Zum Ende hin zerbröselt alles

BITBURG. Die Bitburger Einkaufsmeile ist auf ihren letzten Metern ziemlich holprig – nicht nur wegen des teils löchrigen Pflasters. Auch die Schaufenster-Auslagen fehlen. Vor allem oberhalb des Petersplatzes stehen derzeit einige Geschäftsräume leer.

"Wer von außerhalb kommt, muss das Gefühl haben, in Bitburg ist was los", sagt Helmut Thielgen. Als Mitarbeiter der Bitburger Stadtverwaltung ist er unter anderem zuständig für Stadtmarketing. Das heißt, er kümmert sich um den Beitrag, den die Stadtverwaltung leisten kann, damit es Menschen in Bitburg gefällt. Zum Beispiel beim Einkaufsbummel. Ganz einfach hat er es da nicht. Denn nirgendwo in der Fußgängerzone ist die Zahl der leer stehenden Geschäftsräume so hoch wie im Umfeld des Rathauses. Um an dieser Stelle Missverständnisse von vorneherein aus dem Weg zu räumen: Einen kausalen Zusammenhang zwischen Rathausnähe und Geschäftsraumleere gibt es nicht. Zumindest keinen, der belegt wäre. Vielmehr liegt es wohl daran, dass kaum einer auf der Bitburger Flaniermeile den oberen Bereich von Glockenturm bis Dauner Straße als Fußgängerzone wahrnimmt. Auf einmal steht der Besucher am Ende der Einkaufszone, und würde man ihn dort bitten, seine Eindrücke der vergangenen 100 Meter in wenigen Worten zusammenzufassen, so wäre die Antwort knapp: "Immobilien Franzen - zu vermieten." Gewerbeverein will Leerstands-Problem lösen

"Immobilien Franzen hat mittlerweile mehr Werbung in der Innenstadt als in seinem Geschäft", sagt Hans Joachim Kurth, Zweiter Vorsitzender des Bitburger Gewerbevereins und Betreiber eines Elektrogeschäfts im unteren Bereich der Fußgängerzone - also dort, wo die Zahl der vorhandenen Geschäftsräume mit der Anzahl der genutzten nahezu identisch ist. Der Gewerbeverein habe das Problem erkannt und es sich auch zur Aufgabe gemacht, nach Lösungen zu suchen. Worin die Gründe liegen, wisse der Verein, der sich derzeit noch in seiner Findungsphase befinde, allerdings nicht. Immobilienmakler Hubert Franzen im Übrigen auch nicht. Auch wenn es für ihn und seine Din-A-4 großen weißen Zettel in den ungenutzten Schaufenstern eine recht simple Faustregel gibt: "Je weiter vom Petersplatz nach oben entfernt, desto schwieriger wird es, einen Interessenten zu finden", sagt Franzen, "und dann spielt auch der Preis nicht mehr die erste Rolle." Doch im Einzelfall würden dann trotzdem noch Größe und Zustand der Ladenfläche ausschlaggebend sein. Und damit verbunden dann manchmal eben doch der Preis. Ganz so einfach ist es also nicht.Oft fehle die Bereitschaft für Investitionen

Beispielsweise würden die Besitzer der Geschäftsräume oft ignorieren, dass nicht nur sie, sondern auch ihre Objekte altern, sagt der Immobilienmakler - ein Problem, das auch Helmut Thielgen von der Stadtverwaltung kennt. "Oft gibt es seitens des Hauseigentümers keine Bereitschaft, in das Ladenlokal zu investieren", sagt er, räumt aber auch fehlende - oder eine vielmehr finanziell nicht tragbare - Investitionsbereitschaft der Stadt ein. Denn nicht nur in Bitburgs Geschäftswelt gibt es Lücken, sondern auch im Belag der Fußgängerzone. Dass sich daran allerdings in naher Zukunft etwas ändert, sieht Thielgen nicht. "Eine Sanierung ist derzeit nicht geplant", sagt er, könnte es aber werden, wenn das Vorhaben auf dem alten Brauereigelände, der Bau einer Stadthalle mit Besucherzentrum, realisiert wird. Spätestens dann erwarte die Stadt neue Impulse für den oberen Bereich der Fußgängerzone. Bis dahin müssen die Impulse vor allem von den Geschäftsbetreibern selbst kommen. "Wir können als Stadt mit Maßnahmen zur Belebung zwar beitragen, aber nicht lenkend in den Markt eingreifen", sagt der städtische Sachbearbeiter, der bedauert, dass beispielsweise Samstagnachmittags kaum eines der Geschäfte in der Fußgängerzone geöffnet habe. Zumindest in diesem Punkt könnte es im oberen Bereich der Flaniermeile bald Fortschritte geben. Nach Aussage von Thielgen soll in einem der leer stehenden Geschäftsräume bald ein Dönerladen öffnen - allerdings ist für Thielgen Schweinefleisch in Fladenbrot nicht unbedingt das, was den oberen Einkaufsbereich in naher Zukunft aus seiner Trostlosigkeit retten wird.

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