Wirt gibt Tänzern den Laufpass

PRÜM. Unharmonisches Ende einer jahrelangen Verbundenheit voller Rhythmus und Gleichklang: Die Tanzsportgruppe des Kneippvereins hat vom Pächter des Prümer Kurcentercafés den Laufpass erhalten. Begründung: Die munteren Tänzer sollen zu wenig verzehrt haben.

Kneippvereins-Tänzer Klaus Hildesheim wäre ob der überraschenden Nachricht vor Schreck fast aus dem Tritt geraten. Massiv verärgert zeigte sich der frühere Rechtspfleger nämlich nach der Kündigung, die seinem Tanzgruppen-Chef Ernst Franz vor ein paar Tagen ins Haus flatterte. "Hiermit bitten wir Sie, sich für Ihre Tanznachmittage eine andere Räumlichkeit zu suchen", schrieben die Kurcenter-Gastronomen Dietmar und Uschi Hohn.Fürs Tanzen gut genug

Denn: Wiederholt sei ihnen zugetragen worden, dass die Kneippianer nach einem Tanznachmittag mit allen Teilnehmern in andere Prümer Restaurants zum Essen gegangen seien. "Wir gehen davon aus, dass wir für Ihr Tanzen gut genug sind, aber Sie sich für ein Essen bei uns zu fein sind", setzen die Wirtsleute im Kündigungsschreiben noch eins drauf. Und da sie dieses Verhalten als sehr unfair ansähen, würden sie den Saal künftig nicht mehr zur Verfügung stellen.Den Verantwortlichen im Prümer Verbandsgemeinde-Rathaus, von wo aus die allgemeinen Geschäfte für das Prümer Kurcenter geleitet werden, ist die Sache offensichtlich peinlich. Georg Geimer spricht von einem "äußerst unglücklichen" Vorgang und gesteht, dass die Kurcenter-Pächter das Kündigungsschreiben hätten "anders formulieren" können.Dietmar Hohn steht derweil zu seiner Entscheidung. Bereits vor zwei Jahren habe er sich geärgert, als nach der Neuaufnahme zweier Tänzer Sekt mitgebracht und im Kurcenter getrunken worden sei. Überhaupt habe sich die Verzehrmenge der Tanzsportgruppe in engen Grenzen bewegt. Ein Fläschchen Sprudel, vielleicht einmal ein Saft pro Person - das sei alles gewesen. Zwar hätten die in der Regel zehn Frauen und Männer hin und wieder auch etwas bei ihm gegessen, aber auch das habe mehr und mehr nachgelassen, berichtet der Wirt. Denn wenn es wirklich etwas zu feiern gegeben hätte, dann seien sie in ein anderes Lokal gegangen.Hildegard Salm, Vorsitzende des Kneipp-Vereins Prüm, ist die Sache ebenfalls unangenehm. In einem Telefonat mit Bürgermeister Aloysius Söhngen habe der ihr mitgeteilt, dass der Verein sicher nicht habe vergrault werden sollen. Gleichwohl sei die Sache rechtens, weil Hohn nun einmal der Pächter sei. "Ich wusste aber nicht, dass die Familie Hohn der Pächter ist", beteuert Kneippvereinschefin Salm. So sei die Ausgangslage natürlich eine andere. Allerdings störe es sie, dass die Pächter nicht vorher auf das Problem aufmerksam gemacht hätten. So findet Hildegard Salm den Ton im Kündigungsschreiben schlicht "ungezogen".Klaus Hildesheim bestätigt unterdessen, dass die Gruppe - ein einziges Mal - von einem Ehepaar mitgebrachten Sekt getrunken habe. "Wir wussten damals aber noch nicht, wie das lief", gesteht Hildesheim. Das war in der Tat etwas unglücklich." Gleichzeitig verweist der Tänzer mit Nachdruck darauf, pro Monat immerhin rund 25 Euro Saalmiete gezahlt zu haben. Und außerdem: "Wir waren nur ein Mal bei Ernst (Restaurant Zur Alten Abtei, Anm. d. Red.) zum Essen.Die Prümer Kneipp-Tänzer haben inzwischen übrigens eine neue Bleibe gefunden. Seit dem vergangenen Montag betreiben sie ihren Sport im Leseraum der Wandalbert-Hauptschule. Klaus Hildesheim schwärmt: "Der Boden ist sehr gut zum Tanzen, außerdem war die erste Veranstaltung bereits sehr schön und harmonisch."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort