Wie funktioniert eigentlich Deutschland?

Über Politik wissen die Deutschen Bescheid, auf den zweiten Weltkrieg sind sie nicht gut zu sprechen und wer mit ihnen anprostet, sollte ihnen tief in die Augen schauen. Denn sie glauben, sonst gebe es schlechten Sex. Unsere Reporterin hat auf der Air-Base Spangdahlem einen Einführungskurs für amerikanische Neuankömmlinge besucht.

Spangdahlem. "Ich bin heiß", sagt Easter Sarnecky und lächelt. Mit diesen Worten habe eine amerikanische Freundin stolz ihre erste Konversation auf Deutsch bestritten. Auch wenn dies nach einer perfekten Übersetzung für "I am hot" klinge, rät Sarnecky ihren Landsleuten davon ab, es ihrer Freundin gleichzutun.

Einmal wöchentlich unterrichtet die gebürtige US-Amerikanerin im "Willkommens-Center" auf der Air-Base Spangdahlem Soldaten, die ganz frisch in Deutschland angekommen sind. Sie bringt ihnen bei, was sie wissen müssen, um sich im Land der 600 Brot- und 5000 Biersorten zurechtzufinden. Einem Land, dessen Einwohner partout keine Kinder zeugen möchten, obwohl die Rahmenbedingungen aus amerikanischer Sicht paradiesisch sind. Einem Land mit zwei kühlen Küsten, wundervollen Städten, regiert von der mächtigsten Frau der Welt und mit Kindern, die amerikanischen Fastfoods wegen immer dicker werden - so das Bild, das Sarnecky den rund zwanzig aufmerksamen Uniformierten von ihrer neuen Heimat zeichnet.

"Wenn sie Regen mögen, werden sie hier sehr glücklich sein." Die in Florida geborene Dozentin lässt im Laufe des Unterrichts keinen Zweifel an der Zuneigung, die sie selbst für die Region gefasst hat, in der sie nun schon seit 27 Jahren lebt. Sie rät den jungen Soldaten eindringlich, sich vom Wetter nicht beirren zu lassen und trotzdem zu reisen und zu feiern: auf dem Wittlicher "Pigfest", den Manderscheider Burgen, Brot und Spiele, dem "Winefestival" in Bernkastel-Kues, Rock am Ring… fleißig schreiben die Neuankömmlinge mit.

Weil sie dabei zweifellos auf Deutsche treffen werden und es einiges gibt, was dann schief laufen kann, gibt Sarnecky ihnen Ratschläge: Deutsche mögen es, von dritter Seite vorgestellt zu werden. Bei dieser Vorstellung sollte man dem Gegenüber bei einem festen Händedruck richtig in die Augen schauen. Ebenso wie beim Zuprosten - denn sonst, so glaubten die Deutschen, gebe es sieben Jahre schlechten Sex. "Prost!", sagt Sarnecky, während die "Airmen" verwundert grinsen.

Zudem empfehle es sich, die Nachbarschaft zu grüßen. Wenn man Frau Müller von nebenan allerdings das völlig unverbindliche "Hi, how are you" entgegenrufe, könne es gut sein, dass Frau Müller daraufhin eine halbe Stunde lang über ihre Zimperlein berichte. Lädt sie dann zum Essen ein, sollte man pünktlich erscheinen und ein Gastgeschenk dabeihaben. Und ganz wichtig: Nur weil der Tisch abgeräumt wird, heiße das noch nicht, dass die Party schon vorbei sei. "Germans like it ,gemütlich'", sagt Sarnecky.

In Kneipen, nicht zu verwechseln mit "Bars", könne man hier getrost auch Kinder mitnehmen. Seien sie doch kein Ort des sinnlosen Besäufnisses, sondern der Kommunikation. "That's a place where people socialise", betont Sarnecky mehrfach. Dass es sich bei den meisten Bars der Region nicht um solche im amerikanischen Sinne handele, merke man spätestens an den nackten Frauen.

In Kneipen oder Restaurants könne es geschehen, dass sich einfach jemand an den gleichen Tisch setzt. Wem das nicht zu viel der Nähe ist, finde in Fußball, Reisen, Politik oder Arbeit und Beruf Gesprächsthemen, auf die Deutsche sich bereitwillig einlassen. "Die Deutschen sind sehr gut informiert über das, was in der Welt vorgeht - auch in den USA." Weniger gut kämen hingegen die Themen Weltkrieg und Holocaust an, sagt die Dozentin.

"Guten Tak, sprecken sie Inglisch", wiederholt einer ihrer Schüler. Die Antwort auf seine Frage wird in Deutschland immer die gleiche sein: "A little bit." Und mag das Englisch noch so fließend sein. Ein komisches Land.

Sie sind mitten unter uns, man trifft sie beim Stadtbummel oder abends in der Diskothek - aber wie die über 10 000 "Eifel-Amerikaner" eigentlich leben und was sie hier genau tun, das wissen nur die wenigsten. In der Serie "American way of Eifel" wirft der TV einen Blick hinter den Zaun der amerikanischen Militärbasis, auf kulturelle Unterschiede, militärische Missionen oder in amerikanische Einkaufswagen.

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