"Wir haben hier keine Frittenbude"

LÜNEBACH/PRONSFELD. Gäste des Eifel-Zoos sind enttäuscht, weil dort im Rasthaus kein Eis am Stiel verzehrt werden darf. Zoo- und Rasthaus-Leitung halten an der ausgeschilderten Regelung fest.

Mit zwei Enkeln im Alter von drei und sechs Jahren besuchen Hedi und Herbert Ensch aus Bitburg den Eifel-Zoo in Lünebach/Pronsfeld. Der Aufenthalt gefällt ihnen zunächst bestens. Am Rasthaus kaufen sie zwei Eis am Stiel für die Kinder und setzen sich an einen Tisch auf der Terrasse mit 80 Plätzen. Dort bestellen sie bei der Bedienung einen Kaffee und einen Tee, für die Kinder keine Getränke. Bis dahin ist die Geschichte unstrittig. Die Enschs berichten, das Personal habe erst mitgeteilt, die Kinder müssten die Terrasse verlassen. In der weiteren Diskussion seien sie in "schroffem" und "bedrohlichem" Ton aufgefordert worden zu gehen. Die Zoo-Angestellten erklären, sie hätten die Gäste lediglich höflich, aber bestimmt auf eine Regelung aufmerksam gemacht, die ohnehin mehrfach ausgeschildert sei. Tatsächlich steht an der Eis-Truhe vor dem Rasthaus gleich zwei Mal: "Bitte haben Sie Verständnis, dass dieses Stangeneis nur außerhalb der Gastronomie verzehrt werden kann. Vielen Dank." Auf den Tischen stehen Karten mit der Aufschrift: "Bitte setzen Sie sich nicht mit Lutsch-Stangeneis an die Tische. Wir servieren Ihnen gerne unsere Eisbecher aus der Eiskarte. Vielen Dank." Zoo-Besitzer Hans Wallpott versteht die Aufregung nicht: "Wir haben hier kein Fünf-Sterne-Restaurant, aber auch keine Frittenbude. Wir haben das Rasthaus so hergerichtet, dass die Besucher hier gemütlich etwas Trinken und eine Kleinigkeit essen können." Die Terrasse wurde neu gepflastert und bestuhlt. Große Schirme spenden Schatten. Auf den Tischen liegen teure Decken - ein nahe liegender Grund für die Verzehr-Regel. Die Rasthaus-Betreiber wollen verhindern, dass Kinder die Verpackung aufreißen und mit der beschmierten Seite auf die Tischdecke legen. Deshalb gibt es günstige Eis-Becher auch speziell für Kinder. "Wenn bei Ferienfreizeiten 200 Schüler kommen, sich davon 50 mit Eis am Stiel auf die Terrasse setzen und vielleicht noch ihre Stullen und Getränke auspacken, blockieren sie den eigentlichen Betrieb", ergänzt Gastronomie-Leiterin Isabell Wallpott. "Wir müssen einheitlich vorgehen, sonst kommen wir in Erklärungsnot. Das war hier schon immer so." Deshalb würden Gäste an der Eistruhe gefragt, ob sie ein Eis für unterwegs möchten. Zahlreiche Sitzplätze zum Verzehr von Eis am Stiel oder mitgebrachten Speisen und Getränken gibt es in unmittelbarer Nähe auf Holzbänken und auf Stühlen in einem Pavillon."Wir machen das nicht, um die Gäste zu ärgern"

"Die weitaus meisten Gäste sehen das ein und halten sich daran. Da wäre es unfair, es anderen zu erlauben. Wir machen das nicht, um die Leute zu ärgern", gibt Isabell Wallpott zu bedenken. Es gebe allerdings immer wieder einzelne Gäste, die sogar beleidigend würden: "Wir müssen uns leider einiges anhören." Manche Gäste wollten partout nicht einsehen, dass sie Babys aus hygienischen Gründen nicht im Gastraum die Windeln wechseln dürfen. Dafür gibt es im Zoo einen eigenen Wickelraum. Zurück zum aktuellen Fall: Hedi und Herbert Ensch hatten das Schild an der Eistruhe übersehen. Auf dem Tisch habe keine Karte mit der Vorschrift gestanden. "Das ist jedenfalls kein Grund, so unfreundlich und kinderfeindlich zu handeln", ärgert sich Herbert Ensch. Die allgemeine Trennung in der Gastronomie zwischen Eis zum Mitnehmen und zum Verzehr im Lokal (siehe Hintergrund) sei ihm wohl bekannt: "Als Lehrer bin ich schon mit Schulklassen ins Eiscafé gegangen. Das haben die Besitzer auch nicht gerne gesehen."

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