"Wir wollen die Kosten drücken"

ÜBEREISENBACH. Der kleine Grenzort Übereisenbach im Neuerburger Land steht vor einer großen Herausforderung. Das Dorf wird ans Abwassernetz angeschlossen und bekommt gleichzeitig eine neue Fahrbahn.

Es geht um viel: Mehr als 30 der rund 80 Einwohner von Übereisenbach strömen ins Gasthaus Wallesch. Und müssen dort eng zusammenrücken, denn etliche Fachleute stehen bereit, um die Bürger zu informieren. "Seit 1992 laufen die Planungen. Es ist erfreulich, dass sich nun etwas anbahnt", betont Bürgermeister Norbert Schneider.Grenzüberschreitendes Abwasser-Projekt

Werkleiter Hermann Hermes von der Verwaltung der Verbandsgemeinde (VG) Neuerburg stellt die grenzüberschreitende Abwassergruppe Mittlere Our vor. Auf deutscher Seite werden Übereisenbach und Gemünd angeschlossen, auf Luxemburger Seite Untereisenbach, Obereisenbach, Wahlhausen mit Schulzentrum und schließlich Stolzemburg, wo auch die Kläranlage gebaut wird. Der große Vorteil für die VG: Sie beteiligt sich nur an den Kosten der Kläranlage. Der Bau der künftig mit zu nutzenden Verbindungsleitungen, die zum Großteil auf deutscher Seite verlegt werden, kostet die VG jedoch keinen Cent. Hermes' Kollege Manfred Dichter erklärt das komplizierte Beitragssystem, das zwischen Einmalbeiträgen (für die Erschließung) und jährlichen Zahlungen unterscheidet. Dabei wird zunächst die maßgebliche Grundstücksfläche nach bestimmten Kriterien ermittelt. Die Höhe der Beitragssätze ist in der gesamten VG einheitlich. Für die Schmutzwasser-Beseitigung sind 1,90 Euro pro Quadratmeter plus eine Pauschale von 1125 Euro pro Grundstück fällig. Für die Beseitigung des Niederschlagswassers zahlt der Grundstücksbesitzer 2,27 Euro pro Quadratmeter plus 1125 Euro pro Grundstück. Hinzu kommen die laufenden, jährlichen Kosten: die Schmutzwassergebühren sowie die wiederkehrenden Beiträge und Gebühren für Niederschlagswasser. Nach seinem Vortrag informiert Dichter jeden Bürger im Einzelgespräch über seine voraussichtliche Beitragsberechnung. Mit der Planung von Kanalisation und Straße ist das Ingenieurbüro Deges & Bah aus Trier-Ehrang beauftragt. Beim Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV) in Gerolstein kümmert sich Helmut Bell um Übereisenbach, bei der Kreisverwaltung Hans-Jürgen Böttel. Es geht um 600 Meter Ortsdurchfahrt der K 48, die sich der Kreis 425 000 Euro kosten lässt. Wenn Baurecht vorliegt, der Kreistag zustimmt und offene Fragen geklärt sind, können die Bagger in Übereisenbach 2007 rollen. Die seit einigen Jahren üblichen Gemeinschaftsmaßnahmen (gleichzeitiger Kanal- und Straßenbau) haben den Vorteil, dass die Beitragszahler nicht wenige Jahre später erneut belastet werden und die Kosten für die Baulastträger insgesamt niedriger sind. Der Nachteil: Die Anlieger müssen den Kanal und gegebenenfalls den Gehweg auf einmal bezahlen - je nach Grundstücksgröße kommt so eine hohe Summe zusammen.Manche halten Gehweg für überflüssig

"Die Kosten sind im ersten Moment ein Schock", räumt Ortsbürgermeister Albert Theis ein. "Als Ortsgemeinderat sind wir aber in der Verantwortung, einen Bürgersteig in Erwägung zu ziehen." Die Gemeinde würde 40 Prozent der Gehweg-Kosten zahlen, die Bürger den Rest. Helmut Bell wirbt für den Gehweg-Bau: "Dass eine Gemeinde auf einen Gehweg verzichtet, kommt sehr selten vor. Es geht darum, für 40 Jahre Weichen zu stellen." Die große Nachfrage von Luxemburgern nach Bauland in deutschen Grenzorten spreche dafür, dass es in Übereisenbach künftig mehr junge Familien gebe. Auch für Senioren mache ein Gehweg Sinn. Aus der Bürgerschaft kommen positive, aber auch kritische Töne. Manche halten einen Gehweg für überflüssig. "Wir wollen die Kosten drücken und so niedrig wie möglich halten", versichert Theis, der auf tatkräftige Eigenleistung der Bürger beim Bau setzt.

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