Zu warm für Winterpullis

SPEICHER. Herbstmarkt in Speicher - und die Sonne lacht. Ideales Wetter für einen Bummel durch die Straßen und über den Marktplatz des Töpferortes. Während sich am Vormittag die Besucherzahl noch in Grenzen hielt, füllten sich die Straßen am Nachmittag zusehends.

Schulen und Rathaus in Speicher schließen früher, denn es ist Herbstmarkt. Kirch-, Jacob- und Maarstraße gleichen einem großen Basar. Blumenzwiebeln, Schmuck, Haushaltswaren, Strümpfe, Männer-Hüte, herbstliche Dekorationen und Nahrungsmittel wie Obst, Nudeln, Käse, Honig oder Kürbisse, essbar oder auch nicht, vor allem aber Kleidung prägen den Charakter des Marktes. Essensstände stillen den Hunger am Mittag, und die Kleinsten sind zufrieden auf dem Karussell oder an der Kirmesbude.Traditionsgemäß findet der Markt am ersten Donnerstag im Oktober statt, zu einer Jahreszeit, die normalerweise mit sinkenden Temperaturen den nahenden Winter ankündigt. Nicht so in diesem Jahr. Die Sonne lockt etliche Besucher nach Speicher, und die schenkten Jacken, Pullovern und warmer Unterwäsche nur wenig Beachtung."Das Geld sitzt nicht so locker"

Seit 23 Jahren sei dieser Herbstmarkt für ihn der schlechteste gewesen, meldet ein Händler, der seinen Namen nicht nennen will. An seinem Pulloverstand und dem seines Nachbarn bleibe kein Mensch stehen, beschwert er sich. Tatsächlich lässt der Besucherandrang am Vormittag auf sich warten, "aber am Nachmittag wird es bestimmt besser", meint Armin Hegel aus Andernach, der mit seiner Mutter eine neue Art von Crinkle-Pullis verkauft. "Es läuft nicht viel, sehr verhalten", sieht auch Ludwig Engel aus Oberweis die Lage. Mit seinem Apfel- und Honigstand ist er zum zweiten Mal in Speicher dabei. Am späten Nachmittag steht man dann doch plötzlich im Gewühl, Stände werden begutachtet, und hin und wieder haben die Verkäufer alle Hände voll zu tun. Zufrieden ist jetzt auch Annett Anders aus Monzelfeld, die nun schließlich ihre kreative Floristik mit Herbstmotiven doch noch an den Mann, vor allem aber an die Frau bringen kann. Gut zu tun hat auch ein junger Mann mit seinem Obstgeschäft, der in Marktschreier-Manier auf seinem LKW bunte Bastkörbe bis oben hin mit allen möglichen Früchten füllt.Dennoch, "das Geld sitzt nicht mehr so locker", wird den meisten Anbietern nicht zum ersten Mal klar. Das weiß auch Ernst Follmann, der mit seinem Bekleidungsgeschäft auch schon bessere Herbstmarkttage erlebt hat. "Es könnte besser sein", gesteht er, "bei uns spielt das Wetter eine große Rolle, wer kauft bei diesen Temperaturen schon eine Winterjacke?" Jedenfalls nicht diejenigen, die es sich an den Bierständen bei einem kühlen Getränk und einer Bratwurst oder Schwenkbraten bis zum Einbruch der Dunkelheit so richtig gut gehen lassen können. Die einzigen, die sich am Ende keine Umsatzsorgen machen müssen, sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Besuchsdienstes im Altenheim Marienhof und die Ansprechpartner für Senioren in der Verbandsgemeinde, die an einem eigenen Stand auf ihre Angebote hinweisen und dringend weitere ehrenamtliche Mitarbeiter suchen.

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