Zitterpartie geht weiter

GONDORF. Hoffnung und Ernüchterung für den angeschlagenen Eifelpark Gondorf: Die Gemeinde hat signalisiert, dem neuen Park-Eigentümer einen Teil der Pacht zu erlassen. Die Kreissparkasse Bitburg-Prüm ist dagegen offenbar nur unter bestimmten Voraussetzungen zu Zugeständnissen bereit.

Bernd Capellen machte seinem Ruf alle Ehre. Inkognito und in Jeans statt Nadelstreifen stattet der Unternehmensberater aus der Nähe von Düsseldorf am Sonntag dem Gondorfer Eifelpark seinen Antrittsbesuch ab - "um mir die Sache mal vor Ort anzuschauen", sagte der 53-Jährige später. Capellens Auffanggesellschaft BeCa Immobilien hatte die drei Freizeitparks der finanziell ins Schlingern geratenen Schulte-Wrede-Gruppe, darunter auch den Eifelpark, im Dezember übernommen. Bis Ende vergangener Woche hatten weder Parkleiter Hans Burgstaller, noch Gondorfs Ortsbürgermeister Klaus-Josef Salzburger das neue Park-Oberhaupt Capellen zu Gesicht bekommen. Nur vom Telefon und von seinen Äußerungen im TV war ihnen der offensichtlich viel beschäftigte Herr aus Nordrhein-Westfalen ein Begriff. Offiziell hatte das "Phantom" (Capellen über Capellen) seinen Eifel-Besuch erst für den gestrigen Dienstag angekündigt - um mit Gemeinde und Hausbank über finanzielle Zugeständnisse zu verhandeln, wie er seinen Gesprächspartnern via Trierischen Volksfreund im Vorfeld mitteilte. Inoffiziell fuhr Capellen dann allerdings kurz entschlossen zwei Tage früher in die Eifel, "um mit Parkleiter Burgstaller einen Kaffee zu trinken", wie er gestern schmunzelnd erläuterte. Ein paar Tische weiter im Waldhaus Semrau saß am Sonntag Ortsbürgermeister Salzburger - und wusste von nichts. Keine Rede mehr von Wiedergeburt

Gestern morgen, Punkt 10.30 Uhr, bekam im Raum 214 der Verbandsgemeinde-Verwaltung Bitburg-Land endlich auch Salzburger das "Phantom" zu Gesicht. Knapp 100 Minuten dauerten die Verhandlungen zwischen dem Chef der Auffanggesellschaft und den Vertretern von Orts- und Verbandsgemeinde, dann stieg weißer Rauch auf über dem VG-Gebäude in der Bitburger Hubert-Prim-Straße. Zwar guckte Ortsbürgermeister Klaus-Josef Salzburger nach dem Gespräch am runden Tisch leicht zerknirscht, während Bernd Capellen über beide Backen strahlte, doch Begriffe wie "Gewinner" oder "Verlierer" mochte keiner der beiden Verhandlungsführer in den Mund nehmen. Im Gegenteil. Die Gesprächsatmosphäre sei sehr angenehm gewesen, frohlockte das Ortsoberhaupt, "wir haben konstruktiv diskutiert", ergänzte der neue Eifelpark-Chef. Kein Sterbenswörtchen darüber, wie weit die Gemeinde dem neuen Eigentümer bei der Pacht (über 20 000 Euro jährlich) entgegenkommen will. "Jeder hatte seine Vorstellungen. Und wir haben uns irgendwo getroffen", verlautete aus Verhandlungskreisen. Weniger erfolgreich - aus Sicht des Unternehmensberaters - lief am Nachmittag offenbar das Gespräch in der Kreissparkasse Bitburg-Prüm. Von den Bankern hatte sich Capellen günstigere Zinsen und eine Aussetzung der Tilgungen erwartet. Nach dreistündigen Verhandlungen war Capellens Optimismus vom Vormittag arg gedämpft: "Ich bin zwar immer noch zuversichtlich, aber auch massiv auf den Boden der Tatsachen geholt worden", sagte der 53-Jährige am Abend dem TV . Zu den von Capellen eingeforderten Zugeständnissen waren die Sparkassen-Banker offenbar nur unter bestimmten Voraussetzungen bereit. "Wenn ich meine Hausaufgaben erledigt habe, gibt's einen neuen Termin", meinte der Unternehmensberater nach dem Verhandlungsmarathon. Keine Rede mehr von einer "Wiedergeburt des Eifelparks", die die Teilnehmer des ersten Gesprächs wenige Stunden zuvor noch beschworen hatten. Capellen: "Es kann auch noch etwas schiefgehen." Wichtigstes Ergebnis sei aber: Der bei Touristen und Einheimischen beliebte Eifelpark (bis zu 200000 Besucher jährlich) wird auch in der bevorstehenden Hauptsaison geöffnet sein. Mehr noch: BeCa Immobilien-Chef Bernd Capellen kündigte gestern an, die Attraktivität des 750000 Quadratmeter großen Wild- und Freizeitparks noch zu steigern: "Ich will da mehr Attraktionen und Bewegung reinbringen." Gedacht sei etwa an Mountainbike-Rennen oder Abend-Veranstaltungen auf der Freilicht-Bühne. Auch Kombi-Eintrittkarten (beispielsweise für Eifelpark und Landesgartenschau) sollen zusätzliche Besucher nach Gondorf locken.Eines steht für den 53-jährigen Unternehmensberater aber auch nach den gestrigen Gesprächen in Bitburg fest: Spätestens in einem Jahr will Bernd Capellen auch den Eifelpark wieder verkaufen - "allerdings nur in vernünftige Hände", wie er einschränkt.

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