Wunderschönes Kleinod sucht solventen Investor

Stolz erhebt sich Schloss Malberg über dem idyllischen Kylltal. Die mächtige Anlage, deren Anfänge bis ins 9. Jahrhundert zurückreichen, steht für die Jahrtausend alte Kulturlandschaft Eifel. Heute will der Verbandsgemeinderat Kyllburg über das Schicksal des Schlosses beraten.

Malberg. Auf dem Burgberg war die Großregion längst Wirklichkeit, bevor es den Begriff überhaupt gab. Und nicht nur das: Sein "Neues Haus", in dem eine Villa des berühmtesten aller Renaissance Baumeister, des Italieners Andrea Palladio, ins Barock übersetzt wird, macht Schloss Malberg zu einem der wertvollsten Denkmäler der Republik. "Ein Denkmal dieses Ranges ist am besten bei der Schlösser- und Burgenverwaltung des Landes untergebracht", bestätigt Ursula Schirmer, Pressesprecherin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Kulturdenkmäler wie Malberg sind Teil des Gemeinwohls. Weshalb das rheinland-pfälzische Denkmalgesetz jeden Besitzer verpflichtet, das Schloss der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die DSD fackelt nicht lange: "Laut Fördervertrag haben wir die Möglichkeit, bei einer Privatisierung unsere Zuschüsse in Darlehen umzuwandeln oder zurückzufordern, wenn die öffentliche Nutzung durch einen Investor nicht sicher gestellt ist", sagt Schirmer. Sieben Millionen Euro sind bislang in die Sanierung des Schlosses (300 000 durch die DSD) geflossen. Die haben sich gelohnt. Weitgehend wurde das Geld für Substanzerhaltung aufgewendet. Die Dächer sind dicht, das auseinandertreibende Mauerwerk und die Decken abgefangen. Die einstige Schlosskapelle beherbergt als Kulturzentrum die schön renovierten Tietz-Figuren. Der sogenannte "Eiserne Garten" hat seine alte Einteilung und seine Intimität mit Hilfe des Fördervereins wiedergefunden. Weniger attraktiv kommt von außen besehen das eigentliche Kleinod der Anlage, das barocke "Neue Haus" daher. "Wir sanieren von innen nach außen", erklärt VG-Bürgermeister Bernd Spindler. Substanz gesichert, Mauerfeuchte gebannt

Wer durch die Tür tritt, hat tatsächlich ein "Aha"-Erlebnis. Wo einst Enge herrschte, tut sich ein lichter Raum auf. Das alte Treppenhaus ist von engstirnigen Zwischendecken befreit, die Wände hell und schlicht verputzt. Auch hier ist die Substanz gesichert, vorhandener Schwamm entfernt, Mauerfeuchte gebannt, Fenster restauriert. Möbel, Bilder und Wandvertäfelung sorgfältig aufgehoben und inventarisiert. Drei Räume im ersten Obergeschoss geben mit schön gefassten Kaminsimsen, aufgearbeiteten Türen und wunderbaren Stuckdecken einen Eindruck, welches Kleinod es zu hüten gilt. Viel bleibt noch zu tun. "Wir sind uns der Bedeutung von Schloss Malberg bewusst", versichert Kulturstaatssekretär Joachim Hofmann-Göttig in Mainz. Das gesetzliche Vorkaufsrecht des Landes bei Gefahr für das Schloss in Anspruch zu nehmen, ist angesichts leerer Kassen derzeit in Mainz nicht vorgesehen. Auch dort hofft man auf einen solventen Investor. Für zwei Jahre sind die Zuschüsse von Bund und Land sicher. Hilfe ist auch von anderswo in Sicht. Staatsminister Michael Naumann will sich dafür einsetzen, Malberg in das Bundesprogramm zur Rettung wertvoller Denkmäler aufzunehmen, das mit 400 Millionen Euro ausgestattet ist.Während Schloss Malberg im nicht-öffentlichen Teil der heutigen VG-Ratssitzung, 17 Uhr, diskutiert wird, geht es im öffentlichen Teil unter anderem um die Schulentwicklung und die geschlossene Tourist-Info. Extra Übersicht über die Fördermittel: Sieben Millionen Euro wurden bisher in die Sanierung der Anlage Schloss Malberg investiert, davon zwei Millionen im "Neuen Haus". Nach Schätzungen sind je nach Nutzung weitere zehn Millionen für die endgültige Sanierung der Anlage nötig. Die Mittel für die bisherige Sanierung haben sich Bund, Land, Verbandsgemeinde, DSD und private Spender geteilt: Bundesrepublik Deutschland: eine Million Euro, Land Rheinland-Pfalz: vier Millionen Euro, Verbandsgemeinde Kyllburg: 800 000 Euro, Deutsche Stiftung Denkmalschutz: 300 000 Euro, Rest: private Spender und Förderverein. (er)

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