"Das ist für mich nie ein Routine-Job"

Bitburg · Eine gespenstische Ruhe wird über Bitburg liegen, wenn Kampfmittelräumer Horst Lenz am Sonntag um 14 Uhr mit seinen Kollegen den Blindgänger entschärft, der bei Abrissarbeiten auf dem Postplatz gefunden wurde. Die Männer stehen dann allein bei dem explosiven Fundstück - und hoffen, dass alles gutgeht.

 Horst Lenz vom Kampfmittelräumdienst. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Horst Lenz vom Kampfmittelräumdienst. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Bitburg. Er kennt Bitburg. Er weiß, wie stark die Stadt im Zweiten Weltkrieg zerbombt wurde. "Etwa 20 oder vielleicht auch schon 30 Mal habe ich in Bitburg Blindgänger entschärft", sagt Horst Lenz vom rheinland-pfälzischen Kampfmittelräumdienst. Es ist immer gutgegangen. "Lediglich einmal, das war im Jahr 2000, da mussten wir einen Blindgänger auf einem Militärgelände in Rittersdorf kontrolliert sprengen, weil er sich an der Fundstelle nicht entschärfen ließ", sagt Lenz. Aber das ist für ihn kein besonderes Erlebnis.
"Wenn mal wirklich was passiert, dann gibt es uns nicht mehr", sagt Lenz. Damit spricht der erfahrene Kampfmittelräumer, der nach eigener Schätzung bereits mehr als 400 Bomben in Rheinland-Pfalz entschärft hat, die bleibende Ungewissheit an. Das, was im Vorfeld eben niemand wissen kann: Geht es gut oder detoniert der Blindgänger an Ort und Stelle? "Genau wegen dieser bestehenden Gefahr wird ja im Umkreis der Fundstelle auch im Vorfeld der Entschärfung alles evakuiert", sagt Lenz.
Von der Evakuierung sind am Sonntag mehr als 1100 Bitburger betroffen - fast die gesamte Innenstadt muss geräumt werden (der TV berichtete). Bis spätestens 11 Uhr müssen alle Anwohner ihre Häuser verlassen haben.
Wenn es dann so weit ist, stehen Lenz und sein Team allein an dem explosiven Fundstück. Auch Feuerwehr und Rotes Kreuz müssen das Evakuierungsgebiet verlassen. Kampfmittelräumer Lenz hat das Fundstück natürlich bereits in Augenschein genommen. "Die Bombe ist ziemlich verkrustet, die müssen wir erst mal vorsichtig mit einem Sandstrahler reinigen, bevor wir da ran können", sagt Lenz. Erst dann kann er sich mit seinem Team daran machen, vorsichtig den Zünder zu entfernen.
Wie lange das dauert, ist offen. "Das kann in wenigen Minuten geschehen sein. Es kann auch eine Stunde oder mehr dauern oder es kann auch sein, dass der Blindgänger nicht entschärft werden kann und kontrolliert gesprengt werden muss", sagt Lenz und betont: "Ich habe kein mulmiges Gefühl, wenn ich mit der Arbeit anfange. Dafür mache ich das schon zu lange. Aber Routine ist das nie. Niemals." scho

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