"Zum ersten Mal hatte ich furchtbare Angst"

PRÜM. Kein einfacher Job. Feuerwehrleute begeben sich regelmäßig in Gefahr. Das wissen auch deren Ehefrauen und Partnerinnen. Nach der Havarie des Gefahrstoff-Transporters bei Olzheim reden drei von ihnen erstmals Klartext.

"Viele Bürger sehen die Freiwillige Feuerwehr von einer Seite,die sie nicht immer in ein gutes Licht stellt," wissen RosiWelling, Heike Kiedels und Andrea Raskopp. Deshalb gibt es fürsie eine Menge Aufklärungsbedarf. Denn ihre Männer waren in dervergangenen Woche dabei, als ein mit Insektengift beladener undvon einem betrunkenen Fahrer gesteuerter Lastzug aus Dänemark aufder Bundesstraße 51 bei Olzheim gegen einen Brückenpfeiler stießund ausbrannte (der TV berichtete). "Zum ersten Mal hatteich furchtbare Angst", sagt Rosi Welling. Eine Angst, dieangesichts möglicher Gesundheitsschäden immer noch nachwirkt. Mit Vorurteilen endlich aufräumen

Allein aus diesem Grund wollen die Frauen jetzt aus ihrem Herzen keine Mördergrube machen und holen weit aus. Denn sie möchten endlich aufräumen mit Vorurteilen, die sich häufig um die Einsätze ihrer Männer ranken. Da heiße es zum Beispiel oft, Feuerwehrleute würden "wie verrückt mit Tatütata durch die Stadt rennen", und bei jedem kleinen Feuer mit allen Einsatzwagen auf sich aufmerksam machen wollen. Danach säßen sie dann in der Wache, um Bier zu trinken. Gegen Fehleinschätzungen dieser Art setzen sich Rosi Welling, Heike Kiedels und Andrea Raskopp mit Nachdruck zur Wehr. Denn: Das wirkliche Leben eines Feuerwehrmannes sehe ganz anders aus. "Im Jahr 2002 hatte die Freiwillige Feuerwehr Prüm mehr als 90 Einsätze. Hinzu kommen regelmäßige Übungen, Lehrgänge, Schulungen, Verkehrsregelungen an autofreien Sonntagen und vieles, vieles mehr." Da fragen die Frauen: "Wie viele Stunden sind das im Monat und im Jahr, die diese Männer freiwillig und unentgeltlich leisten?" Und wie fühle sich wohl ein Feuerwehrmann, wenn er nach einem arbeitsreichen Tag im ersten Schlaf liege und der Melder ertöne? Wenn es heiße "schwerer Verkehrsunfall mit eingeklemmten oder gar toten Personen, die geborgen werden müssen", kämen sie dann wieder hoch - die Bilder, die manch einer nie vergesse. Weitere Frage also: "Ist der psychische Zustand da immer stabil?"

Und auf noch etwas aufmerksam machen möchten die Frauen der Prümer Feuerwehrleute: Denn nach manch einer schlaflosen Nacht folge dann gleich der nächste Arbeitstag. "Wie gehen die Einsatzkräfte damit um, wenn sie nach einem schweren Gefahrstoff-unfall, wie am vergangenen Mittwoch bei Olzheim, die ganze Nacht und den darauf folgenden Tag Schwerstarbeit geleistet haben, ihre Gesundheit und sogar ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben?" Nach diesem schrecklichen Einsatz habe ihre Kleidung von einer Spezialfirma verbrannt werden müssen, und im Krankenhaus seien die Männer zur Blutentnahme und zur Röntgenuntersuchung erwartet worden, erinnern Rosi Welling Heike Kiedels und Andrea Raskopp an die wirkliche Gefahr dieses Einsatzes.

"Könnte es sein, das sich irgendwann in nächster Zeit gesundheitliche Schäden bemerkbar machen?", fragen die Frauen und ergänzen, dass die Wehrleute "zur Krönung" des Ganzen dann auch noch hätten erfahren müssen, dass der Fahrer mit 1,86 Promille unter starken Alkoholeinfluss gestanden habe. Die drei Frauen stellen deshalb kategorisch klar: "Wenn solche Unfälle passieren, haben wir Frauen Angst um unsere Männer und Söhne. Wir müssen oft auf sie verzichten, wenn es um die Feuerwehr geht." Aber das eine sei ganz sicher: "Wir alle sind mächtig stolz auf unsere Freiwillige Feuerwehr, für die nur eins zählt: löschen, helfen, retten!"

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