Wo einst Victor Hugo zu Gast war

BOURSCHEID. (nam) Burg Bourscheid gehört zu den größten Burganlagen in Luxemburg. Als mittelalterliche Festung hatte sie besondere Bedeutung. Original erhaltene Dokumente aus 1000 Jahren machen ihre Geschichte transparent.

Stolz thront die Burg auf einer 150 Meter hohen Felskuppe inmitten eines Gebietes mit Schluchten, Tälern, Bächen und dunklen Fichtenwäldern - dem luxemburgischen Sauertal: Burg Bourscheid gehört zu den wertvollsten geschichtlichen Bauwerken des Großherzogtums Luxemburg. Eine Besonderheit sind die größtenteils noch erhaltenen Befestigungsmauern. Die große Ringmauer gilt als erstklassiges Beispiel für eine mittelalterliche Verteidigungsanlage. Sie war mit damaligen Waffen uneinnehmbar. Obwohl der Hauptteil der Anlage nur noch aus Ruinen besteht, zeugen die Überreste von einer bedeutenden Festung. Burg Bourscheid war etwa 151 Meter lang, 53 Meter breit und steht auf einem 12 000 Quadratmeter großen Gelände. Sie war umgeben von einer starken Ringmauer mit Zwingern und elf Türmen. Die Geschichte der Anlage beginnt mit dem Burgherrn Bertram von Bourscheid, dessen Name das erste Mal im Jahr 1095 erwähnt wird. Der Bau der Burg begann um das Jahr 1000. Bereits vorher standen auf dem Gelände Holz-Bauten. Archäologische Ausgrabungen ergaben ottonische, karolingische, merowingische und sogar römische Spuren. Burg Bourscheid wurde acht Mal vergrössert, was die unterschiedlichen Baustile erklärt. Die äußere Ringmauer wurde zwischen 1350 und 1384 errichtet. Der Bau des Stolzemburger Hauses geht auf das Jahr 1384 zurück. Der Burghof wird auf das Jahr 1477 geschätzt. Um 1498 wurden Bergfriede an der Südseite und an der Ostseite hinzugefügt. Im 16. Jahrhundert wurde ein Zugangstor mit Artilleriebastionen ergänzt. Mit dem Einfall der Franzosen 1794 endete die Feudal- und Burgenzeit. Im Herbst 1802 wurde das Bourscheider Archiv wegen der Übernahme des Schlosses durch den Erben Freiherr von Schmidtburg, Kammerherr des Kurfürsten und Erzbischofs von Trier, nach Gemünden im Hunsrück gebracht.Burg wird Stück für Stück versteigert

1812 ließ Schmidtburg seinen Besitz Stück für Stück versteigern: Dielen, Treppen, Türen und sogar einzelne Balken. In den Registern von Bourscheid ist jeder Verwaltungsakt festgehalten. So auch alle Urteile, die seit 1095 auf Burscheid gesprochen wurden. Die kompletten Originale lagern in Gemünden, als Kopien haben sie die Burgfreunde in Bourscheid, in zehn Büchern zusammengefasst. Nach der Versteigerung zerfiel die Burg zu einer Ruine, bis sie 1972 vom luxemburgischen Staat erworben wurde. Seitdem wurde aufwendig ausgegraben und restauriert. Nur zwei Gebäude auf dem Burggelände sind nach altem Vorbild rekonstruiert: die Pförtnerwohnung und das Stolzemburger Haus. Sie beherrbergen regelmässig Konzerte und Ausstellungen. Die Räume werden auch vermietet. Um die alten Mauern zu retten, werden sie nach und nach befestigt. Es wird aber Wert darauf gelegt, die Ruine grundsätzlich in ihrer Art zu erhalten. "Hier ist Raum für Phantasie", erklärt Anni Nickels von den "Amis du Chateau de Bourscheid" (Freunde des Schlosses Bourscheid). "Jeder Besucher kann sich seine eigene Geschichte zur Burg ausdenken." Der Verein hat sich 1972 gegründet und ist die älteste Burgenvereinigung in Luxemburg. Die Mitglieder bemühen sich um touristische und kulturelle Aktivitäten, um das Bauwerk mit Leben zu erfüllen. So findet am 18. August auf der Burg ein mittelalterliches Freilichtspektakel statt. Die letzte Freilichtaufführung 2002 zog 2700 Besucher auf die Burg. Jährlich besuchen weit mehr als 20 000 Gäste die Ruine. Einer der bisher wohl bekanntesten Besucher auf Bourscheid war Victor Hugo (1865 und 1871). Informationen zur Burg Bourscheid: Amis du Château de Bourscheid, Tel. 00352/990570, E-Mail: chateau.bourscheid@pt.lu, Internet: www.bourscheid.net

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