"Wir verbuddeln Millionen im Boden"

Aus der Tiefe des Kanals: In der Verbandsgemeinde (VG) Bitburg-Land wird das meiste Geld im Boden vergraben. VG-Chef Jürgen Backes und Werkleiter Fritz Brüder fördern zu Tage, was jenseits der betroffenen Orte kaum einer wahrnimmt - die Millionen-Investitionen ins Abwasser-System.

Bitburg. Rund 3,2 Millionen Euro werden in der Verbandsgemeinde (VG) Bitburg-Land noch im zweiten Halbjahr 2008 ins Abwasser-System investiert. Über das gesamte Jahr gesehen sind es insgesamt 6,8 Millionen Euro, die im Bitburger Land "im Boden vergraben werden", wie VG-Chef Jürgen Backes sagt. Und genau das ist das Problem: "Der Bürger nimmt die höheren Abwasser-Gebühren wahr, da ist es mir wichtig, dass auch transparent wird, vor dem Hintergrund welcher Investitionssummen solche Gebühren-Erhöhungen stehen", sagt Backes. Seiner Einschätzung nach ist eine Erhöhung der Schmutzwasser-Gebühren von derzeit 3,20 Euro auf 3,40 Euro pro Kubikmeter deshalb unausweichlich.

Riesen-Netz bedeutet hoher Unterhaltungs-Aufwand



"Das ist halt unsere Schwierigkeit: Wir haben im Vergleich zur Stadt Bitburg ein Riesen-Netz, damit hohe Unterhaltungskosten, aber dabei nicht den Verbrauch wie in der Stadt", erklärt Werkleiter Fritz Brüders. 250 Kilometer umfasst das Kanalnetz fürs Abwasser im Bitburger Land, 300 Kilometer fürs Frischwasser, 150 Regenüberlauf-Becken und -Mulden zählen die VG-Werke, 53 Pumpwerke und 14 Kläranlagen.

Doch daran, dass die VG-Werke weiter in den Ausbau ihres Leitungsnetzes investieren, führt kein Weg vorbei. Eine 1991 verabschiedete EU-Richtlinie schreibt vor, dass bis 2012 alle Haushalte an mechanisch-biologische Kläranlage angeschlossen sein müssen, um Verunreinigungen von Flüssen, Bächen oder Meeren durch das Einleiten nicht vorbehandelten Schmutzwassers zu vermeiden.

In Zusammenarbeit mit den Gemeinden nutzt die VG dabei die Chance der Kanalarbeiten, in einem Zug auch die Straßen zu erneuern, was in einigen Orten auch dringend nötig ist. "Insofern ist die Umsetzung unseren Abwasser-Konzepts ein Programm zur Wirtschaftsförderung erster Güte", sagt Backes und verweist darauf, dass zahlreiche Privatleute nach dem Straßenneubau auch ihre Anwesen hübsch herrichten. Besonders gelungenes Beispiel sei dafür Ehlenz, das nun am Landesentscheid vom Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" teilnimmt (der TV berichtete) und unter anderem mit neuen Straßen glänzt. Zudem sei das Abwasser-Konzept natürlich auch ein Umweltschutz-Programm, sagt Backes. Schließlich sei die EU-Richtlinie mit dem Ziel erlassen worden, dass kein ungereinigtes Wasser mehr in Flüsse, Bäche oder Meere geleitet wird.

In der VG wird ein fast 100-prozentiger Anschlussgrad von Haushalten an Kläranlagen erreicht. Schwierig könnte es bei einigen der rund 200 Außengehöfte in der VG werden. "Wenn die mehr als 200 Meter von einem Ort weg liegen, rechnet sich ein Anschluss ans Ortsnetz nicht mehr", erklärt Werkleiter Brüders. Deshalb müssten in Gesprächen von Einzelfall zu Einzelfall nach Lösungen wie etwa einer eigenen Hauskläranlage gesucht werden. Backes: "Und dann fangen wir wieder von vorne an, um mit Kamerafahrten zu klären, an welchen unserer teils mehr als 30 Jahre alten Kanäle Erneuerungen nötig sind." EXTRA Für sauberes Wasser: Insgesamt habend die VG-Werke 2008 knapp sieben Millionen Euro für die Umsetzung ihres Abwasser-Konzepts angesetzt, davon fließen im zweiten Halbjahr 2008 noch rund 3,2 Millionen in folgende Projekte: Abwassergruppe Enzen: An die 14. Kläranlage der VG in Enzen werden auch Halsdorf und Stockem angeschlossen. Jenseits der rund 600 000 Euro teuren Kläranlage fallen auch Kosten für ein Pumpwerk (50 000 Euro), einen Verbindungssammler für Halsdorf-Enzen sowie der Rest des Ortsnetzes in Enzen an (zusammen 431 000 Euro). Abwassergruppe Nord: Investiert wird in die Ortnetze in Seffern (530 000 Euro) und Schleid (100 000 Euro) sowie in einen Staukanal in Seffern (rund 700 000 Euro). Abwassergruppe Bettingen: Rund 500 000 Euro fließen ins Ortsnetz Olsdorf. (scho)

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