Zwischen Teufeln und Geistern

ERNZEN. (uhe) Ein Geisterbaum in der Teufelsschlucht: Im Rahmen einer naturpädagogischen Veranstaltung soll auf dem Gelände der Naturerkundungsstation Teufelsschlucht in Ernzen mit Kindern ein Labyrinth aus Weiden geflochten werden.

Der erste Irrtum, dem der Besucher eines Labyrinths oft unterliegt, ist nicht der Irrgarten selbst, sondern die Tatsache, dass Labyrinth und Irrgarten im Grunde zwei völlig verschiedene Dinge sind. Während in einem Irrgarten der Weg zum Zentrum oder Ziel durch viele Abzweigungen und Kreuzwege hindurch gefunden werden muss, gibt es im klassischen Labyrinth nur einen einzigen Weg, der verschlungen zum Ziel führt - und wieder raus. "Es geht nicht darum, sich zu verirren", sagt Carsten Lenz, sondern im Vordergrund stehe vielmehr "das Langsame, eine Art Meditation." Lenz ist Diplom-Sozialpädagoge, wohnt in Wißmannsdorf und ist einer von fünf angehenden Naturpädagogen, die im Rahmen ihrer Zusatzausbildung ebenfalls einen verschlungenen Weg zum Ziel schaffen wollen. Gemeinsam mit bis zu 30 Kindern soll am 1. und 2. April in Ernzen, nahe der Naturerkundungsstation Teufelsschlucht, ein Labyrinth aus Weiden gebaut werden. In der Mythologie wird die Weide oft auch als Geisterbaum aufgeführt, weshalb sich das Organisationsteam darauf geeinigt habe, das Projekt "Geisterbaum" zu nennen, sagt Carsten Lenz. "Wir dachten, dass sich das auch ganz gut mit dem Standort Teufelsschlucht verbinden lässt", fügt er hinzu. Und da es dort, wo Geister und Teufel aufeinander treffen, auch gruselig zugehen muss, sollen an dem Lagerfeuerabend zwischen den beiden Aufbautagen auch schaurige Geschichten erzählt werden. Die Kinder, die im Umfeld von so viel Gruseligkeit überhaupt noch schlafen können, übernachten dann im Ernzener Naturerlebniscamp. Tagsüber werden sich die Kinder dann voll und ganz dem Aufbau des Labyrinths widmen. Eine Gruppe sortiert und schneidet die Weiden, eine weitere buddelt die Löcher in die Erde und der Rest pflanzt, flechtet und verknotet die Weiden. "500 Löcher im Abstand von 30 Zentimetern", erklärt Carsten Lenz. Zwölf Meter Durchmesser soll das Labyrinth haben. Die dafür benötigten 1000 Weidenäste - immer zwei pro Loch - müssen jedoch nicht von den jungen Teilnehmern gesucht und gesammelt werden, sondern liegen bereits vor Ort. Damit der Geisterbaum nachher auch in seiner annähernd runden Form entstehen kann, werden die fünf Naturpädagogen den Verlauf des Weges mit Kalk auf dem Boden aufzeichnen. Hilfsmittel sind jedoch nicht nur beim Anlegen eines Labyrinths, sondern auch beim Betreten desselben erlaubt. So soll der griechischen Mythologie zufolge Theseus ein Schwert bei sich gehabt haben, um den im Kretischen Labyrinth lebenden und Menschenopfer verzehrenden Minotaurus - eine Mischung aus Stier und Mensch - zu töten, was ihm auch gelang. Dank eines Fadens, den Theseus auf dem Weg durch das gefährliche Labyrinth gespannt hatte, soll er auch den Ausgang wieder gefunden haben. Wer an dem zweitägigen "Geisterbaum"-Projekt teilnehmen möchte, kann sich noch bis zum 23. März bei der Naturerkundungsstation Teufelsschlucht in Ernzen, Telefon 06525/933930, Fax 933939, informieren und anmelden. Beginn ist am Freitag, 1. April, um 9 Uhr, Ende am Samstag gegen 17 Uhr. Mitmachen kann jedes Kind ab zehn Jahren.

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