Wie aus einem Guss

BLEIALF. Die Geburt einer Glocke: Im Schneifelort Bleialf erlebten Hunderte von interessierten Besuchern hautnah, wie eine Kirchenglocke entsteht. Im Mittelpunkt des Schauspiels: Der Guss einer Glocke und das Enthüllen der weiteren Glocke.

 Großes Interesse am seltenen Ereignis: In Bleialf wurde eine Glocke vor Ort gegossen.Foto: Joachim Schröder

Großes Interesse am seltenen Ereignis: In Bleialf wurde eine Glocke vor Ort gegossen.Foto: Joachim Schröder

Das alte Handwerk des Glockengießens hat nichts an Geheimnisvollem und Sagen umwitterten Tun verloren. Doch der vermeintliche Mythos wich am Sonntag schnell der Realität. Was vor den staunenden Augen der vielen hundert Zuschauer geschah, war ein interessantes und informatives Geschehen, das wohl wenige so je gesehen hatten. Zu der praktischen Vorführung kamen die fachlichen Erklärungen durch die Glockengießermeisterin Cornelia Mark-Maas aus Brockscheid. Bleialf am Samstag: Das hieß zuerst einmal viele Vorbereitungen treffen und notwendige Arbeiten erledigen. Die Herstellung der "falschen Glocke" und des Glockenmantels, die technischen Arbeiten und das Herrichten des Platzes erforderten Zeit und Aufwand.Metallgemisch aus 1100 Grad Celsius

Der Sonntag wurde eingeläutet von der einzig noch tauglichen Glocke im "Schneifeldom", der "dicken" Marienglocke, die bis heute treu ihren Dienst versieht. Während des feierlichen Gottesdienstes wurden derweil von fleißigen Händen die restlichen Arbeiten vor dem Haupteingang zur Kirche verrichtet, darunter das Legen der Kanäle für den Metallzufluss und das Erhitzen des Metallgemischs auf 1100 Grad Celsius. Während die Musik des Alftal-Blasorchesters durch die Straßen ertönte, klebten erste Menschentrauben um das Glockengeheimnis. Die Kinderschola und Kindertanzgruppen sorgten für Unterhaltung, bevor der erste Höhepunkt folgte: Der Guss der neuen Glocke. 15 Uhr - Die Spannung stieg, das glühende Metall floss. Cornelia Mark-Maas und ihre Mitarbeiter, vermummt in ihrer Arbeitsmontur, beobachteten den Fluss bei glühender Hitze. Gebete und Lieder begleiteten die Arbeit. Noch einmal spielte das Jugendorchester auf - dann nahte ein weiterer Höhepunkt: Eine bereits fertige Glocke wurde enthüllt und entkernt. Ein Raunen, ein Staunen, eine beeindruckte Menschenmenge - fleißige Hände halfen mit bei der Entkernung und Säuberung. Kinder schrubbten und bürsteten um die Wette. Die anschließende Klangprobe fiel zur vollten Zufriedenheit aus.Die Anna-Glocke war lädiert

Durch Beschluss des Verwaltungsrats wurden in Brockscheid bereits im Mai drei weitere Glocken gegossen. Die lädierte Anna-Glocke wurde repariert. Somit hat der Schneifeldom demnächst ein prächtiges Geläut mit sechs Glocken. Neben der Marien- und Anna- Glocke ertönen dann die Cäcilia-, Elisabeth-, Josef- und Dreifaltigkeitsglocke über die Schneifelhöhen und den Ort Bleialf. Die Kosten für das Projekt - neben den neuen Glocken wird der gesamte Glockenstuhl saniert - belaufen sich auf rund 80 000 Euro. Der Kontostand in Sachen Glocken beläuft sich derzeit auf rund 15 000 Euro. Es ist also noch Einiges zu bewegen. Das Pfarrfest wird weitergeholfen haben. Eine Broschüre mit dem Titel "Schalle zur Ehre Gottes - Glocken in den Kirchen der Pfarrei Bleialf" hat Franz Meier heraus gegeben. Sie ist beim Autor zu beziehen und enthält alle wichtigen Informationen rund um die Glocken in Winterscheid, Bleialf, Oberlascheid, Großlangenfeld, Mützenich und Buchet.

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