Zu schwer für Briefeschreiber

BITBURG/SPEICHER. (har/lars) Raum für Anekdoten, kurze Abhandlungen und Erinnerungen unserer Leser schafft der Trierische Volksfreund ab heute unter den neuen Rubriken "Stadtgeschichte(n)" und "Dorfgeschichte(n)". Werden auch Sie mit einer eigenen Anekdote Teil der Geschichte.

Geschichte ist nicht nur die Geschichte der großen Männer und Frauen, der Schlachten, Kriege und Verwüstungen. Geschichte ist auch das Kleine, das Beschauliche, die Geschichten, die für die Jüngeren verstehbar machen, warum man von der "guten, alten Zeit" spricht, obwohl diese zumindest materiell betrachtet oft alles andere als gut war. Diese Art der lokalen Geschichte lebt zwar auch in Archiven, viel öfter aber in den Erinnerungen, in den Traditionen und in von Generation zu Generation weitergegebenen Anekdoten. Genau diesen will der Trierische Volksfreund von sofort an jeden Donnerstag unter dem Titel "Stadtgeschichte(n)" und "Dorfgeschichte(n)" ihren Raum geben. Hier sollen historische Anekdoten veröffentlicht werden - daneben kurze Abhandlungen zu großen Ereignissen und Erklärungen oft rätselhafter Straßen- und Flurnamen, vor allem persönliche Erinnerungen unserer Leser. Zum Start erzählen wir von einer Straße, deren Namen wohl zu schwer zu schreiben war, so dass sie nach dem Zweiten Weltkrieg in Preisterstraße umbenannt wurde: Hintereriger", "Ehringerstraße" oder gar "Hinter Örgerstraße". All diese Briefadressen meinten eine Straße: die Hinterrerigerstraße in Speicher. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei die Straße umbenannt worden, berichtet der Speicherer Heimatforscher Werner P. Streit. Wohl auch deshalb, weil sie Briefeschreibern und Post so viele Probleme bereitet hat. Jahrelang habe dann noch ein Schild am ehemaligen Haus Franzen gehangen, auf dem beide Namen zu lesen waren. "Bei der Ortssanierung wurde das Schild abgehangen", berichtet Streit. Und seitdem gerät der alte Straßenname immer mehr in Vergessenheit, der eine interessante Vergangenheit hat. Streit hat geforscht und herausgefunden, dass "Eriger" eine alte Flurbezeichnung ist. Und dieses "Eriger" führt der Heimatforscher über das ähnlich lautende mundartliche "Erich" auf das lateinische Wort "area" zurück. Und das heißt "Fläche". Eine ähnliche Veränderung des Namens hat übrigens auch die Adrigstraße in Bitburg hinter sich. Laut Stadtarchiv Bitburg hieß der Bereich der heutigen "Adrigstraße" auf einem in französischer Zeit gezeichnete Stadtplan "Oderig". 20 Jahre später verwendeten preußische Vermessungsbeamten den Namen "Aterichgass". Für alteingesessene Bitburger ist es auch heute noch die "Oderich", und in den Kastaterplänen ist heute noch von "Aterich" die Rede. Die Herkunft des Namens für die Straße in Bitburg ist nicht letztendlich geklärt. Die Herkunft der Hinterrerigerstraße in Speicher dagegen schon. Nach Angaben von Streit bezeichnet "Hintererig" oder "Hinterich" eine Hofstätte am Südwestrand des heutigen Marktplatzes hinter der Gemarkung "Erig". Der so schwer zu schreibende alte Name der Preister Straße bedeutet also nichts anderes als eine Bezeichnung für die Lage des Verbindungswegs, der erst im 19. Jahrhundert entstand. Das Doppel-"r" im alten Straßennamen dürfte wie oft in der Eifel zu beobachten, dem frühen lockeren Umgang mit der Orthographie geschuldet sein. Wenn auch Sie eine historische Anekdote kennen, einen für viele unverständlichen Namen eines Hauses, einer Straße oder eines Flurstücks erklären können oder zu einem historischen Ereignis eine ganz persönliche Geschichte zu erzählen haben, dann schreiben Sie unter dem Stichwort "Stadtgeschichten" mit ihrem Namen, Adresse und Telefonnummer für etwaige Rückfragen an die E-Mail-Adresse eifel@volksfreund.de Wichtig für eine rasche Veröffentlichung ist, dass Ihre Geschichte knapp formuliert ist und etwa 60 Druckzeilen (à 30 Anschläge) umfasst. Falls Ihnen ein historisches Foto vorliegt, ist uns dieses (hinreichende Qualität vorausgesetzt) auch willkommen. Die Lokalredaktion freut sich auf Ihre Geschichte.

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