16 Babys auf einen Streich

Metterich · Cookie wollte es wissen. Die Deutsch-Rauhaar-Hündin soll nur einmal in ihrem Hundeleben gedeckt werden. Und bringt gleich 16 Welpen zur Welt. Ihre Besitzer müssen die Hundemutter nun bei der Aufzucht der Kleinen rund um die Uhr unterstützen.

16 Babys auf einen Streich
Foto: Sarah München

Die Tage nach der Geburt schaut Louisa jeden Tag, bevor sie in die Schule geht, bei ihren Großeltern vorbei. "Lebt er denn noch?", ist dann ihre erste Frage. Er lebt noch, sie nimmt ihn in die Hand, hält ihn warm und streichelt ihn. Der kleine Hundewelpe kämpft um sein Leben. Nach seiner Geburt wiegt er nur 150 Gramm. "Er war sehr schwach, hatte keinen Saugreflex und ließ sich nicht füttern", sagt Theo Broich. Als er ein paar Tage später stirbt, leidet besonders seine elfjährige Enkeltochter Louisa.
Es grenzt an ein Wunder, dass alle anderen 15 Deutsch-Rauhaar-Hundebabys überlebt haben. "Dass diese Rasse so viele Welpen wirft, kommt in ganz Deutschland nur ein, zwei Mal im Jahr vor", erzählt Broich. Normalweise sind es höchstens halb so viele.
Bereits in der 20. Schwangerschaftswoche hat Theo Broich Angst, die Welpen würden nicht überleben. Hündin Cookie renkt sich beim Toben mit dem Golden Retriever der Enkelin zwei Halswirbel, einen Brust- und einen Lendenwirbel aus. Drei Tage frisst sie nichts, bis Theo Broich mit ihr zu einem Chiropraktiker in die Nähe von Frankreich fährt, der sie wieder einrenkt. Ab da wird Cookie immer dicker und dicker. Nach 60 Tagen Schwangerschaft trägt sie zusätzlich zu ihren 35 Kilogramm Eigengewicht noch etwa sieben Kilogramm Last mit sich herum. "Sie war eine richtige Kugel", sagt Broich.
Die Geburt ist nicht nur für die stolze Mutter strapaziös. An Pfingstmontag erblickt der erste Welpe morgens um sieben Uhr das Tageslicht. Dann passiert nichts mehr. Der Rest steckt fest. Die Gebärmutter von Hunden ist wie ein Schlauch. Als die Hündin versucht zu pressen, entsteht ein Stau. "Das ist wie auf einer dreispurigen Autobahn, die plötzlich einspurig wird, hat uns die Tierärztin erklärt," sagt Broich, der schließlich zusammen mit seiner Schwiegertochter, zwei Tierärztinnen und einer Arzthelferin die Tiere per Kaiserschnitt zur Welt bringt. Zwei Stunden dauert die Geburt.
Doch die Kleinen sind noch nicht gerettet. Betäubt von dem Narkosemittel, das die Tierärztin der Hundemutter geben musste, liegen sie auf dem Boden. "Eineinhalb Stunden habe ich mit der Hand ihre Brustkörbe massiert, mir taten danach richtig die Hände weh." Die Schmerzen haben sich gelohnt. Bis auf den Kleinsten haben alle überlebt und ihr Gewicht jetzt, zehn Tage später, verdoppelt oder sogar verdreifacht. Einige haben die 1000-Gramm-Marke bereits überschritten. Kein Wunder, denn sie fressen ja auch alle drei, mittlerweile alle vier Stunden.
Wie kleine Maulwürfe robben sie mit geschlossenen Augen in der Brutkiste blind hin und her, indem sie sich mit den Vorderbeinen nach vorne und die Hinterbeine hinter sich herziehen. Einige liegen auf dem Rücken, andere rollen übereinander. Alle zusammen schreien und quieken herzzerreißend. Hunger! Schon wieder.
Herrchen bekommt kaum Schlaf
Einsatz für Familie Broich, die Hundemutter Cookie bei der Fütterung der hungrigen Mäuler unterstützt. Denn die hat nur zehn Zitzen und damit kann sie nicht alle ihre Welpen ausreichend versorgen. "Das Schlimmste sind die Nächte und der wenige Schlaf", sagt Broich. Um 21 Uhr ist die letzte Fütterung, dann wieder gegen halb eins und morgens geht's um sechs Uhr weiter.
In der Küche erwärmt Familie Broich die Welpenmilch und füllt sie in kleine Babyflaschen ab. Mindestens ein Mal täglich hilft auch Enkelin Louisa mit.
Sie beugt sich über die Brutkiste, die in der Garage steht. Vorsichtig hebt sie einen Welpen aus der Kiste, setzt sich und legt ihn auf ihren Schoß. Er strampelt, versucht an ihrem Finger zu saugen, bis er den Nuckelaufsatz der Flasche findet, hektisch daran saugt, schmatzt und sich verschluckt.
Die Welpen, die bereits gefressen haben, müssen in einer zweiten Kiste warten, bis jeder der kleinen Hunde satt ist. Eine gute halbe Stunde später ist es geschafft. 15 kugelrunde Fellknäuel liegen in der Brutkiste und plötzlich: Stille. Doch die hält nicht lange an, spätestens in vier Stunden wird Familie Broich den Schreien der 15 hungrigen Mäuler in die Garage folgen.

Extra Die Rasse

16 Babys auf einen Streich
Foto: Sarah München

Die dreijährige Deutsch-Rauhaar-Hündin Cookie heißt mit Zuchtnamen Diana von der Luckasheide. Sie ist ein Jagdhund, Theo Broich hat zwischen Treib- und Druckjagd alle Jagdprüfungen mit ihr abgelegt.
Die dreijährige Hündin soll nur dieses einzige Mal gedeckt werden. Dafür ist die Familie zwei Mal in den Teutoburger Wald gefahren, um sie von dem Rüden Darko vom Taubmoos decken zu lassen. Die Familie wird 14 der 15 Welpen verkaufen und ein Weibchen behalten. Ein Hund kostet nach Richtpreis 700 Euro.
Da es Cookies erster Wurf ist, beginnen die Namen der Welpen alle mit dem Buchstaben A. Der Züchter- beziehungsweise Markenname der Familie Broich lautet "DD Zwinger von der Südeifel". müs

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