Zurück zur Natur

Die Höhe der Landesförderung hat Seltenheitswert: Mit 827 000 Euro fördert Mainz im Rahmen der "Aktion Blau" zur Gewässer-Renaturierung gleich einen ganzen Katalog verschiedener Maßnahmen an der Enz, die bis 2010 umgesetzt werden. In diesem Zug wurde unter anderem an der Enzener Mühle eine Fischtreppe gebaut, damit Forelle & Co. wieder zu ihren Laichplätzen flußaufwärts kommen, was das Mühlwehr bisher verhinderte.

 In der Enz wurde bei der Enzener Mühle eine „Fischtreppe“ (rechts im Bild) gebaut, die aus einzelnen „Becken“ besteht, die die Fische stromaufwärts „erklimmen“. Foto: Naturpark Südeifel

In der Enz wurde bei der Enzener Mühle eine „Fischtreppe“ (rechts im Bild) gebaut, die aus einzelnen „Becken“ besteht, die die Fische stromaufwärts „erklimmen“. Foto: Naturpark Südeifel

Bitburg. Wegen des alten Mühlenwehrs, mit dem noch heute eine Turbine betrieben wird, war die Enz bei der Enzener Mühle für Fische nicht mehr stromaufwärts passierbar. Ergebnis: Forelle & Co. hatten keine Chance, zu ihren Laichplätzen zu kommen. Auf einer Länge von rund 50 Metern wurden deshalb rund 1000 Tonnen Muschelkalk-Steinbrocken in die Enz gebaut, um den Höhenunterschied von eineinhalb Metern, den das Mühlwehr mit sich bringt, Stückchen für Stückchen zu überbrücken. Das Prinzip: Zwischen den Gesteinsbrocken entstehen kleinere Wasserstrudel und Wasserbecken, die von den Fischen auch gegen den Strom - eben wie eine Treppe - "erklommen" oder besser erschwommen werden können. "Die Enzener Mühle ist mit dieser Fischtreppe ein Beispiel dafür, wie sich die wirtschaftliche Nutzung eines Wehrs mit einer höheren Durchlässigkeit für die Wasserlebewesen verbinden lässt", sagt Hans-Bernd Kanzler vom Naturpark Südeifel, der im Auftrag des Eifelkreises Bitburg-Prüm das Enz-Auen-Projekt betreut. Rund 98 000 Euro hat die Fischtreppe gekostet - nur eine von vielen Maßnahmen, die im Enz-Tal für mehr Natur, Auen, Gewässerqualität und Durchgängigkeit für Fische umgesetzt werden. Das Land fördert den Maßnahmen-Katalog mit 827 000 Euro aus seiner "Aktion Blau". Bis 2010 sollen die Einzelmaßnahmen (siehe Extra) umgesetzt sein.Engagement seit vier Jahren

Angefangen hat das Engagement im Enztal vor rund vier Jahren, als für den Bau des Windparks bei Halsdorf und Nusbaum Ausgleichsgelder von rund 98 000 Euro fällig wurden. "Die fließen normalerweise nach Mainz und werden dann vom Land wieder verteilt - aber kommen dabei nicht unbedingt in die Region zurück, aus der sie geflossen sind", erklärt Kanzler. Der Naturpark Südeifel habe sich damals dafür eingesetzt, dass die Ausgleichsgelder an Ort und Stelle genutzt werden, fließt doch die Enz mitten durch den Naturpark. Das Ingenieurbüro Floecksmühle erstellte in Folge ein Gewässer-Entwicklungs-Konzept für die Enz und ihre Nebenbäche. Unter anderem sollen weitere der insgesamt zehn Wehranlagen und Verrohrungen zurückgebaut werden oder durch Fischtreppen wieder durchlässig gemacht werden. Zudem werden Tal-Auen von Fichten befreit und durch typische Auen-Bepflanzung wie Eschen ersetzt. Mehr Auen bedeuten auch besseren Hochwasserschutz. Doch vor allem geht es um die Umsetzung der EU-Wasser-Rahmen-Richtlinie, nach der die Wasser-Öko-Systeme bis 2015 wieder eine gute Qualität haben sollen. EXTRA: Die Enz: Die Enz entspringt bei Arzfeld und mündet nach 83 Kilometern bei Holsthum in die Prüm. Handlungs-Bedarf besteht, da die Enz im Gebiet des Naturparks Südeifel nach einer Bewertung des Fließgewässer-Informationssystems des Landesamts für Wasserwirtschaft eine überwiegend deutliche bis sehr starke Veränderung aufweist. Insgesamt zählt die Enz zehn Wehranlagen, die die ökologische Durchgängigkeit für Fische und Kleinlebewesen verhindern. Auch im Mündungsbereich und in den Nebenbächen bilden Verrohrungen Barrieren für Forelle & Co. Zudem ist die Enz auf weiten Strecken wegen des starken Ufer-Bebaus und fehlender Talauen unnatürlich tief erodiert. Neben der Fischtreppe bei der Enzener Mühle (98 000 Euro) wurde bereits ein Stahlprofil bei Scheuern durch eine Rundholzbrücke über den Radenbach ersetzt (53 000 Euro) und das Uferflächen am Grimbach von Fichten befreit (15 000 Euro). (scho)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort