Zutritt nur für echte Pilger

Der pensionierte Grundschulleiter Joachim Mauer ist nach seinem mehrmonatigen Fußmarsch als Jakobspilger im vorigen Jahr zurzeit als ehrenamtlicher Herbergsvater im südburgundischen Corbigny.

 Begeisterter ehrenamtlicher Herbergsvater im burgundischen Corbigny: Joachim Mauer (rechts) mit den deutschen Studenten Johannes und Stephanie. Foto: privat

Begeisterter ehrenamtlicher Herbergsvater im burgundischen Corbigny: Joachim Mauer (rechts) mit den deutschen Studenten Johannes und Stephanie. Foto: privat

Mehren/Corbigny. "Nach altem Pilgerbrauch biete ich den Neuankömmlingen ein Glas Wasser an und helfe ihnen den schweren Rucksack abzunehmen", schreibt Joachim Mauer dem Trierischen Volksfreund über eine Aufgabe, die ihm besonders lieb geworden sei. Er müsse sich gleich bei ihrer Ankunft den Pilgerpass zeigen lassen und sich vergewissern, dass sie zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Esel oder dem Pferd - also als echte Pilger - unterwegs seien; denn nur als solche stünde ihnen das Recht zu, in der kostengünstigen Herberge zu übernachten.Sein Tag beginnt um sechs Uhr morgens

Mauer weist den Pilgern ihr Bett zu, erlebt sie beim Wäschewaschen und bei der Fußpflege, gibt Hinweise auf preiswerte Pilgermenüs in Gasthäusern oder auf die Möglichkeit der Selbstverpflegung in der Herbergsküche. Früh um sechs beginne sein Tag als Herbergsvater, indem er ein einfaches Frühstück zubereite. Der Zeitaufwand für die Reinigung des Hauses sei unterschiedlich, er hänge von der Belegung und dem Wetter ab.Die Pilgerherberge, in der Mauer noch bis zum 31. Mai ehrenamtlich Dienst tut, liegt in Corbigny in Südburgund an einem der vier großen Pilgerwege Frankreichs. Mauer war dort im Frühjahr 2006 auf seinem Fußmarsch von Mehren nach Santiago de Compostela (der TV berichtete) selbst Gast gewesen und hatte sich nach einem Gespräch mit dem damaligen Herbergsvater, einem Arzt aus London, für diesen Dienst beworben."Vor ein paar Tagen hatte ich ein besonders schönes Erlebnis", ezählt Mauer. In seiner freien Zeit marschierte er auf dem Jakobsweg in der Umgebung von Corbigny. Wer trägt denn heute Ihren Rucksack?

In einem kleinen Dorf hob ein Mann, der in seinem Garten arbeitete, den Kopf und musterte ihn. Er sagte: "Sie habe ich doch im letzten Jahr schon einmal gesehen. Ihr Rucksack verriet mir, dass Sie auf dem Jakobsweg waren. Wo ist er heute? Sind Sie vielleicht mit dem Heiligen Jakobus mittlerweile so gut Freund, dass er ihn trägt?" Interessant werde seine Tätigkeit durch die unterschiedlichen Menschen aus zahlreichen Ländern, die bei ihm um Einlass bäten, berichtet Mauer. Viele wollten zunächst einmal erzählen, was sie alles erlebt hätten. So wie der 67 Jahre alte Eckehard aus Tübingen, der an dem Tag in ein Gewitter geraten und mitsamt Rucksack einen schlammigen Abhang hinuntergerutscht war. Oder so wie Stephanie und Johannes, die aus Deutschland kommen, 25 und 26 Jahre alt sind, beide gelernte Orgelbauer und nun - während der Semesterferien ihres Studiums der Holzwirtschaft in Hamburg - auf dem Jakobsweg.Allen, die sich für den Jakobsweg interessieren oder eine Pilgerreise darauf planen, steht Joachim Mauer mit Rat und Tat zur Verfügung.Kontakt: Telefon 06592/1527.

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