Zum Trost eine Kugel Eis

BITBURG. Wie Tausende ihrer Landsleute fiebern auch in der Eifel lebende Italiener dem Spiel ihrer Nationalmannschaft gegen Deutschland entgegen. Der TV sprach mit den Südeuropäern über ihre Erwartungen zum WM-Halbfinale, das heute Abend in Dortmund ausgetragen wird.

Die Stimmung ist gut, die Vorfreude einfach unglaublich: In der Eifel lebende Tifosi - laut städtischem Einwohnermeldeamt leben in Bitburg 41 Italiener - glauben an den Sieg ihrer Nationalmannschaft und hoffen auf ein spannendes Spiel. "Ich freue mich schon wahnsinnig, bin aber auch ein wenig enttäuscht, dass die beiden Mannschaften sich nicht im Finale treffen können", sagt Rocco Giacobbe aus Eisenach, der sich als Deutschlands einziger singender Koch einen Namen gemacht hat. Sein Bruder Litterio aus Bitburg, der wie Rocco vor mehr als 30 Jahren aus Norditalien nach Deutschland kam, gibt zu bedenken: "Mental gesehen sind die Italiener nach dem schwerwiegenden Liga-Skandal in unserem Heimatland angeschlagen." Doch hätten sie den Vorteil, international erfahrenere Spieler als die Deutschen zu haben. Das Spiel sehen sich die Brüder getrennt an: Rocco mit seinen Söhnen und Freunden auf der heimischen Terrasse in Eisenach. Litterio und seine Frau Waltraud sind bei deutschen Freunden zu Gast: "Wir picken schon jetzt aufeinander rum, wessen Mannschaft wohl gewinnen wird", sagt Waltraud, die gebürtige Deutsche ist. Darauf entgegnet Litterio lachend, dass er sie nach dem Spiel schon trösten werde. Die Italienerin Tatiana Lobia, die seit elf Jahren in Bitburg lebt, hat mit ihrem deutschen Freund Andreas Weber schon vor dem Spiel Waffenstillstand vereinbart: "Bei uns wird der Haussegen nach der Begegnung bestimmt nicht schief hängen." Traumhaft fände es Maurelio Tadiotti, ebenfalls aus Bitburg, wenn Deutschland gegen Italien unentschieden spielte, und dann seine Landsleute das Elfmeterschießen für sich entscheiden könnten. Das ließe sich der gebürtige Italiener, der in Bitburg die Pizzeria "La Strada" betreibt, auch gerne etwas kosten: "Wenn wir die Deutschen schlagen, dann gibt es am Mittwoch für jeden Gast in meinem Restaurant ein Freigetränk zum Essen." Wegen des Spitzenspiels macht der Bitburger Renzo Cervo seine italienische Eisdiele in der Trierer Straße heute bereits zwei Stunden früher dicht. "Ich will nichts verpassen." Er wundere sich zwar über die Stärke der Deutschen, denkt aber, dass die Italiener Rechtsaußen auf Friedrichs Position ihr Glück versuchen sollten - da seien die Deutschen verwundbar. Sollten seine Tifosi wirklich gewinnen, will er seine deutsche Kundschaft zwei Tage lang trösten: "Dann kostet die Kugel Eis bei mir statt 50 nur 20 Cent."

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