Zu oft vergessen: Lebensretter Gurt

Mit genau 1204 verbucht die Polizei Bitburg dieses Halbjahr 1,2 Prozent Unfälle mehr, als noch im ersten Halbjahr 2006. Besonders traurig: Dabei sind mit sechs Verkehrstoten doppelt so viele Menschen ums Leben gekommen, wie im ersten Halbjahr 2006. Die Polizei Bitburg stellt einen bedenklichen Trend zu wachsender Nachlässigkeit beim Angurten fest.

 Bei diesem Unfall auf der B 50 bei Oberweis kamen die Fahrer der beiden Autos mit leichten Verletzungen davon, weil sie angeschnallt waren. Foto: Archiv/Polizei Bitburg

Bei diesem Unfall auf der B 50 bei Oberweis kamen die Fahrer der beiden Autos mit leichten Verletzungen davon, weil sie angeschnallt waren. Foto: Archiv/Polizei Bitburg

Bitburg. Frontal-Zusammenstoß auf der B 50 bei Spangdahlem: Ein Mann und eine Frau müssen schwer verletzt aus ihrem Kombi geborgen und mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden. Zu diesem schweren Verkehrsunfall, der sich vergangene Woche ereignete (der TV berichtete), sagt Klaus Schnarrbach, Hauptkommissar bei der Polizeiinspektion (PI) Bitburg: "Es grenzt an ein Wunder, dass das zweijährige Kind auf der Rückbank des Kombis unverletzt geborgen werden konnte. Die Eltern hatten vorbildlich gehandelt und ihr Kind auf einem entsprechenden Kindersitz richtig angeschnallt." Sonst hätte es wohl keine Chance gegeben. Dieses Beispiel zeigt, wie Gurt und Kindersitz Leben retten. Dennoch stellt die Polizei einen bedenklichen Trend zur Nachlässigkeit fest. "20 Prozent der Fahrer fallen bei Gurtkontrollen negativ auf", sagt Schnarrbach. Vor allem auf kurzen Strecken innerorts legen viele Fahrer weniger Wert auf Gurten und das entsprechende sichern mitfahrender Kinder. Ein bedenklicher Trend. Denn vor Unfällen sind Verkehrsteilnehmer auch innerorts nicht gefeit. So ereigneten sich im ersten Halbjahr 2007 rund 470 der insgesamt 1204 Unfälle in einer Ortschaft. Vor Einführung der Gurtpflicht zählte die Polizei Anfang der 70er-Jahre noch 40 bis 50 Unfalltote pro Jahr, inzwischen ist diese Zahl - auch dank des Gurts - deutlich zurückgegangen. Schnarrbach findet es deshalb auch "ein Unding", dass Gurtpflicht nicht auch in Bussen gilt, in denen Kinder transportiert werden. Junge Fahrer an einem Viertel der Unfälle beteiligt

Ein Thema, das Eltern in der Eifel vor allem nach dem schweren Busunfall in Oberweiler im März 2005, bei dem ein Junge lebensgefährlich verletzt worden war, am Herzen lag. Der daraufhin gegründete Bickendorfer Arbeitskreis "Kinder an den Gurt" hat inzwischen erreicht, dass in zwei Buslinien Busbegleiter auf die Sicherheit der Kinder achten (der TV berichtete mehrfach). Doch für mehr Sicherheit auf den Straßen müssen sich vor allem die Fahrer selbst der Gefahr, die immer mitfährt, stärker bewusst werden: So kamen auch im ersten Halbjahr 2007 auf den Straßen im Bitburger Land sechs Menschen ums Leben, 53 wurden schwer und 154 leicht verletzt. Junge Fahrer (18 bis 24 Jahre) sind an einem Viertel (302) der Unfälle im ersten Halbjahr 2007 beteiligt, was auch bundesweit der Schnitt ist. Deshalb gelten junge Fahrer auch als Risikogruppe. "Wir leisten bereits viel Präventionsarbeit, sensibilisieren für die möglichen Folgen von Selbstüberschätzung, Alkohol und hoher Geschwindigkeit", sagt Schnarrbach. Die Polizei plant nach den Sommerferien, noch mal alle Schulen mit Fahrsimulator, Videos und Co. zu besuchen, um jugendlichem Übermut, der tödlich enden kann, vorzubeugen. Denn ähnlich wie im ersten Halbjahr 2006, hat auch dieses Halbjahr bereits einer der jungen Fahrer bei einem Unfall sein Leben verloren, 16 junge Fahrer wurden schwer verletzt. Senioren (ab 75 Jahren) hingegen, waren im ersten Halbjahr nur an 47 Unfällen beteiligt. Schnarrbach: "Der überwiegende Teil der Leute, die in diesem Alter noch Auto fahren, sind topfit. Sie fahren vorsichtiger, langsamer und haben bei schwierigen Witterungsverhältnissen mehr Erfahrung."

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