Zwischen Toleranz und verfluchter Verpflichtung

Auf Einladung des Bitburger CDU-Stadtverbands hat der Universitätsprofessor Jürgen Stein aus Passau anlässlich der geplanten Fusion zwischen Sparkasse Trier und Kreissparkasse Bitburg-Prüm über die Chancen, Herausforderungen und Risiken einer Verschmelzung von Sparkassen referiert.

 Vor rund 40 Zuhörern referiert der Wirtschaftswissenschaftler Jürgen Stein (links) zum Thema Sparkassen-Fusion im Bitburger Hotel „Eifelbräu“. TV-Foto: Uwe Hentschel

Vor rund 40 Zuhörern referiert der Wirtschaftswissenschaftler Jürgen Stein (links) zum Thema Sparkassen-Fusion im Bitburger Hotel „Eifelbräu“. TV-Foto: Uwe Hentschel

Bitburg. (uhe) Den ersten Dämpfer gibt es direkt zu Beginn, und dieser Dämpfer macht keinen Unterschied zwischen Gegnern und Befürwortern der sich anbahnenden Fusion von Kreissparkasse (KSK) Bitburg-Prüm und Sparkasse Trier. "Erwarten Sie nicht, dass ich sage, die Fusion ist gut oder schlecht", sagt der als Fusionsexperte angekündigte Gastredner. "Es gibt kein richtig oder falsch", fügt er hinzu, sondern nur die Frage, ob etwas sinnvoll sei oder nicht - eine von vielen Fragen, mit der die rund 40 Zuhörer an diesem Abend im Sitzungssaal des Bitburger Hotels "Eifelbräu" konfrontiert werden. Eine andere Frage lautet: "Weiß eigentlich jemand von Ihnen, wem die Sparkassen gehören?". Keiner antwortet, und auch der Fusionsexperte zuckt mit den Schultern. Also er wisse es selbst ebenfalls nicht, sagt der Redner, auch wenn man das von ihm erwarte - von ihm, Jürgen Stein, Professor der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät an der Universität Passau, dessen Vortag schließlich den viel versprechenden Titel hat: "Zwei Sparkassen fusionieren - wem nützt das?"Und dann kommt die Antwort auf die Frage nach den Sparkassen-Besitzern doch. "Die gehören sich selbst", sagt Stein, der eine "sehr klare Positionierung zu den Sparkassen" habe, davon allerdings nicht allzu viel preis geben möchte. Auch wenn die Anzahl der Fusionsgegner zwangsläufig immer größer sei als die der Befürworter. "Man hat den Wunsch, nichts zu verlieren, was einem wichtig ist", oft "eine niedrige Toleranzschwelle gegenüber Veränderungen" und "falsche Vorstellungen von den Folgen einer Fusion", diagnostiziert Stein die Ursachen für den Widerstand, die für die Mitarbeiter aber auch für die Kunden gleichermaßen gelten. Um diese Ängste und Unsicherheiten aus den Weg zu räumen, sei es für die verhandelnden Fusionspartner die "verfluchte Verpflichtung, Information und Kommunikation nach Innen und nach Außen zu tragen". Wichtig sei für alle Beteiligten vor allem eine Frage: "Empfinden wir den Deal von Nutzen?"Dass die Fusion für die Banken und Kunden ein nützlicher Deal werden könne, setze voraus, dass die Partner zusammen passen, die Komplexität einer Fusion nicht unterschätzt werde und "dass die Ziele und Strategien klar definiert und öffentlich kommuniziert werden".Streit und Weinandy wollen nur ungern auf KSK verzichten

Die Fusionsgremien hätten bisher erst zweimal getagt und davon das erste Mal Ende März - "noch zeitnäher kann man nicht informieren", reagiert Landrat Roger Graef, Vorsitzender des Verwaltungsrats der KSK Bitburg-Prüm, auf den in den vergangenen Wochen oft geäußerten Vorwurf, Mitarbeiter und Kunden seien nicht rechtzeitig informiert worden. Er bitte um Verständnis, "dass man Fusionen nicht wie eine Wasserstandsmeldung täglich propagieren" könne. Gegenüber von Graef sitzt Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit, der als bekennender Anteilseigner einer Genossenschaftsbank von der Fusion nicht direkt betroffen scheint, allerdings durch die Verlagerung und Reduzierung von Arbeitsplätzen deutlich weniger Gewerbesteuereinnahmen für die Stadt befürchtet. "Ich will hier kein Steuergeheimnis verraten, aber wir wollen auf die KSK nur ungern verzichten", sagt Streit. Seine Amtskollegin Mathilde Weinandy, Stadtbürgermeisterin in Prüm, zeigt sich noch mehr besorgt. "Ich habe Bedenken, ob die in Trier überhaupt wissen, was in Prüm und dahinter ist", sagt sie und betont, dass sie bisher bei Bankgeschäften von der Sparkasse immer gut beraten worden sei. "Die Bedenken sind absolut berechtigt", sagt der Universitätsprofessor, und wiederholt es noch einmal: "Absolut!" Was allerdings die Beratungsqualitäten der Sparkassen angehe, so ist Stein ganz anderer Meinung, und als (ahnungsloser) Kunde könne man das ohnehin nicht beurteilen. "Die Banken beraten schlecht", ist der Wirtschaftswissenschaftler überzeugt, "doch ich erwarte von kompetenten Mitarbeitern der Sparkasse, dass sie so etwas toll können."

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