Wohin mit den Kleinen?

Bitburg · 56 Kindertagesstätten gibt es im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Aufgrund der enormen Investitionen, die in vielen dieser Einrichtungen in den vergangenen Jahren getätigt wurden, ist die Versorgungslage in den meisten Gemeinden gut. Es gibt aber auch Ausnahmen, wie der aktuelle Kita-Bedarfsplan des Eifelkreises zeigt. Und dazu zählt vor allem Bitburg, wo man der Nachfrage derzeit nicht gerecht wird.

Bitburg. Es liege nicht an Bitburg, betont Gisela Mayer-Schlöder von der Verwaltung des Eifelkreises. "Die Stadt hat das geleistet, was wir in der Bedarfsplanung vorgegeben hatten", sagt Mayer-Schlöder. "Was wir allerdings nicht erwartet haben, ist, dass wir im Bereich der unter Dreijährigen mit einem so hohen Versorgungsanspruch der Eltern konfrontiert werden", fügt sie hinzu. "Hier sind wir und die Stadt Bitburg von der Entwicklung überrollt worden."
Bitburg als Ausnahme


Dass dem so ist, geht auch aus dem aktuellen Kindertagesstätten-Bedarfsplan des Eifelkreises hervor, der kürzlich vom Jugendhilfeausschuss genehmigt wurde. Demnach stehen bei den 56 Kitas des Eifelkreises mit ihren insgesamt 3524 Plätzen 191 Kinder unter drei Jahren auf den Wartelisten (Stand: 1. März 2015). Gemäß Kinderförderungsgesetz des Bundes haben Kinder, die das erste Lebensjahr vollendet haben, seit dem 1. August 2013 einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Da jedoch längst nicht alle Eltern dieses Angebot in Anspruch nehmen, gibt es ergänzend zu dem Rechtsanspruch der Eltern eine Vorgabe für die Kommunen, wonach die Kitas den Bedarf von mindestens 35 Prozent der Kinder unter drei Jahren abdecken sollen.
Nach Auskunft der Kreisverwaltung liegt das Angebot im Eifelkreis bei rund 40 Prozent, sodass die Vorgabe des Bundes erfüllt ist. Besondere Ausnahme ist jedoch die Stadt Bitburg. Aber nicht weil dort die Quote nicht erfüllt wird. Auch in den sechs Kitas der Kreisstadt gebe es für 40 Prozent der Ein- und Zweijährigen Betreuungsplätze, erklärt Mayer-Schlöder. Das Problem sei allerdings, dass man in Bitburg damit einfach nicht auskomme.
"Es ist generell so, dass der Versorgungsanspruch steigt, weil die Mütter früher in den Beruf zurückkehren wollen", sagt die Geschäftsbereichsleiterin der Kreisverwaltung. Doch im Gegensatz zu den Dörfern, wo ein Großteil der Betreuung von Kleinkindern auch mit Hilfe von Verwandten abgedeckt werde, gebe es in der Stadt viele junge Familien, die zugezogen seien und denen es deshalb an Möglichkeiten der Versorgung innerhalb der Familie fehle.
"Wir müssen deshalb für Bitburg eine höhere Versorgungsquote festlegen", erklärt Mayer-Schlöder und verweist auf ein gemeinsames Gespräch von Vertretern des Kreises, der Stadt sowie der städtischen Kitas am heutigen Dienstag. Ziel dieses Gesprächs sei es zunächst, den derzeitigen Bedarf genau zu erfassen, um dann nach Lösungen zu suchen. Da die Eltern einen Rechtsanspruch hätten, würden die Engpässe derzeit über Angebote wie Tagespflege oder aber die Zuweisung zu anderen Kitas außerhalb Bitburgs abgedeckt, sagt Mayer-Schlöder. Doch vor allem Letzteres sei nicht immer einfach.
Wie die Stadt reagieren werde, dazu könne zum derzeitigen Zeitpunkt auch er nichts sagen, erklärt Bitburgs Bürgermeister Joachim Kandels. Es gebe aber bereits Gespräche mit möglichen Investoren, um weitere Gruppen zu schaffen. Und wenn zusätzliche Räume entstünden, dann wohl eher an neuer Stelle als an den bereits vorhandenen Einrichtungen, so Kandels. Allerdings ist Bitburg nicht der einzige Ort im Eifelkreis, wo laut Bedarfsplan Ein- und Zweijährige auf den Wartelisten stehen. Auch in sieben weiteren Gemeinden gibt es aktuell mehr Bedarf als Angebot, vor allem in Mettendorf (22 Kinder auf der Warteliste), Speicher (20) und Bollendorf (15). In Mettendorf soll sich das mit Fertigstellung des derzeitigen Neubaus ändern. Gleiches gilt auch für Speicher, wo zwar mit dem seit langem geplanten Bau der neuen Kita noch immer nicht begonnen wurde, es laut Kreis aber bald losgehen soll. Und wie Josef Winandy, Leiter der Kreisabteilung Jugend und Familie, kürzlich bei der Sitzung des Jugendhilfeausschusses erklärte, arbeite man auch mit Bollendorf daran, dem Versorgungsbedarf gerecht zu werden. "Wir sind mit allen in Gesprächen", so Winandy, "aber besonderer Druck herrscht in Bitburg."Extra

Aktuell gibt es im Eifelkreis 3524 Kitaplätze, davon 896 in der VG Bitburger Land (25,43 Prozent), 818 in der VG Prüm (23,21 Prozent), 652 in der VG Südeifel (18,5 Prozent) 495 in Bitburg (14,05 Prozent), 359 in der VG Arzfeld (10,19 Prozent) sowie 304 in der VG Speicher (8,63 Prozent). Von den insgesamt 56 Kitas sind 29 in kommunaler, 24 in kirchlicher und drei in sonstiger Trägerschaft. Letzteres sind die beiden Einrichtungen der Lebenshilfe in Bitburg und Prüm sowie das St.-Vinzenz-Haus in Speicher. Insgesamt verfügen die 56 Kitas über 204 Gruppen. Zu den größten Einrichtungen zählen die Kita Zuckerborn in Bitburg (10 Gruppen), die kommunale Kita in Speicher (8) und die Einrichtungen in Wolsfeld und Niederprüm sowie Liebfrauen in Bitburg mit jeweils sieben Gruppen. Die meisten Einrichtungen verfügen über drei Gruppen. uhe

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort