Zeit, dass sich was dreht

SEFFERWEICH. Erst bricht ein Rotorblatt ab, dann werden weitere Rotoren abgestellt und jetzt bewegt sich gar nichts mehr. Alle elf Windräder in den beiden Windparks Sefferweich Nord und Süd haben mittlerweile ihren Betrieb eingestellt.

Auch bei den drei Anlagen auf Bitburgs Pützhöhe herrscht Stillstand. Ob sie sich irgendwann wieder drehen, entscheiden Betreiber, Hersteller oder die Justiz. Aber auf keinen Fall der Wind. Auch wenn sich der Flügel nach seinem Abbruch der Erde recht rasant genähert haben muss, so scheint seine Fallgeschwindigkeit auf das von ihm ausgelöste Verfahren keinen nennenswerten Einfluss gehabt zu haben. Denn dort herrscht Stillschweigen, oder wie es Behörden und Unternehmen gerne bezeichnen, wenn sie nur ungern Auskünfte geben wollen: Das Verfahren schwebt. Und "weil es sich hierbei um ein schwebendes Verfahren handelt, möchten wir uns dazu momentan nicht äußern", sagt Felix Losada, Pressesprecher der Nordex AG, deren Windanlagen sich in ganz Deutschland drehen - und es auch in Sefferweich eine Zeit gemacht haben. Jetzt aber nicht mehr. Fragt man Losada nach dem Grund, dann räumt er trotz Schwebe zumindest ein, dass es schon ärgerlich sei, "dass die Dinger dort rum stehen, sich nicht bewegen und unser Name drauf steht". Der Name des Betreibers - sofern man derzeit überhaupt von Betreiben sprechen kann - steht nicht darauf. Der heißt Jörg Temme, ist Geschäftsführer der Trierer Watt GmbH und derzeit mit Nordex im Rechtsstreit. Nachdem im vergangenen Winter, zwischen Weihnachten und Neujahr, bei einem der drei Räder im Windpark Sefferweich Süd ein Rotorblatt abgebrochen war, hatte Temme zunächst die beiden anderen baugleichen Anlagen abgeschaltet - aus Sicherheitsgründen, wie der Betreiber damals auf TV-Anfrage erklärte. Seitdem gibt es Streit darüber, wer für den Schaden haften muss, was zum einen davon abhängt, ob das 38 Meter lange Rotorblattstück aufgrund eines Materialfehlers abgebrochen ist und ob die Anlagen soweit bezahlt sind, dass Garantieansprüche überhaupt geltend gemacht werden können. Offene Rechnungen mit dem Betreiber

"Und hier ist es in der Tat so, dass es mit Herrn Temme noch einige offene Rechnungen gibt", entbindet sich der Nordex-Pressesprecher für einen kurzen Moment von seiner Schwebe-Schweigepflicht und bestätigt erneut das, was sein Kollege Ralf Peters bereits vor einigen Monaten erklärt hatte: "Der Punkt ist der, dass die Anlagen noch nicht bezahlt sind." Doch offene Rechnungen gibt es nicht nur bei Nordex in Hamburg, sondern auch in Sefferweich. So seien beispielsweise die Kosten für die Instandsetzung der Wege in Höhe von 38 000 Euro, die in Folge des Aufbaus beschädigt worden seien, noch nicht bezahlt, sagt Richard Zeimetz, Ortsbürgermeister in Sefferweich. Hinzu komme die ausbleibende Wegenutzungsgebühr, "und das ist nicht wenig". Von nicht bezahlten Pachten an die Grundstückseigentümer ganz zu schweigen. Einer dieser Eigentümer ist Herbert Hoffmann. Auf seiner Wiese steht das Rad mit dem abgebrochenen Flügel, und auf die Pacht des vergangenen Jahres, rund 3500 Euro, warte er noch heute, sagt er. Und werde es wahrscheinlich noch eine Weile weiter tun. Denn Temme, der zwischenzeitlich die acht Anlagen in Sefferweich Nord sowie die drei Räder auf Pützhöhe nach eigener Aussage ebenfalls "aus Sicherheitsgründen" abgeschaltet hat, habe ihm erklärt, dass eine Klage angesichts der ungeklärten Haftungsfrage wenig Aussicht auf Erfolg habe. Unabhängig davon ärgert sich Hoffmann darüber, dass die Behörde nicht eingreife. Schließlich sei an der Anlage auf seinem Grundstück nicht nur ein Rotorblatt abgebrochen, sondern auch der Mast beschädigt worden. "Es kann doch nicht sein, dass die Dinger dort rum stehen, bis sie auseinander brechen."

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