Zu wenig Geld, zu viele Gärten

Bio boomt, und Deutschland kommt mit der Produktion nicht hinterher. Das gilt auch für die Region Trier, die bei der Erzeugung von Öko-Lebensmitteln wie das ganze Land Rheinland-Pfalz noch deutlich unter dem Bundesschnitt bleibt. Der TV hat nachgehört, warum das so ist.

Bitburg. Natürlich überlegen sich Menschen, ob sie in Krisenzeiten bereit sind, mehr Geld auszugeben, um "Bio" zu kau fen. Das Marktforschungsinstitut GfK hat herausgefunden, dass besonders jene, die nicht so viel verdienen, dieses Jahr öfter zu konventionellen Produkten gegriffen haben als im Vorjahr. Dennoch ist die Biobranche ein beeindruckend lebendiger Markt.

Das bestätigt eine Ende 2008 vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium veröffentlichte Studie: Der Umsatz für Öko-Lebensmittel hat in den vergangenen Jahren zweistellige Zuwachsraten verzeichnet. 2007 lag der Umsatz bei 5,45 Milliarden Euro. Der deutsche Markt schafft es allerdings nicht, der Nachfrage Herr zu werden - ein Trend, der sich in Rheinland-Pfalz bestätigt - und das, obwohl sich die ökologisch bewirtschaftete Fläche seit 1996 um mehr als 50 Prozent vergrößert hat.

Allerdings hinkt das Land trotz umfangreicher Förderprogramme hinterher. Im Bundesschnitt werden 4,9 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen von 4,6 Prozent aller Betriebe ökologisch bewirtschaftet, in Rheinland-Pfalz sind es der Studie zufolge bloß 2,7 Prozent der Fläche und 3,5 Prozent der Betriebe. Auch die Kreise Bernkastel-Wittlich (4,3 Prozent der dort bewirtschafteten Fläche/45 Betriebe), Trier-Saarburg (3,9/28), der Eifelkreis Bitburg-Prüm (2,8/36) und der Vulkaneifelkreis (1,5/16) erreichen den Bundesschnitt nicht. Und das, obwohl sich die Zahl der Ökobetriebe seit 1999 vielerorts mehr als verdoppelt hat: In Bernkastel-Wittlich sind es statt 20 nun 45 Betriebe, im Eifelkreis Bitburg-Prüm statt 15 36.

Warum kann die Region dennoch nicht mithalten? An der Mosel spielen natürlich die traditionell kleinflächigen Winzerbetriebe eine Rolle. Aber in der Eifel? Jutta Wirtz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel nennt drei mögliche Gründe:

Erstens, die Vermarktung. "Das spielt eine große Rolle", sagt sie. Je dichter bevölkert eine Region ist, je mehr Zentren und etablierte Wochenmärkte es gibt, je kürzer die Wege sind, desto besser sei die Chance, von der Ökolandwirtschaft leben zu können.

In der Eifel funktioniere die Direktvermarktung nicht gut. "Da wohnen zu wenige Leute", sagt Wirtz. Wer nicht direkt vermarktet, ist auf Mühlen und Schlachthäuser, Bäcker, Metzger & Co angewiesen, die die Produkte verarbeiten und verkaufen. Zwar gibt es die auch in der Eifel, aber eben nicht viele. Es hapert also - anders als am Bodensee oder in der Eifel bei Köln - an den Strukturen.

Zweitens, das Einkommen. Das sei im Schnitt in der Region niedriger als zum Beispiel in Bonn, sagt Wirtz. "Die Zielgruppe ist hier kleiner." Und drittens: "Die Leute hier haben so große Gärten", sagt die Fachfrau. Zu manchen Zeiten seien Zucchini und Streuobst einfach die Pest.

Strukturen, Einkommen und die großen Nutzgärten also. Unzufrieden wirkt Jutta Wirtz dennoch nicht. Die Steigerungsraten der vergangenen Jahre seien schließlich beachtlich, wenn auch auf niedrigem Niveau. "Unsere Arbeit hat Früchte getragen", sagt sie. Ökologisch erzeugte, versteht sich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort