"Wir haben uns erholt"

STADTKYLL. Zwei Monate nach Ende der "Affäre Lamm" geht das Hotel am Park offenbar wieder besseren Zeiten entgegen. Für Ex-Pächter Michael Lamm wird es indessen langsam eng.

"Besser, viel besser", sagt eine Mitarbeiterin des Stadtkyller Hotels auf die Frage nach der Stimmung. "Vorher hatten wir hier ja das Schweigen der Lämmer." "Wir haben uns erholt. Auf jeden Fall", bestätigt Heinz Fecher, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft. "Sonst wären unsere Türen schon zu." Die Buchungen liefen gut, auch die alte Stamm-Mannschaft sei weitgehend wieder an Bord. Viele der mehr als 60 Mitarbeiter hatten während der drei Monate unter Pächter Michael Lamm gekündigt, weil dieser keine oder nur spärliche Gehälter gezahlt hatte. Ende August warfen ihn die Betreiber hinaus (der TV berichtete). Schall, Rauch und nichts dahinter

Seitdem wird es immer schwieriger, den Hotelier zu orten: Fecher mutmaßt, er habe sich nach Garmisch-Partenkirchen verzogen, andere behaupten, er sei ganz "über alle Berge". Am Kasseler Stammsitz seines Unternehmens ist Lamm jedenfalls nicht zu erreichen. Die Mitarbeiterin, die dort ans Telefon geht, tritt zwar den Gerüchten entgegen ("Da ist nichts dran"), der angekündigte Rückruf ihres Chefs bleibt allerdings aus. Das passt ins Bild, das sich auch Rechtsanwalt Jens Steudter von der Dauner Kanzlei Lauer-Nack, Thielen und Ewertz inzwischen gemacht hat. Sein Urteil: "Die Art der Geschäftspraktiken, die Herr Lamm an den Tag gelegt hat, lassen starke Zweifel an der Seriosität seines Unternehmens aufkommen." Steudter vertritt rund 50 Hotelangestellte im Arbeitsgerichtsverfahren gegen Lamm. Sie haben den Hotelier auf Zahlung ihrer ausgebliebenen Löhne und vermögenswirksamen Leistungen verklagt. Zu den bisherigen Gerichtsterminen allerdings ist weder Lamm noch ein Vertreter erschienen. Ergebnis: Reihenweise Versäumnis-Urteile, rechtskräftig und vollstreckbar. Aber nur, wenn bei Lamm wirklich noch etwas zu holen ist. Steudter: "Es scheint sich aber allmählich herauszukristallisieren, dass er über überhaupt keine Vermögenswerte verfügt, dass das alles nur Schall und Rauch war." Der Eindruck sei daher unvermeidlich, "dass er sich zu Lasten seiner Vertragspartner und insbesondere seiner Arbeitnehmer bereichert hat. "Unter den gegebenen Umständen ist durchaus zu überprüfen, ob seine Geschäftspraktiken nicht den Vorwurf einer strafbaren Handlung begründen. Damit wird sich die Staatsanwaltschaft zu beschäftigen haben." In Kassel jedenfalls hat Lamm seine beiden Hotels ebenfalls aufgeben müssen, ein Insolvenzverfahren ist beantragt. Das dortige Schlosshotel wird inzwischen von Volker Deigendesch betrieben. Der wiederum ist ein alter Bekannter aus der Eifel: Nachdem man ihn im Gerolsteiner "Calluna" vor die Tür gesetzt hatte, schickte ihn Lamm als Manager nach Stadtkyll. Jetzt also Kassel - und dort dämmert Deigendesch inzwischen, mit wem er sich eingelassen hat: Auch im Schlosshotel hat Lamm keine Gehälter gezahlt. Die Forderungen laufen jetzt gegen Deigendesch.

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