Zum Einschlafen werden Flugzeuge gezählt

SCHARFBILLIG. Sollte die beantragte Nutzungserweiterung auf dem Flugplatz Bitburg genehmigt werden, könnte es im benachbarten Scharfbillig sehr laut werden. Vor allem nachts. Schlaflose Nächte haben einige Bürger deshalb jetzt schon.

Die Scharfbilliger haben einen Nachbarn, der nicht immer ganz pflegeleicht ist. Wobei: Momentan hat er sich im Griff. Die wilden Jahre, als der Nachbar mit den Amerikanern nachts um die Häuser geflogen ist, hat er längst hinter sich. Er ist ruhiger geworden. Doch seit einiger Zeit kribbelt es ihn wieder, da will er es wieder wissen, so als habe er Flugzeuge im Bauch, kleine und auch ganz große, die eigentlich in den Himmel gehören. Und sind die Flieger erst da oben, dann müssen sie auch landen. Und geht es nach des Nachbars Willen, so sollten es davon möglichst viele in Bitburg sein. Deshalb hat die Flugplatz Bitburg GmbH eine erweiterte Fluggenehmigung beantragt, die eine Aufhebung der bisherigen Tonnenbegrenzung vorsieht und zudem den so genannten Instrumentenflugbetrieb ermöglicht (der TV berichtete). Sollte es dazu kommen, dann könnte es in einigen der benachbarten Gemeinden ungemütlich werden, vor allem in Scharfbillig. "Wir sind die, die davon am meisten betroffen sind", sagt Ortsbürgermeister Otto Kranz, der ins Scharfbilliger Gemeindehaus eingeladen hat, um über die geplante Erweiterung zu informieren. Und über das, was seine Meinung ist. Zwar werde erst in der kommenden Gemeinderatssitzung darüber entschieden, ob es seitens der Gemeinde einen Einwand geben wird, doch die vorgefertigten Einwand-Formulare auf dem Tisch vor ihm, des Bürgermeisters Worte und die Einstellung des Gastredners zu der ganzen Sache lassen wenig Spielraum für Interpretationen: Die Scharfbilliger sind in der Mehrheit gegen den Erweiterungsantrag der Flugplatz Bitburg GmbH. "Wir haben bereits 40 Jahre Militärflughafen hinter uns", sagt der Bürgermeister, "und wir haben deshalb starken Nachholbedarf in Sachen Dorfentwicklung." Sollte es zur Erweiterung kommen, dann könnten die Scharfbilliger ihr geplantes Neubaugebiet vergessen, erklärt er, bevor er das Wort an dem Gastredner übergibt. Eine halbe Stunde Bodenlärm

Der kommt aus dem Nachbarort Esslingen, heißt Ludwig Kewes, ist Vorsitzender des Vereins "Bürger gegen Nachtflug" und berichtet über die geplante Erweiterung, Stand des Verfahrens, vorliegende Gutachten und die für Scharfbillig prognostizierten Dezibelwerte (bis zu 83,2 Dezibel). Letzteres interessiert die Scharfbilliger verständlicherweise am meisten. Hier gehe man über Lärmwerte hinweg, die anderswo gar nicht genehmigt würden, sagt Kewes. "So ein Start ist ja an sich eine schnelle Sache", aber der Bodenlärm ziehe sich bei jedem Start mindestens über eine halbe Stunde, unter anderem deshalb, weil die Triebwerke warm laufen müssten. Wo Lärm entsteht, müssen ja auch Menschen sein, die ihn verursachen - deshalb auch die Frage, ob dadurch denn wirklich spürbar neue Arbeitsplätze entstehen. In Scharfbillig hat man daran seine Zweifel. Obwohl: Einer der Anwesenden, ein älterer Herr, erinnert sich an die erste Info-Veranstaltung zur Nutzungserweiterung des Flugplatzes vor einigen Jahren im Haus Beda, "wo es hieß, dass sich die Bauern ein Zubrot verdienen könnten, wenn sie die Koffer tragen würden".

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