"Zuhause muss ich auch streuen"

PRÜM. Manfred Schmitt aus Rommersheim ist sauer. Im Januar rutschte er auf dem vereisten Altenmarkt-Parkplatz in Prüm aus und schlug sich das Knie auf. Die Gemeinde-Unfallversicherung lehnt eine Entschädigung ab.

Das aufgeschlagene Knie ist inzwischen verheilt, eine neue Hose gekauft. Trotzdem ärgern sich Manfred Schmitt aus Rommersheim und seine Lebensgefährtin Jutta Blumberg über alle Maßen. Am 18. Januar parkte Jutta Blumberg ihr Auto auf dem städtischen Parkplatz des Prümer Altenmarkts, um Manfred Schmitt beim Friseur abzuholen. Bereits auf dem Weg zum Parkscheinautomaten rutschte die Frau auf einer "Eisscholle" aus und stürzte. Verletzungen trug sie nicht davon. "Opfer" verlangt Schmerzensgeld

Als beide dann kurze Zeit später zurück zum Auto wollten, "rutschte ich so heftig, dass es mir beide Beine wegriss und ich voll vornüber aufschlug, und dabei auch Frau Blumberg zu Fall brachte", erzählt Manfred Schmitt. Er habe sich dabei erheblich am Knie verletzt, dabei eine offene Wunde davon getragen und sich zudem noch die Hose ruiniert. Schmitt: "Nicht nur an dieser Stelle, sondern rundherum war es spiegelglatt und in keiner Weise gestreut." Außerdem: Die Chefin des angrenzenden Lederwarengeschäfts habe berichtet, dass zuvor bereits mehrere Leute ausgerutscht und gestürzt seien. In einem Schreiben an die Kommunalversicherung wird Schmitt konkret: "Ich melde Schmerzensgeld an, Ersatz der Hose, Kosten für ärztliche Behandlung wegen unterlassener Streupflicht der Stadt." Trotz eines Attests durch seine Trierer Betriebsärztin tritt Manfred Schmitt derweil immer noch auf der Stelle. Zwar meldeten er und Jutta Blumberg den Fall bei der Verbandsgemeinde und im Büro von Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy. Gleichwohl war die Antwort der Versicherung für die beiden ernüchternd: "Nach abschließender Überprüfung der Sach- und Rechtslage müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass wir im vorliegenden Fall in eine Schadensregulierung nicht eintreten können." Hintergrund sei der Umstand, dass im Unfallbereich keine Streupflicht bestehe. Denn: "Auf öffentlichen Parkplätzen müssen nach einschlägiger Rechtsprechung die von den Kraftfahrzeugen befahrenen Teile zum Schutze der Wagennutzer nur insoweit abgestreut werden, als die Fahrzeuginsassen diese Teile nicht nur mit wenigen Schritten betreten müssen und es sich um einen belebten Parkplatz handelt." Das gefällt Manfred Schmitt und Jutta Blumberg gar nicht. "Zuhause muss ich auch streuen", schimpft Jutta Blumberg. Dies treffe für Behörden, die dies anmahnten, offenbar nicht zu. Zudem verdiene die Gemeinde mit der Bewirtschaftung des Parkplatzes ja auch noch Geld. Bürgermeisterin Weinandy wirbt indes um Verständnis für die Zwänge der Stadt und des Bauhofs: "Wir bemühen uns wirklich, sachgerecht zu streuen." Mehr als 400 Tonnen Salz würden pro Jahr in der Stadt und in den Stadtteilen verteilt. Ihr tue der Vorfall auch leid, aber es sei ja nun einmal Winter; und überall könnten die neun Bauhof-Leute auch nicht sein. Sie kenne zudem Städte in Bayern, in denen gar nicht gestreut würde. Manfred Schmitt hat sich eine neue Hose gekauft. Ob er das Geld dafür je sehen wird, weiß er nicht. Zumindest ist er enttäuscht: "Es ist wohl zumutbar, auf städtischen Parkplätzen auszurutschen."

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