Windkraftprojekte: Zehn Dörfer mischen mit

Ingendorf · Noch steht nicht definitiv fest, wo in Bitburg-Land zukünftig neue Windkraftanlagen errichtet werden können. Doch wenn es so weit ist, wollen die zehn Gemeinden Ingendorf, Dockendorf, Wettlingen, Birtlingen, Messerich, Oberweis, Peffingen, Rittersdorf, Fließem und Nattenheim startklar sein. Gemeinsam mit einem Betreiber haben sie die Windenergie Bitburg-Land Planungsgesellschaft gegründet.

 Mit Windkraft lässt sich viel Geld verdienen. In Bitburg-Land wollen Gemeinden gemeinsam davon profitieren.

Mit Windkraft lässt sich viel Geld verdienen. In Bitburg-Land wollen Gemeinden gemeinsam davon profitieren.

Foto: Uwe Hentschel

Ingendorf. Anlagen mit einer Nabenhöhe von 150 Metern und einer Leistung von drei Megawatt, davon bis zu 20 Stück, mit denen bei einem Jahresenergieertrag von 7,5 Millionen Kilowattstunden der jährliche Strombedarf von 2000 Vier-Personen-Haushalten gedeckt werden könnte: So könnte die Zukunft für den Höhenzug zwischen Peffingen und Oberweis aussehen. Vorausgesetzt, der Flächennutzungsplan lässt das zu. Denn das Ergebnis der Fortschreibung dieses Plans wird zeigen, wo in Bitburg-Land zukünftig neue Windkraftstandorte ausgewiesen werden. Wobei der Bereich zwischen Oberweis und Peffingen die notwendigen Kriterien durchaus erfüllt (siehe Extra). Drei der Gemeinden, die in diesem Gebiet liegen, sind die Orte Ingendorf, Wettlingen und Bettingen. Bereits im Juni 2011 gab es in Bettingen ein erstes Treffen mit Vertretern der Dörfer, mit dem Ziel, möglichst auch Kommunen an neuen Windkraftprojekten zu beteiligen. Mehrere Windkraftbetreiber hatten ihre Geschäftsmodelle vorgestellt. Überzeugt hat schließlich das Konzept der norddeutschen AgRo&WEA GmbH&Co. KG, mit der nun gemeinsam die "Windenergie Bitburg-Land Planungsgesellschaft mbH" gegründet wurde. Dieser Gesellschaft gehören neben AgRo&WEA (74 Prozent) auch die Gemeinden Ingendorf, Dockendorf, Wettlingen, Messerich, Oberweis, Birtlingen sowie Peffingen aus der VG Irrel an und zudem auch die drei Gemeinden Fließem, Rittersdorf und Nattenheim, auf deren Gemarkungen ebenfalls ein potenzieller Windkraftstandort liegt. Jede dieser Gemeinden ist mit 2,6 Prozent an der Planungsgesellschaft beteiligt. Die Aufgabe dieses Zusammenschlusses besteht darin, sich die Standorte mit den dafür notwendigen Gutachten und Genehmigungen zu sichern, um diese dann später gewinnbringend an einen Betreiber zu verkaufen.Geringes Risiko für Gemeinden

Für den Ingendorfer Ortsbürgermeister Günther Bartz, der als einer der Geschäftsführer die Gemeinden vertritt, ist das Projekt deshalb interessant, weil für die Orte so gut wie kein Risiko besteht. "Jede Gemeinde hat lediglich 650 Euro Einlage gezahlt", erklärt Bartz. Das gesamte Planungsrisiko liege bei AgRo&WEA. So trägt das Unternehmen, das bundesweit bereits an zahlreichen kommunalen Projekten und Bürgerparks beteiligt ist, sämtliche Vorleistungen für Planung und Gutachten, die dann später mit dem Gewinn der Gesellschaft verrechnet werden. Das, was dann übrig bleibt, wird prozentual auf die Mitglieder verteilt. Darüber haben die Gemeinden ein Mitbestimmungsrecht, da jede Entscheidung von mindestens 75 Prozent der Geschäftsanteile getragen werden muss. Von diesem Geschäftsmodell überzeugt ist auch der Bettinger Architekt und Geschäftsführer der Kreis-Grünen Helmut Fink. Er war der Initiator des Zusammenschlusses und bedauert nun, dass ausgerechnet Bettingen ausgestiegen ist. So hat sich der dortige Gemeinderat im Mai für ein anderes Beteiligungsmodell entschieden. Welche Gesellschaft in welcher Form zum Zug kommt, hängt jedoch letztlich vom Ergebnis der Änderung des Flächennutzungsplans in Bitburg-Land ab. Wie der VG-Beigeordnete Klaus Schnarrbach (Bürgermeister Josef Junk war auf TV-Anfrage nicht erreichbar) erklärt, gebe es noch Details und Einwände abzuklären, so dass sich der Rat frühestens im Oktober damit befassen werde. Meinung

Auf halber Strecke steckengebliebenDass sich zehn Gemeinden im Bitburger Land zusammenschließen, um beim Geschäft mit dem Wind gemeinsam Kasse zu machen, ist der richtige Weg. Die Verhandlungsposition wird gestärkt, Planungen vereinfacht und Kosten gespart. Die Argumente sprechen aber auch für einen größeren Zusammenschluss: einen Solidarpakt für alle 51 Gemeinden des Bitburger Lands, so wie das in der Verbandsgemeinde Irrel auf den Weg gebracht wurde. Denn dann können alle von der Windenergie profitieren. Schade, diese Chance ist in Bitburg-Land vertan. Nun kocht jeder sein eigenes Windkraft-Süppchen. Manche, wie die zehn Orte in der neuen Gesellschaft, in einem starken Team. Ein Team, das noch stärker hätte sein können. d.schommer@volksfreund.deExtra

Grundlage der Änderung des Flächennutzungsplans sind bestimmte Kriterien, auf die sich der VG-Rat Ende 2012 geeinigt hat. Demnach dürfen Windkraftstandorte nur dort ausgewiesen werden, wo mindestens 1000 Meter Abstand zur nächsten Siedlung bestehen, die Windgeschwindigkeit bei mindestens 5,8 Meter pro Sekunde liegt (in 100 Metern Höhe) und die jeweilige Fläche auch mindestens 40 Hektar umfasst. Insgesamt gibt es in Bitburg-Land neben dem Gebiet um Bettingen fünf weitere Bereiche, die infrage kommen: Rittersdorf/Nattenheim/Fließem, Heilenbach/Schleid, Sefferweich, Idenheim und Halsdorf. uhe

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