Wo Gastfreundschaft groß geschrieben wird

An Pfingsten herrscht alle Jahre Ausnahmezustand in Wolsfeld. Und das seit mittlerweile fast einem halben Jahrhundert. Aber auch bei der 46. Auflage in diesem Jahr zeigte sich, was machbar ist, wenn ein ganzes Dorf für ein großes Ereignis zusammensteht, dem sich alle verbunden fühlen: "Ihr" Bergrennen. Egal, ob nun Motorsportler oder nicht.

Wolsfeld. Die Männer an der mobilen Eintrittskasse, bestehend aus einem Tisch und einem Sonnenschirm, erinnern sich nur allzu gut. Dort, direkt hinter der Brücke am Ortsausgang Richtung Wolsfelder Berg, haben sie auch im letzten Jahr gestanden. "Da ist uns der Schirm im Sturm bald weg geflogen und in den Gummistiefeln hat das Wasser nur so rum gequatscht und gespritzt. Es war einfach schlimm." Doch heuer scheint es so, als müsse Petrus zu Erdenzeiten irgendwann einmal in einem Rennauto gesessen haben. Das himmlische "Angebot" ist jedenfalls vom Feinsten: Strahlendes Blau, angenehme 20 Grad, kein Wölkchen, kein Lüftchen.Vom Fahrerlager bis zum Start schlängelt sich die Blechlawine der tiefer gelegten bunten PS-Streitmacht durch die Holsthumer Straße. Ein Großteil der Fahrer hat keine weite Anreise zum Ort des Geschehens gehabt, wie die KFZ-Kennzeichen am großen "L" erkennen lassen. Wolsfeld zählt in jedem Jahr neben der Deutschen auch zur Luxemburger Bergmeisterschaft und da sind die Spezialisten aus dem "Ländchen" in geballter Streitmacht vertreten. Ein "Déja vu" für die meisten, denn im Laufe der Jahre haben sich Freundschaften entwickelt. Viele Wolsfelder räumen bereitwillig an diesen Tagen Garagen oder Einfahrten für ihre Gäste. Deren Anwesenheit an Pfingsten ist fast schon Ritual. Es würde etwas fehlen ohne sie."Es ist schon toll, wie das ganze Dorf zusammensteht."

Die Wolsfelder gehen das alljährliche Spektakel heuer im Gegensatz zu dem Unwetter von 2007 mit Ruhe, Gelassenheit und vor allem von einem guten Logenplatz aus an. Etliche sitzen in den schmucken Vorgärten, haben Sonnenschirme und ebensolche Stühle raus geschleppt. Mobile Händler bieten ihre Devotionalien an. Über Plakate, Wimpel, Bücher, CDs und Kappen von Polo bis Porsche und von Fiesta bis Ferrari gibt es alles, was das Herz des Motorsportfreundes begehrt."Es ist schon toll, wie nicht nur die Vereine, sondern fast das ganze Dorf jedes Jahr zusammensteht. Schließlich kann man nicht erwarten, dass hinter jeder Tür ein Motorsport-Verrückter wohnt. Aber Wolsfeld ist an Pfingsten ohne Bergrennen kaum vorstellbar. Da sind halt alle dabei", sagt Rennleiter Günter Hoor. Er hat schon beim Training am Sonntag einen Arbeitsplatz mit absoluter Stressgarantie. Am Start wartet er im krachneuen Mitsubishi Lancer Evo, dass irgendwo auf der Strecke einer "abfliegt", um sich dann mit quietschenden Reifen auf zu machen, um nach dem Rechten zu sehen.Die Wolsfelder wissen, was sie ihren Gästen schuldig sind. Die beiden Streckensprecher informieren schon am Sonntag nicht nur über die Teilnehmer am Berg, sondern auch über den Ausgang des Formel-1-Rennens in der Türkei und die zweite Fußball-Bundesliga. Und auch da sind scheinbar die Präferenzen klar verteilt, wie die allgemeine Stichelei vermuten lässt. Nur bei einem, da sind sich alle Anwesenden einig: Im nächsten Jahr werden sie der Südeifel wieder ihre Aufwartung machen, egal, ob es "Bindfäden regnet" oder strahlender Sonnenschein herrscht. Einfach deshalb, weil sie willkommen sind.

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