Flugplatz Bitburg: Vier Fragen an Joachim Streit

Bitburg · Joachim Streit ist Landrat des Eifelkreises und Vorsitzender des Zweckverbands Flugplatz Bitburg, der für die Vermarktung und Verwaltung des 300 Hektar großen Freizeit-, Gewerbe- und Industriegebiets zuständig ist - also den Bereich jenseits des knapp 200 Hektar großen flugbetrieblichen Teils mit Landebahn, Tower und Rollfeldern.

Auch Sie waren anfangs für die Idee, den Flugplatz zum Industrie- und Frachtflughafen auszubauen.Nun nicht mehr?
Streit: Was mich zunächst überzeugte, war, dass der Projektentwickler von Beginn an Geld in die GmbH mitbrachte und mit Übernahme der Anteile auch die Verluste mitgetragen hat.
Mit der Entwicklung eines Industrie- und Frachtflughafens verband ich die Hoffnung, hoch qualifizierte Arbeitsplätze in der Eifel zu schaffen. Nachdem es Herrn Lamparski aber nicht gelungen ist, das Startkapital von 30 Millionen Euro nachzuweisen, obwohl die Kommunen ihm die Frist von Anfang des Jahres auf 10. April verlängert hatten, zweifle ich daran, ob sich private Investoren für dieses Projekt finden lassen.

Wie lassen sich die Beschlüsse von Stadt und Kreis in die Praxis umsetzen?
Streit: Wesentlicher Teil der Beschlüsse beider Gremien ist ja, dass keine öffentlichen Mittel mehr für den Flugbetrieb eingesetzt werden sollen. Derzeit tragen die Kommunen ja anteilig auch die Jahresverluste der GmbH.Dazu ist aber kein Gesellschafter vom Gesetz her verpflichtet.
Wir haben den Geschäftsführer gebeten, eine Fortführungsprognose für die GmbH aufzustellen einschließlich einer realistischen Bewertung des GmbH-Vermögens - also etwa des Towers. Diese Prognose erwarten wir im Herbst. Dann sehen wir klarer, was die finanzielle Situation der GmbH angeht.

Kreis und Stadt wollen nicht mehr fliegen, aber Frank Lamparski hält an seinem Plan fest. Eine Pattsituation?
Streit: Ich sehe das gelassen. Die GmbH kann die 190 Hektar des flugbetrieblichen Teils des Flugplatzes so lange zum Fliegen nutzen, wie sie Geld hat. Allerdings wird es dafür, den Beschlüssen von Stadt und Kreis entsprechend, kein öffentliches Geld mehr geben. Die Frage ist also, ob zum Beispiel die Privatflieger - ähnlich wie die Mitglieder eines Golfclubs - bereit sind, den Flugbetrieb mitzufinanzieren. Oder aber Frank Lamparski sich finanziell stärker engagiert.

Wo sehen Sie die Zukunft des Flugplatzes?
Streit: In den Gremien haben wir erste Überlegungen zu neuen Rahmenplänen für das Gelände vorgestellt, die noch vertieft und an den Gegebenheiten des Marktes ausgerichtet werden müssen. Dabei sollte es nach meiner Überzeugung auf ein Nutzungskonzept hinauslaufen, das mehrere Entwicklungsschienen parallel verfolgt. Die Ausweisung und Vermarktung weiterer Gewerbeflächen ist dabei eine Säule. Im Recyclingbereich machen wir eine Machbarkeitsstudie zum Thema "Integrierter Stoff- und Energiekreislaufpark".
Regenerative Energien stehen damit in direktem Zusammenhang und werden mitbetrachtet. Auf dem Flugplatz haben wir bereits über 1500 Hotelbetten und verschiedene Freizeiteinrichtungen.
Es liegt daher nahe, auch zu überlegen, welche ergänzenden Ansiedlungen und Entwicklungsmöglichkeiten im Freizeit- und Tourismussektor möglich sind. Die Fortführung des Flugbetriebs ist nur möglich, wenn sie von privater Seite betrieben und finanziert wird.

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