Zwischen Schwarz und Weiß: Der dritte Weg

Große Fläche, große Chancen, große Ängste: Wenn es um den flugbetrieblichen Teil des Gewerbe-, Dienstleistungs- und Freizeitzentrums "Flugplatz Bitburg" geht, scheiden sich die Geister. Die Liste Streit bezieht mit ihrer Vision einer Werft eine Mittler-Position zwischen Frachtbetrieb und der Ablehnung jeglicher Fliegerei.

 „Nachts bleiben die Flugzeuge unten“ lautet der Titel des Gemäldes von Franziskus Wendel, von dem unser Foto einen Ausschnitt zeigt. Das Kunstwerk hängt im Rathaus-Büro von Bürgermeister Joachim Streit, der mit seiner Liste ein Nachtflug-Verbot für den Bitburger Flugplatz durchsetzen will. TV-Foto: Dagmar Schommer

„Nachts bleiben die Flugzeuge unten“ lautet der Titel des Gemäldes von Franziskus Wendel, von dem unser Foto einen Ausschnitt zeigt. Das Kunstwerk hängt im Rathaus-Büro von Bürgermeister Joachim Streit, der mit seiner Liste ein Nachtflug-Verbot für den Bitburger Flugplatz durchsetzen will. TV-Foto: Dagmar Schommer

Bitburg. (scho) Der dritte Weg ist kein leichter Weg, geriet die Liste Streit doch damit im Bitburger Stadtrat ins Kreuzfeuer der Kritik. Im TV-Gespräch erklärt Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit den Standpunkt seiner Liste zur fliegerischen Nutzung des Flugplatzes:Wie will die Liste Streit nun in der Nachtflug-GmbH weiter mitarbeiten, nachdem ihr Antrag abgeschmettert wurde?Joachim Streit: "Wir sind ja andererseits auch nicht angewiesen worden, für Nachtflug zu stimmen und werden die Diskussion darüber weiter führen. Aber wirkliche Einflussnahme funktioniert nur über die nächste Kommunalwahl. Vorher gilt es zu sagen, wozu man steht, dann haben die Wähler die Chance, aktuelle Mehrheiten zu verändern. Warum braucht es denn überhaupt einen dritten Weg zwischen dem Flugbetrieb, wie ihn die CDU forciert und der Ablehnung jeglichen Flugbetriebs, wie es Grüne und SPD befürworten?Joachim Streit: Ich weiß, was Fluglärm bedeutet, denn ich habe selbst meine ganze Kindheit in der Einflugschneise von Spangdahlem gelebt - und nachts ist die Beeinträchtigung der Lebensqualität besonders schlimm. Aber ich halte den geringen Flugverkehr, den eine Flugplatz-Werft mit sich bringt im Verhältnis zu den qualifizierten Arbeitsplätzen, die dann entstehen können, für vertretbar. Was verstehen Sie unter Flugplatz-Werft?Joachim Streit: Werft heißt kein ständiger Flugbetrieb: Etwa ein Airbus kommt montags rein, wird gewartet und fliegt nach ein, zwei Wochen wieder raus. Bei großen Inspektionen oder Reparaturen kann die Standzeit auch länger betragen.Sie gehen also - im Gegensatz zu GmbH-Chef Michael Billen - davon aus, dass sich eine Flugplatz-Werft auch ohne Fracht- und damit Nachtflug rechnet?Joachim Streit: Ja, da man keinen Fluglotsendienst bei einer solch geringen Flugquote benötigt. Ich schätze die Chancen hoch ein, den Flugplatz auch ohne Fracht- und Nachtflug rentabel zu betreiben. Schließlich gibt es auch Großkonzerne aus dem Elektronik-Bereich, die die Infrastruktur einer Landebahn schätzen. Alles in allem geht es doch darum, dass auch unsere Kinder und Enkelkinder hier qualifizierte Arbeitsplätze finden und nicht alle die Eifel verlassen müssen. Qualifizierte Arbeitsplätze entstehen aber nicht im Frachtflug-Verkehr, sondern im Industrie-Betrieb einer Werft.Warum hat die Liste Streit nicht gleich den Verzicht auf Nachtflug zur Voraussetzung für die Übernahme der Trierer GmbH-Anteile erhoben?Joachim Streit: Kennen Sie die Geschichte von Troja? Ich halte es besser, etwas von innen umzulenken, als in einer Blockade-Haltung zu verharren. Außerdem war der Kauf der GmbH-Anteile im Wert von rund 300 000 Euro zum Preis von rund 30 00 Euro ein kaufmännischer Vorteil für die Stadt. Schließlich ist allein der Tower zwei Millionen Euro wert. Das bedeutet: Selbst wenn der Flugbetrieb scheitert, ist ein Gewinn da. Wir wollen der GmbH ja eine Chance von fünf Jahren nach Vorliegen der Instrumentenflug-Genehmigung einräumen. Auf diese Zeit gesehen gehen wir als Stadt durch den Wert der GmbH-Anteile kein finanzielles Risiko ein. Sind Sie überzeugt, dass die Instrumentenflug-Genehmigung, die ja für einen Flugbetrieb mit Maschinen, die mehr als 14 Tonnen wiegen, nötig ist, kommt?Joachim Streit: Zuletzt sicherte mir Ministerpräsident Beck in einem Vier-Augen-Gespräch zu, dass das Land und die SPD-Regierung zum Flugplatz Bitburg und der Instrumentenflug-Genehmigung stehen. Hat es Sie überrascht, dass ausgerechnet SPD und Grüne den Antrag Ihrer Liste ablehnen, obwohl sie doch, wenn sie gegen jegliche Fliegerei sind, auch gegen Nachtflug sind?Joachim Streit: Jein. Ich verstehe nicht, dass die, die sich inhaltlich am nächsten stehen, bekämpfen. Aber ich verstehe, dass da wo Taktiker regieren, solche Entscheidungen fallen, weil der, der einem politisch am nächsten steht, auch bei den Wahlen um die gleichen Stimmen kämpft. Ihre Liste hat sich mit dem Antrag "Kein Nachtflug über Bitburg" zwischen alle Fronten manövriert. Steht die Liste Streit nun mit dem Rücken zur Wand?Joachim Streit: Nein. Aber es war schon immer schwieriger, eine differenzierte Meinung zu vertreten, als Schwarz-Weiß-Malerei zu betreiben. Am Ende müssen die Wähler entscheiden. EXTRA Der Antrag und die Folgen: In ihrem Antrag "Kein Nachtflug über Bitburg" plädierte die Liste Streit dafür, die städtischen Vertreter in der Flugplatz Bitburg GmbH dazu anzuweisen, sich gegen Nachtflug auszusprechen. Während dieser Vorschlag SPD und Grünen nicht weit genug geht, da sie die fliegerische Nutzung des Flugplatzes grundsätzlich ablehnen, entrüstete sich die CDU, dass die Liste Streit mit dem Beitritt der Stadt zur Flugplatz-GmbH auch den GmbH-Zielen zugestimmt hat - und dazu zählt eben auch der Nacht- und Frachtflug. Der Rat stimmte mehrheitlich gegen den Antrag (der TV berichtete).

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