Wilde Westeifel

Die neue Kaltschnäutzigkeit der Kriminellen bei ihren Raubzügen in der Eifel nimmt beängstigende Formen an. Fast macht es den Anschein, als entwickele sich ausgerechnet in der Provinz ein El Dorado für Gesetzlose.

Banken werden in erschreckender Regelmäßigkeit um Zehntausende Euro erleichtert. Schönecken, Bleialf, Bleialf, Schönecken, dazwischen gleich drei Mal Darscheid und weitere Abstecher. Die Kollegen von den Kreditinstituten könnten sich zum Erfahrungsaustausch treffen: Wie reagiere ich im Angesicht einer gezückten Pistole, und wie verarbeite ich später den Schock? Dabei können die Wirte und Gäste der überfallenen Gaststätten in Krautscheid und Weidenbach bestens mitreden. Bürger sitzen friedlich in der Kneipe - und haben plötzlich eine Faust im Gesicht oder ein kaltes Stück Eisen im Nacken. Zustände wie im Wilden Westen. Bei der Einbruchserie im Islek gab es zwar (noch) keine direkte Konfrontation, aber die Dreistigkeit passt ins Bild: reinmarschieren, abkassieren, abhauen. Wie passen dazu landesweit sinkende Zahlen bei den Polizisten? Es wird höchste Zeit, etwas gegen den chronischen Personalmangel etwa bei der Polizeiinspektion Prüm zu unternehmen. Bisher hat das Innenministerium nur vage eine Umorganisation angekündigt. Derweil macht in Dasburg das brisante Schlagwort von einer "Bürgerwehr" die Runde. So wichtig aufmerksame Zeugen und Nachbarschaftshilfe auch sind: Nächtliche Bürger-Patrouillen, womöglich mit Baseball-Schlägern, können keine vernünftige, dauerhafte Lösung sein. Um laienhafte Auswüchse zu vermeiden, müssen die Profis gestärkt werden. Und zwar nicht nur auf deutscher Seite. Es gibt vorbildliche grenzüberschreitende Projekte in vielen Bereichen, aber für Fahnder ist die Grenze immer noch ein Hindernis. Das Hinterland darf nicht zur Sicherheits-Diaspora verkommen. m.hormes@volksfreund.de

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