Wo Spazieren zum gefährlichen Sport wird

In Dudeldorf (Eifel-Kreis Bitburg-Prüm) haben gefährliche Stolperfallen einen Namen: Fahrbahnabsenkungen und Schlaglöcher machen Bürgern und Touristen in der Kirchstraße, der Bauersgasse und der Herrengasse das Leben schwer. Bis zu zehn Zentimeter und mehr sind die Löcher tief - wer da unbedacht herumspaziert, kommt leicht ins Schleudern.

Dudeldorf. "Im Winter oder bei Dunkelheit gehe ich da nicht mehr durch. Das ist doch viel zu gefährlich. Bei Schnee oder starkem Regen sieht man die Löcher noch nicht mal, und schon ist man umgeknickt", sagt eine Anwohnerin der Dudeldorfer Kirchstraße - neben der Bauers- und der Herrengasse eine der drei Problemstraßen des Orts. Die drei Schlagloch-Pisten sind auch Ortsbürgermeister Reinhard Becker ein Dorn im Auge: "Es sind sogar schon Leute gestürzt wegen der schlechten Straßenverhältnisse. Aber glücklicherweise konnten wir uns mit denen einigen, ohne Schadensersatz-Klagen."Vor sechs Jahren stellte die Gemeinde erstmals einen Antrag, die drei Problemstraßen von einem Ingenieurbüro untersuchen lassen zu dürfen. Becker: "Eine solche Untersuchung ist wichtig, damit wir überhaupt wissen, wie es um den Fahrbahnuntergrund bestellt ist und was wir machen müssten. Erst dann können wir entscheiden, was wir mit unseren begrenzten Mitteln angehen können." Die Gemeinde geht auch selbst gegen Fahrbahnrisse, Absenkungen und kleinere Löcher vor. Doch die Flick-Schusterei, die sich in mehrfarbigen Asphaltspuren auf den Straßen zeigt, ist nicht von Dauer. 25 000 Euro stellt die Gemeinde seit 2004 jedes Jahr in ihren Haushalt ein, um ein Ingenieur-Büro mit der Straßen-Untersuchung zu beauftragen, bei der unter anderem der Fahrbahnuntergrund, Kanäle und Leitungen geprüft werden sollen. Becker: "Es würde ja nichts nützen, wenn wir die Fahrbahnoberfläche in Ordnung bringen, die dann aber wieder reißt, weil der Untergrund nicht mehr taugt." Aber zu dieser Untersuchung der drei Problemstraßen kam es bislang nicht, "weil die Kommunalaufsicht uns den nötigen Kredit nicht genehmigt", erklärt Becker. Dudeldorf ist mit mehr als einer Million Euro verschuldet, weitere Kredite bedürfen der Zustimmung der Kommunalaufsicht.Holpern und stolpern - solange das Geld fehlt

"Auf der einen Seite wird gesagt, unsere Schulden seien zu hoch, wir müssten sparen. Aber wenn wir die Straßen nicht in den Griff bekommen, sieht es in ein paar Jahren auch nicht besser aus. Schließlich haben wir hier auch Tourismus", sagt Becker. Gäste würden bereits skeptisch fragen: "Wie sieht's denn hier aus?!" Und Becker kann's verstehen: Die Burg wurde aufwendig saniert, die Kirche neu rausgeputzt, im einstigen Sanierungsgebiet des Orts hat der Straßenbau auch zahlreiche Investitionen von Privatleuten in ihre Häuser nach sich gezogen, und in den drei Straßen holpert und stolpert alles weiter vor sich hin. Kein befriedigender Zustand - weder für Bürger, noch für Gäste. "Wenn ich Fremdenverkehr haben will, muss ich auch gucken, dass die Leute sicher in und durch den Ort kommen", sagt Becker, der nur wenig Verständnis für die zögerliche Haltung der Kommunalaufsicht hat. Die Kommunalaufsicht hat vor Jahren in dieser Sache eine fachliche Stellungnahme der Bauabteilung der Verbandsgemeinde (VG) Bitburg-Land gefordert, die ihr Mitte 2005 zuging und in der die Schadhaftigkeit der drei zusammenhängenden Straßenzüge bestätigt wurde (siehe Hintergrund). Ende Juli traf dann wieder ein Schreiben der Kommunalaufsicht bei Becker ein: "Die beantragte Kreditgenehmigung muss weiterhin zurückgestellt werden. Zur Beurteilung des beschriebenen desolaten Zustands dieser Straßen bitten wir um Zusendung einer baufachlichen Stellungnahme ihres Fachamts." Also genau das, was die VG bereits vor mehr als zwei Jahren geliefert hat. "Wir haben auch drum gebeten, dass die sich vor Ort selbst ein Bild machen, aber darauf sind sie nicht eingegangen", sagt Becker und ergänzt: "Wo ist denn deren Problem? Ich verstehe das einfach nicht." Hintergrund Baufachliche Stellungnahme der Verbandsgemeinde Bitburg-Land vom 21. April 2005: In der Bauersgasse sowie in der Herrengasse sind erhebliche Beschädigungen der Bord- und Rinnenanlagen festzustellen. Darüber hinaus sind verstärkt Absenkungen des Straßenkörpers im Bereich der Rinnen und der Einlaufschächte festzustellen, was eine ordnungsgemäße Straßenentwässerung ausschließt. Der Asphaltbelag befindet sich in einem sehr porösen und löchrigen Zustand. (…) In der Kirchstraße sind erhebliche Schäden am Asphaltbelag. Aber es kann davon ausgegangen werden, dass dort eventuell weitaus günstigere Unterbauverhältnisse vorzufinden sind, als in der Herrengasse und in der Bauersgasse. (…) Da es sich um drei Straßen im historischen Innerortsbereich handelt und im übrigen Umfeld bereits erhebliche Anstrengungen unternommen wurden, um den alten Ortskern zu sanieren, sollte auch in den drei Straßen in absehbarer Zeit zumindest ein Planungsauftrag auf den Weg gebracht werden. (…) Fazit: Aus Sicht der Abteilung Bauen und Umwelt sollte der Ortsgemeinde Dudeldorf für das laufende Haushaltsjahr 2005 ein verminderter Betrag durch Kreditaufnahme genehmigt werden. Eine weitere Hinausschiebung der Maßnahme halten wir aufgrund der vorgefundenen Verhältnisse für nicht ratsam. (scho)

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