 90er Jahren ausgespart worden, weil sie zunächst weiter landwirtschaftlich genutzt werden sollte. Kurz vor Abschluss des damaligen Verfahrens änderte der Besitzer zwar seine Meinung. Um nicht das ganze Bebauungsplan-Prozedere von vorn beginnen zu müssen, sparte man das Areal dennoch zunächst aus. Zumal eine von der Stadt finanzierte Erschließung angesichts der zu erzielenden Grundstückspreise ohnehin zu teuer geworden wäre.So ruhte die Sache zunächst und die Anwohner der Straße "Auf Paulskreuz" erfreuten sich einer unbebauten Wiese mit Obstbäumen hinter ihren Häusern. Kein Wunder, dass sie sich nicht über die Aussicht freuten, die Bäume gegen Häuser zu tauschen. Zumal aus sieben Einfamilienhäusern zwischenzeitlich sechs zweigeschossige Gebäude mit jeweils bis zu drei Wohnungen wurden. Es gebe keine Notwendigkeit für die Bebauungsplanänderung, argumentierten die Anwohner. Vielmehr handele es sich um eine "Gefälligkeitsplanung" für den Bauträger. Die neue Bebauung führe auch zu zusätzlicher Verkehrsbelastung ihrer Straße und zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Wohnqualität. Zudem sei die Streuobstwiese schützenswert, wurde eingewandt. Der Protest zeigte durchaus Wirkung. Weder ein Recht auf "schöne Aussicht", noch die Behauptung, es gebe keinen Bedarf an zusätzlichen Wohnungen, ließen die Gremien zwar gelten. Sie änderten dennoch einiges am ursprünglichen Plan: Eine Fußweg-Verbindung zur Prümer Straße wurde genauso gestrichen, wie eine an der Ecke Prümer Straße/Paulskreuz vorgesehene Neubebauung der Fläche eines Landwirtschaftsbetriebs. Daneben wurden Dachneigung und Höhe der zulässigen Gebäude verringert und ein größerer Grenzabstand festgelegt.Dennoch zögerten Teile des Stadtrats bis zuletzt, den Bebauungsplan durchzuwinken. Erst als auf Vorschlag von Manfred Kürten (SPD) und nach einer Beratung der Fraktionschefs auch noch die Möglichkeit, Doppelhäuser zu bauen, gestrichen worden war, und Bürgermeister Joachim Streit für alle Fraktionen erklärt hatte, dass man genau abgewägt habe und den Anwohnern soweit wie möglich entgegen gekommen sei, hoben alle ihre Hände für das Projekt.Ob damit der Widerstand auf Paulskreuz endgültig gebrochen ist, bleibt freilich fraglich. Die Anwohner waren nach der Stadtratssitzung sichtlich enttäuscht und kündigten an, sich weiter für ihre Interessen zu einzusetzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort