Zurück zu den Wurzeln – irgendwie

KÖRPERICH. Viele junge Familien aus Luxemburg zieht es über die Grenze nach Deutschland. Der Grund: Baugrundstücke in Luxemburg sind für viele unerschwinglich geworden.

Familie Schmalen hat in Körperich ein Haus gebaut. Es ist ein original österreichisches Holzhaus. Für Silvia Schmalen-Zefferer ist es das Traumhaus, aber auch ein Stück Heimat. Silvia ist Österreicherin. Ihr Ehemann Nico ist Luxemburger. 1999 haben sich die SOS-Kinderdorf-Familienhelferin und der Heilpädagoge auf der Gmeiner-Akademie in Innsbruck kennen gelernt. Nach der Heirat im Jahr 2000 wohnte das junge Paar im Elternhaus des Mannes in Vianden. "Wir haben uns in Vianden nach einem Baugrundstück umgeschaut, aber wir haben schnell gemerkt, dass die Kosten unerschwinglich geworden sind. Sie betragen das Dreifache von dem, was in Körperich verlangt wird", sagt Silvia Schmalen. Der Entschluss in Körperich zu bauen fiel der jungen Familie - inzwischen waren Sohn Stéphane und Tochter Lea geboren - nicht leicht. "Viele unserer Freunde konnten unseren Entschluss nicht verstehen", sagt Silvia. Auch die Schwiegereltern hätten es lieber gesehen, wenn die junge Familie in Luxemburg geblieben wäre. Auf dem Land in einem kleinen Dorf wollte Silvia aber nicht leben. "Hier in Körperich ist Leben. Hier haben wir alles, was wir brauchen", sagt sie. "Kindergarten, Schule, Arzt und Geschäfte." Außerdem haben sie einen herrlichen Blick vom Wohnzimmer aus ins Gaytal hinab und Sonne pur den ganzen Tag: vom frühen Morgen bis zum Abend. Das hat letztendlich auch die Schwiegereltern und die Freunde von ihrem Vorhaben überzeugt. Nico ist Trompeter im Musikverein Vianden. Die gute Freundschaft zwischen den Musikvereinen Vianden und Körperich (der TV berichtete) hat der jungen Familie den Start in Körperich erleichtert. Nico hilft bei den Körpericher Musikern aus, wenn Not am Mann ist. Stéphane ist in diesen Tagen vier Jahre alt geworden und geht in Körperich in den Kindergarten. Schwesterchen Lea wird ihm im nächsten Jahr dorthin folgen. Die Kinder werden deutsche Schulen besuchen und vermutlich auch ihre Ausbildung oder ein Studium in Deutschland absolvieren. Nur Deutsche werden sie sicherlich nicht werden. Zur Zeit haben sie eine doppelte Staatsangehörigkeit: die österreichische und die luxemburgische. "Wenn sie volljährig sind, werden sie sich sicherlich für die luxemburgische Staatsangehörigkeit entscheiden", meint die Mutter hoffnungsvoll. Sie redet mit den Kindern deutsch und der Vater spricht luxemburgisch mit ihnen. Die Kinder beherrschen beide Sprachen und antworten in der Sprache, in der sie angesprochen werden. Mit der Wahl ihres Wohnortes liegt Familie Schmalen historisch gesehen goldrichtig. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Körperich bis zum Wiener Kongress im Jahr 1815 luxemburgisch war. In Vianden gibt es heute einen heimatkundlichen Verein, der al- te Traditionen pflegt und die al- ten Grenzmarkierungen - die bis ins Bitburger Land hinein reichen - jährlich einmal in historischen Gewändern abreitet. Die Geschichte hat einen langen Atem: Vielleicht wird dieser alte Teil des Luxemburger Landes in Zukunft wieder einmal von überwiegend luxemburgischen Bürgern bewohnt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort