. . . und sie lieben sich doch

Die Mitglieder der SPD-Kreistags-Fraktion scheinen sich wieder zu mögen. Nachdem Bernd Spindler sein Amt als Vorsitzender für einen Monat ruhen ließ, hat er das Ruder nun wieder übernommen. Auslöser für den ungewöhnlichen Schritt waren interne Diskrepanzen im Zuge der geplatzten Sparkassen-Fusion.

Bitburg-Prüm. Als Bernd Spindler kurz vor der Sommerpause die Segel strich, hatte er damit nicht nur für einen kommunalpolitischen Paukenschlag, sondern auch für allseits heftiges Kopfschütteln gesorgt. Nach rund vierwöchigem Landgang ist der Chef nun wieder an Bord, nachdem mit der Mannschaft "sehr offen und freimütig" gesprochen wurde, wie es der SPD-Kapitän am Montag formulierte. Mit dem einstimmigen Beschluss der Fraktion, das Amt weiterzuführen, hat Spindler die Segel nun also wieder gegen den Wind gestellt, um in sachpolitischen Fragen Fahrt aufzunehmen.Zwei Gründe für Spindlers Unmut

Dennoch gilt es, mit den Irritationen der Vergangenheit aufzuräumen. So waren es zwei Dinge, die Spindler dazu brachten, die Brocken für unbestimmte Zeit hinzuwerfen.Erstens: Es wurden fraktionsinterne Dinge nach außen getragen. Konkret: Die Tatsache, dass Landrat Roger Graef wenige Stunden vor der denkwürdigen Kreistagssitzung zur Sparkassen-Fusion in Kyllburg einem SPD-Fraktionsmitglied Sachfragen beantwortete, sollte nicht in die Medien dringen. Stattdessen war von diesem Meeting noch am gleichen Tag in den Online-Nachrichten des TV zu lesen. Zweitens: Das Fass zum Überlaufen brachte das Abstimmungsverhalten der Genossen am Ende der Kreistagssitzung vom 28. Juni. Während der Sitzungsunterbrechung nämlich tagte die Fraktion noch einmal im Konferenzraum des Kreishauses, um am Ende eine Probe-Abstimmung vorzunehmen. Weil das wirkliche Ergebnis jedoch von dem abwich, das eine Etage höher nur wenige Minuten zuvor anvisiert worden war, platzte Spindler der Kragen endgültig. Er warf hin. Auf weitere Einzelheiten möchte der SPD-Mann auch heute noch nicht eingehen. Nur so viel: "Es waren keine Sachfragen hinsichtlich der Fusion. Es war die Art und Weise." Jedes Mitglied habe entscheiden können, wie es wollte. Spindler: "Es gab keinen Druck." Während die Genossen nun also zur Tagesordnung zurückkehren möchten, ist ihnen die Diskussion um das zerrüttete Verhältnis zwischen Landrat Roger Graef und dessen Stellvertreter Michael Billen nicht entgangen. "Das wird die Arbeit des Kreistags belasten", sagt Bernd Spindler. Durch das belastete Verhältnis "der beiden Herren ist der Eifelkreis zurzeit nicht gut aufgestellt".Ob Graef die Brocken hinwirft?

Das findet auch die SPD-Kreisvorsitzende Monika Fink. "Wie soll das gehen, wenn die nicht mehr miteinander sprechen?", fragt sie und nimmt Bezug auf große Themen wie Schul-Entwicklung und Flugplatz Bitburg. Bernd Spindler geht an dieser Stelle sogar noch einen Schritt weiter: "Man muss damit rechnen, dass Landrat Graef die Brocken vielleicht hinwirft. Er wird sich fragen, warum er sich das noch antun möchte." Inhaltlich legt die SPD ihr besonderes Augenmerk auf die Kreistagssitzung am Montag, 24. September. Darin soll es ausschließlich um das Thema Schulentwicklung gehen. Wichtig ist dabei die Entscheidung, wo im Eifelkreis das neue Berufs-Gymnasium angesiedelt werden soll. Neben Prüm und Bitburg sollen zwischenzeitlich auch die Neuerburger angeklopft haben. MeinungSo sind sie, die Genossen Man sieht, die ganze Aufregung war (fast) umsonst. Alle, die der SPD nach Spindlers Rücktritt auf Zeit ein ernsthaftes Problem andichten wollten, haben den falschen Film gesehen. Schlimmer noch: Sie lenkten davon ab, dass es eine andere ist, die ein wirklich wichtiges Problem hat: nämlich die CDU und damit der Eifelkreis. Sicher war es äußerst peinlich, in welchem Zustand sich die SPD-Fraktion nach dem Fusions-Debakel zeigte. Doch ist das neu? Wer sich noch an die frühen Neunziger erinnert, wird bestätigen, dass im Gegensatz zu damals bei den Genossen heute regelrecht "Zucht und Ordnung" herrschen. Die Bitburg-Prümer SPD wird sich auch dieses mal wieder in den Griff bekommen, fragt sich nur, für wie lange. Denn irgendwann wird es wieder drunter und drüber gehen. Aber so sind sie nun mal, die Genossen. Auch die Union wird so klug sein, den eigenen internen Flurschaden so gering wie möglich zu halten. Das seit ein paar Jahren ramponierte Verhältnis zwischen dem Bitburger und dem Prümer Flügel sei da nur am Rande erwähnt. Wenn man aber bedenkt, dass die Zerrissenheit der großen Mehrheitsfraktion die Fusion kostete und damit das Tischtuch zwischen dem Landrat und seinem mächtigen Stellvertreter inzwischen endgültig zerschnitten ist, muss man bei wirklich genauem Hinsehen jedenfalls zu dem Schluss kommen, dass die Probleme der kleinen SPD dagegen regelrecht belanglos sind. m.reuter@volksfreund.de

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