Zwischen guter Laune und Erschütterung

Freude bei CDU, FDP und Linken, gemischte Gefühle bei den Grünen und eine enttäuschte SPD: So lassen sich die Reaktionen im Eifelkreis Bitburg-Prüm auf das Ergebnis der Bundestagswahl zusammenfassen.

Bitburg/Prüm. (kah/lars) So haben sich Bürgermeister, Kreisvorsitzende, Sprecher der Kreistagsfraktionen und der designierte Landrat aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm am Sonntagabend zum Ergebnis der Bundestagswahl geäußert:

Michael Billen (CDU), Bezirksvorsitzender und Kreisvorsitzender im Eifelkreis Bitburg-Prüm: "Ich bin sehr gut gelaunt. Auch, wenn das das schlechteste Ergebnis ist, das CDU/CSU jemals bei einer Bundestagswahl eingefahren haben. Wir haben eine Kanzlerin, die eine sehr gute CDU-Politik macht. Die Menschen haben uns die Verantwortung gegeben und damit müssen wir nun sorgfältig umgehen. Ich erwarte, dass wir unsere Wahlversprechen einlösen: mehr Netto vom Brutto bleibt und wir uns intensiv um die Mittelschicht kümmern. Ich freue mich auch sehr, dass unser Direktkandidat Patrick Schnieder mit so gutem Ergebnis in den Bundestag einziehen wird und unser Bürgermeisterkandidat Joachim Kandels in Bitburg in die Stichwahl kommt."

Joachim Streit (FWG), künftiger Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm: "Das größte Problem hat jetzt Frau Merkel - mit der FDP als Partner ist mit dem gelernten DDR-Staatssozialismus Schluss. Mehr muss man dazu nicht sagen."

Monika Fink (SPD), Vorsitzende im Eifelkreis Bitburg-Prüm: "Ich bin erschüttert und ziemlich betroffen. Dass wir so schlecht abschneiden, hätte ich mir nicht vorgestellt. Wir werden uns jetzt ganz neu aufstellen und sicherlich sehr hart arbeiten müssen: Wo stehen wir, wo wollen wir hin und wo gehören wir hin im linken Spekktrum? Es hat der SPD weh getan, immer wieder Menschen an andere Parteien zu verlieren - ob an die Linke oder die Grünen.

Woran es liegt? Wenn man elf Jahre lang in der Regierung ist, dann hat man einiges mitzutragen. Ich bin auch ganz froh, dass wir nun aus der Koalition raus sind und SPD-Politik pur machen können. Das wird uns auch schon helfen. Wir müssen zu unseren Wurzeln zurück."

Marie-Luise Niewodniczanska (FDP), Fraktionsvorsitzende im Kreistag Bitburg-Prüm: "Ich bin natürlich sehr zufrieden, dass ein Wechsel kommt und die FDP in der Regierung ist. Sorge macht mir, dass die ganz Linken, die Kommunisten, so stark gewachsen sind. Man kann doch wirklich nicht sagen, dass unser Staat nicht sozial ist. In Deutschland muss niemand hungern. Jeder hat in diesem Land eine Chance. Wer zielstrebig, intelligent und diszipliniert ist, kann es in unserem Land weit bringen."

Wolfgang Ferner (Linke), Bundeskandidat der Linken in Koblenz und Mitglied des Kreistags Bitburg-Prüm: "Mit dem Ergebnis bin ich hochzufrieden. Das sind 80 Prozent mehr als letztes Mal. Mehr kann man nicht wollen", sagt er. Den Erfolg der Linken erklärt er sich mit dem intensiven Wahlkampf, den seine Partei geführt habe und den Themen, die dabei im Mittelpunkt standen: Mindestlohn, Rente und Afghanistan: "Bei diesen Themen haben wir sehr viel Zustimmung bekommen."

Helmut Fink (Bündnis 90/Die Grünen), Kreisvorsitzender im Eifelkreis Bitburg-Prüm: "Wir haben als Grüne unser bestes Wahlergebnis eingefahren: Das sind 20 Prozent mehr als beim letzten Mal und 16 Mandate zusätzlich. Enttäuschend ist natürlich, dass wir Schwarz-Gelb nicht verhindern konnten. Wir sind in Zukunft als Oppositionspartei noch mehr gefragt als bisher: insbesondere beim Thema Atompolitik, aber auch in Sachen Klimaschutz und Mindestlohn. Wir hoffen, dass nun nicht die soziale Kälte einzieht."

Hermann Marx (FDP), Vorsitzender im Eifelkreis Bitburg-Prüm: "Wir sind glücklich, dass es zu keinem Linksruck in der Bundesrepublik Deutschland gekommen ist. Wir sind glücklich, dass die große Koalition abgelöst wurde und wir sind stolz auf unsere Parteiarbeit, stolz, dass wir so viel zugelegt haben. Es ist ein Glück für die Bundesrepublik, dass die Demokratie gewonnen hat. Ich bin stolz, dass wir zu einem solchen Ergebnis gekommen sind, mit der Folge, dass wir jetzt eine richtige Wirtschafts- und Finanzpolitik machen können, zum Wohle des Bürgers."

Aloysius Söhngen (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm: "Ich freue mich natürlich, dass unser Kandidat Patrick Schnieder so ein gutes Ergebnis erzielt und so überzeugend den Wahlkreis gewonnen hat. Ich denke, wir haben mit ihm eine kraftvolle Vertretung in Berlin. Und ich hoffe, dass wir mit der neu gebildeten Bundesregierung einen Weg aus der Krise finden können."

Hans-Michael Bröhl (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Irrel: "Ich finde das Ergebnis sehr gut. Damit wird man in den nächsten fünf Jahren Politik machen können. Bei den Zweitstimmen liegen wir ganz wesentlich über den Ergebnissen von 2005. Das ist gut."

Rudolf Becker (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Speicher, freut sich, dass CDU und FDP eine Koalition bilden können. Die Große Koalition habe gut und geräuschlos gearbeitet. Doch in solchen Großen Koalitionen würden die Konturen der Parteien glattgeschliffen, während die kleinen Parteien am Rande wachsen. "Wir haben gut zusammengearbeitet, aber dennoch bin ich der Meinung, dass große Koalitionen die Ausnahme bleiben sollten."

Werner Arenz (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Obere Kyll: "Das Ergebnis habe ich so erwartet und bin vor allem froh, dass es nicht zu einer Neuauflage der Großen Koalition kommt. Denn davon halte ich nichts, weil sich in Großen Koalitionen die Partner zu sehr belauern, sich teilweise gegenseitig im Weg stehen und Schongang-Politik betrieben wird. Ich hoffe und erwarte nun, dass die schwarz-gelbe Regierung auch ihre Wahlversprechen einlöst, die Steuern senkt und ein gerechteres Steuersystem schafft. Denn darauf warten die Bürger."

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