"Wir geben nicht kampflos auf"

Körperich-Obersgegen · Familie aus Körperich hat 1400 Unterschriften für den Erhalt ihres Geschäftes gesammelt.

 Ob der kleine Vincent auch mal den Körpericher Lebensmittelladen leiten wird? Nun möchte erst einmal seine Mutter Rebecca Schmalen das Geschäft in dritter Generation von ihren Eltern Helmut und Brigitte übernehmen – vorausgesetzt, ein Discounter macht der Familie keinen Strich durch die Rechnung. TV-Fotos (5): Andrea Weber

Ob der kleine Vincent auch mal den Körpericher Lebensmittelladen leiten wird? Nun möchte erst einmal seine Mutter Rebecca Schmalen das Geschäft in dritter Generation von ihren Eltern Helmut und Brigitte übernehmen – vorausgesetzt, ein Discounter macht der Familie keinen Strich durch die Rechnung. TV-Fotos (5): Andrea Weber

Foto: (e_eifel )

Körperich-Obersgegen Seit fast 70 Jahren betreibt die Familie von Brigitte Schmalen das Lebensmittelgeschäft in Körperich. Als ihr Vater es 1950 gründete, hieß es noch Kaufhaus Theisen und war eine kleine Stube von 30 Quadratmetern. Inzwischen läuft das Geschäft unter einer größeren Kette und hat einen Verkaufsraum von 600 Quadratmetern. Eine lange Tradition - und viel Herzblut, das in dem Dorfladen steckt.
Deshalb waren Brigitte Schmalen und ihre Familie ziemlich erschrocken, als sie erfuhren, dass ein Discounter plant, direkt gegenüber eine Filiale zu eröffnen. Nach TV-Informationen soll es sich um einen Norma handeln, die Firma war allerdings an Gründonnerstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
"Ich habe zu meinem Mann gesagt, wenn hier ein Discounter steht, dann möchte ich nicht mehr hier wohnen", sagt die 59-Jährige, die den Betrieb 1993 von ihrer Mutter übernommen hat. "Wir geben aber nicht kampflos auf", sagt ihr Mann.
Die Schmalens haben eine Unterschriftenaktion gestartet. Darin erklären sie ihre Pläne und bitten ihre Kunden, für den Erhalt ihres Betriebes zu unterschreiben. Die Familie steckt mitten in der Planung für einen Neubau. Sie möchte am Ortsausgang von Obersgegen in Richtung Geichlingen einen größeren, modernen Einkaufsmarkt errichten. Dort soll es auch Bedientheken für Käse, Wurst und Fleisch geben. Und mehr Parkplätze. "Wir kennen unsere Schwächen und wollen uns verbessern", sagt Helmut Schmalen. In drei Jahren soll Neueröffnung sein, das Konzept hat die Familie dem Gemeinderat bereits vorgestellt. Das hat der Discounter allerdings auch getan.
"Wenn der kommt, machen wir es nicht", sagt der 58-jährige Familienvater, "dann schließen wir. Wir machen keine Neugründung, die von Anfang an verurteilt ist." Denn für zwei Läden reicht die Kundschaft in Körperich nicht, davon ist die Familie überzeugt. "Wenn man den Pudding durch zwei teilen muss, ist er zu klein", sagt Schmalen. Das Risiko möchte auch seine Tochter Rebecca nicht eingehen. Die 32-Jährige würde das neue Geschäft leiten. "Wir würden unser Geschäft gerne halten, für die Gemeinde und weil es schon so lange im Familienbetrieb ist - aber nicht um jeden Preis", sagt sie.
Auf die Unterstützung der Körpericher und der Menschen aus der Umgebung kann die Familie jedenfalls bauen: Rund 1400 Unterschriften sind zusammengekommen. "Viel mehr Menschen leben hier nicht", sagt Helmut Schmalen und schmunzelt. "Ich war ganz erstaunt, dass die Rückmeldung so positiv war", sagt seine Frau.
Ortsbürgermeister Winfried Horn ist nicht ganz so begeistert von der Aktion. "Es ist vielleicht nicht der richtige Weg, direkt mit dem Holzhammer zuzuschlagen", sagt er. Er könne die Inhaber dennoch verstehen. Er will sich nicht konkret zu dem Thema äußern, sagt aber: "Es ist auf gutem Wege, dass Körperich seine nachhaltige Lebensmittelversorgung behält." Man müsse den Verdrängungswettbewerb ja nicht unbedingt mitmachen. "Familie Schmalen hat uns mehr als 60 Jahre versorgt. Warum soll man da was ändern?"
Meinung

Traditionsbetriebe soll man wahren
Poststelle, regionale Produkte, Präsentkörbe und Ernährungsberatung: Das Lebensmittelgeschäft in Körperich läuft gut. Das ist erfreulich, denn das ist nicht in jedem Dorf so. Viele Läden müssen schließen. Familie Schmalen kann sogar vergrößern. Das heißt, sie hat alles richtig gemacht. Und das seit fast 70 Jahren. Ob der Betrieb der Konkurrenz eines Discounters standhält, ist fraglich, das Risiko hoch. Zu hoch für etwas, mit dem die Einheimischen offenbar sehr zufrieden sind. a.weber@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort