Willkommenstreff: Letzte Ausgabe am 15. März

Bitburg · "Unsere Mission ist erfüllt", sagt Peter Berger vom Willkommenstreff. Ab sofort nehmen er und seine Mitstreiter keine Kleider- und Sachspenden mehr entgegen. Das heißt aber nicht, dass sich die engagierte Mannschaft nun ins Privatleben zurückzieht. Sie möchte die Entwicklung in Sachen Flüchtlinge abwarten und den Kontakt zu Hilfesuchenden aufrechterhalten. Das Gebäude mit dem leicht maroden Charme soll weiter genutzt werden - für neue Ideen.

 Sie sehen ihre Mission erst einmal als beendet an: Thomas Comes, Peter Berger, Fanous Girgis Fouad, Anne Langholz, Wolfgang Schönhofen, Maria und Matthias Heck (von links). TV-Fotos (3): Maria Adrian

Sie sehen ihre Mission erst einmal als beendet an: Thomas Comes, Peter Berger, Fanous Girgis Fouad, Anne Langholz, Wolfgang Schönhofen, Maria und Matthias Heck (von links). TV-Fotos (3): Maria Adrian

Foto: (e_bit )

Bitburg. Freundlich begrüßt Wolfgang Schönhofen ein Ehepaar am Eingang des Willkommenstreffs in der Gartenstraße und nimmt den beiden gleich die Taschen ab.
Das Paar hat Kleider für Flüchtlinge und sozial Benachteiligte vorbeigebracht. Nach einem kurzen Gespräch gehen die beiden wieder raus in die Kälte. Obwohl es draußen nicht wesentlich kälter ist als drinnen. Schließlich hat der Willkommenstreff im einstigen Aldi-Gebäude keine Heizung. Aber das stört nicht weiter, Helfer und Kundschaft lassen Jacken, Mützen und Schals einfach an.
Neues Konzept, neuer Name


Während Schönhofen die Kleidung zur Sortierstelle bringt, zieht Peter Berger gerade im hinteren Teil des weitläufigen Gebäudes die Schrauben an einem Fahrrad fest. Zwar ist nicht gerade Wetter zum Fahrradfahren, aber es warten mehrere Kunden auf Bergers Einsatz.
"Das ist ein gutes Scott-Fahrrad", sagt Berger und zeigt einem jungen Flüchtling, dem neuen Besitzer des Vehikels, wie er Sattel und Lenkstange verstellen kann. Der junge Mann hätte dafür noch gern einen Schraubenschlüssel bekommen. "Den musst du dir kaufen, der kostet nur ein paar Euro", erklärt ihm Berger.
Zufrieden schiebt der frischgebackene Besitzer sein Scott-Fahrrad aus dem Gebäude, während ein weiterer junger Mann auf Berger wartet. Der hat schon viele gespendete Fahrräder repariert - geschätzte 220 werden es mittlerweile sein.
Ein kleiner Junge ist ganz stolz, weil er helfen darf. Er versucht, einen Fahrradreifen aufzupumpen. Derweil gießt Thomas Comes im Eingangsbereich Sprudel in die Kaffeemaschine. "Wir haben hier nämlich kein fließendes Wasser", erzählt er, füllt Kaffeepulver ein und stellt Zucker und Dosenmilch bereit. Comes hat zusammen mit Waltraud und Peter Berger, Bernd Kruse und Anne Langholz den Willkommenstreff beziehungsweise den Arbeitskreis "Alles für Flüchtlinge" ins Leben gerufen.
Begonnen hat alles im Pfarrhaus St. Peter. Dort stellt die Kirche den Helfern im Juni 2015 kostenlos einen Raum zur Verfügung, damit Flüchtlingen schnell und unbürokratisch mit Kleidern und Sachspenden geholfen werden kann. Nach kurzer Zeit hat das Projekt die gesamte untere Etage des Pfarrhauses in Anspruch genommen.
Neben Kleidung werden Haushaltswaren, Schuhe, Spielzeug, Elektrogeräte und Fahrräder ausgegeben.
Rasch sind die Räume zu klein, die Suche nach einer neuen Unterkunft beginnt und ist schließlich auch erfolgreich: Am 2. November 2015 steht der Umzug ins ehemalige Aldi-Gebäude in der Gartenstraße an. Die erste Ausgabe dort erfolgt am 18. November.
Zuvor haben viele Helfer das lange leerstehende Gebäude in Schuss gebracht. Eine Bitburger Firma hat die Stromversorgung sichergestellt. "Wir sind der Stadt und allen Spendern und Helfern sehr dankbar", sagt Comes.
Kontakte bleiben bestehen

 Große und kleine Kunden schauen sich im Willkommenstreff um.

Große und kleine Kunden schauen sich im Willkommenstreff um.

Foto: (e_bit )
 Peter Berger und sein kleiner Helfer pumpen einen Fahrradschlauch auf.

Peter Berger und sein kleiner Helfer pumpen einen Fahrradschlauch auf.

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Da schon nach kurzer Zeit auch Sachen für Bedürftige ausgegeben werden, nennen die Helfer das neue Zuhause nun "Willkommenstreff". "Etwa 80 bis 100 Menschen besuchen uns jeden Mittwoch - darunter zehn Prozent Deutsche." Das Helferteam ist größer geworden, mittlerweile sind es an die 25 aus Bitburg und dem Umland. Und wie werden sprachliche Hürden genommen?
"Ich habe ein Übersetzungsprogramm, und viele können auch Englisch und mittlerweile auch etwas Deutsch", sagt Johannes Roß-Klein, der sich gerade einen Kaffee holt.
Zudem gibt es einen Übersetzer aus Fleisch und Blut. Es ist der Sudanese Fanous Girgis Fouad, der schon seit 20 Jahren in Deutschland lebt. Der gelernte Uhrmacher ist koptischer Christ und übersetzt auch die Hinweisschilder im Treff vom Deutschen ins Arabische.
"Es sind hier viele Freundschaften wie zu Fanous entstanden, man macht interessante Begegnungen und erfährt am Schicksal anderer Menschen, wie gut es uns selbst geht", sagt Comes. Dennoch hat das Team nun beschlossen, das Projekt auslaufen zu lassen. "Insgesamt lässt der Andrang nach. Viele sind nun versorgt, und es kommen keine neuen Kunden dazu", fasst Peter Berger zusammen.
Ab sofort werden also keine Spenden mehr angenommen. Das Team hofft, dass es die vorhandenen Sachen noch an Mann, Frau und Kind bringen kann. Die letzte Ausgabe ist am Mittwoch, 15. März.
" Wir sehen unsere Mission als erfüllt an, aber wir halten Kontakt zu den Hilfesuchenden. Und auch an dem Gebäude mit dem maroden Charme möchte das Team festhalten.
Über neue Ideen und Hilfsprojekte möchten die Helfer dann in Ruhe nachdenken.

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