Zurück in die Mitte

HERFORST. Rein ins Dorf: Herforst will eine Verödung des Dorfkerns verhindern und junge Familien zur Wiederansiedlung im Ort bewegen. Denn immer mehr Häuser stehen dort leer. Wie das erreicht werden könnte, verrät eine umfangreiche Voruntersuchung.

Manche Aussagen klingen für Außenstehende hart: "Keine hochwertigen Gebäude" gebe es mitunter in Herforst Mitte. Und das Wohnumfeld: "nicht optimal". Studenten vom Trierer Balthasar-Neumann-Technikum haben Herforst genau unter die Lupe genommen. Sie ziehen ein nüchternes Fazit. Aber folgt man ihren Schlussfolgerungen und Vorschlägen, könnte sich der Eifelort in ein Schmuckdorf verwandeln: durch die Sanierung alter Häuser, Sperrung oder Verengung von Straßen, Errichtung einer Ladenzeile - "infrastrukturelles Zentrum" nennen es die Studenten -, einer Markthalle und eines zentralen Dorfplatzes.Vernachlässigter Ortskern

Die Notwendigkeit hierfür scheint gegeben: Herforst ist geprägt von einem vernachlässigten Ortskern. Etliche Häuser sind baufällig oder stehen leer, Grün ist Mangelware. Zwei Läden finden sich in der Ortsmitte - geschlossen. Symptomatisch: Die "Gänseliesl" hinter der Kirche thront über einem Brunnen, der schmutzig und ohne Wasser ist. Derzeit leben vor allem ältere Menschen im Ortskern. Ziel ist daher eine "Wiederansiedlung" junger Familien: finanzstark, kinderreich. Derzeit siedeln sie eher am Rand des Dorf, in Neubaugebieten. "Ich kenn' die da oben in den neuen Häusern ja gar nicht", sagt eine ältere Anwohnerin im Eingang ihres Hauses. Eine Ortsmitte würde die Kommunikation fördern, glauben die Ersteller der Untersuchung. "Die Errichtung ist notwendig, um die Identität mit dem Ort aufzubauen." Zwar seien die Vorschläge vorerst nur "schöne Träume", erklärte Technikum-Lehrer Edgar Schmitz, der die Untersuchung leitete. Aber die 330 Seiten umfangreiche Erhebung stieß auf der jüngsten Sitzung des Herforster Ortsgemeinderats auf breite Zustimmung. Die Untersuchung ist Grundlage für einen Antrag auf Städtebauförderung. 20 Jahre könnte es dauern, bis all diese Ziele erreicht sind, sofern Geld fließt. "Das muss nicht so lange dauern, wenn die Gemeinde die Initiative ergreift und die Maßnahmen mitträgt", sagt Schmitz. Auch die Bürger sollen miteingebunden werden, sie sollen zu Eigenleistungen auf ihren Grundstücken animiert werden, erklärt Ortsbürgermeister Wolfgang Faber. Die Gemeinde selbst könnte baufällige Häuser aufkaufen. Faber erinnert an bereits erfolgte Umgestaltungen, etwa den Abriss dreier Gebäude an der Kirche. "Nach und nach werden wir mögliche Projekte umsetzen."Spangdahlem als Vorbild

Vorbild sind die Nachbarn. "Als Spangdahlem 1971 den Antrag auf Städtebauförderung stellte, floss noch Jauche in der Straßenrinne. Heute ist es ein Schmuckdorf", erinnert sich Rudolf Becker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Speicher. Auch der Töpferort habe sich herausgeputzt. Becker ist zuversichtlich, dass dies auch in Herforst möglich ist. "Es ist das Problem der Ortskerne, dass die alten Häuser nicht mehr bewohnt werden", sagt Becker. Die alten Kerne sollten aber wiederbelebt werden - "das haben die Studenten richtig erkannt", lobt der Bürgermeister. Auch Herforsts Ortsgemeinderat hat sich für die kostenlose Analyse bedankt - mit einer Spende an das Technikum in Höhe von 1500 Euro.

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