Ein Todesfall und viele offene Fragen

Bitburg · Nach dem rätselhaften Todesfall im Bitburger Krankenhaus im März ist seit Wochen nichts mehr darüber an die Öffentlichkeit gedrungen. Der TV hat nun bei Angehörigen, Staatsanwaltschaft und Klinik nachgehört, was die Ermittlungen bisher ergeben haben.

 Zum rätselhaften Todesfall im Bitburger Krankenhaus hat sich nun erstmals die Tochter des Verstorbenen geäußert. Symbolfoto: Dpa

Zum rätselhaften Todesfall im Bitburger Krankenhaus hat sich nun erstmals die Tochter des Verstorbenen geäußert. Symbolfoto: Dpa

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Die Befürchtung, so verrät Richard S. (Name von der Redaktion geändert), beschleiche ihn seit mehreren Wochen. "Ich habe das Gefühl", sagt der 70-Jährige, "dass auf die ganze Sache irgendwann ein Deckel gemacht wird und danach nichts mehr davon zu hören sein wird, ohne dass jemals irgendwas aufgeklärt worden ist." Richard S. war Zimmernachbar des Patienten im Bitburger Marienkrankenhaus, der Anfang März unter rätselhaften Umständen auf Station eins der Klinik gestorben war.
S. hatte damals nach eigenen Angaben über mehrere Stunden immer wieder den Alarmknopf an seinem Krankenbett gedrückt, um ärztliche Hilfe für seinen Bettnachbarn herbeizuholen, der unter akuter Atemnot gelitten haben soll. Erst nach mehreren Stunden, als der Mann bereits blau angelaufen war, so schildern es S. und ein weiterer Zimmernachbar, seien mehrere Ärzte im Zimmer erschienen, um dem Mann zu helfen. Er wird daraufhin auf die Intensivstation verlegt und stirbt wenige Tage später an einem Herzinfarkt. Die Staatsanwaltschaft Trier hatte nach dem Vorfall die Ermittlungen aufgenommen. Die Presseabteilung des Klinikums äußerte sich mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht zu den Vorfällen - und das, obwohl das Haus zunächst zu einer Pressekonferenz im Anschluss an mehrere Medienberichte über den Vorfall eingeladen hatte, die dann allerdings mit Hinweis auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft umgehend wieder abgesagt wurde.
Bis heute, zehn Wochen nach dem Vorfall auf Station eins, sind keine neuen Erkenntnisse darüber an die Öffentlichkeit gelangt. Richard S. fragt daher: "Warum hört man nichts mehr? Die Angehörigen des Verstorbenen wurden befragt, ich wurde befragt und auch der dritte Zimmernachbar wurde als Zeuge befragt - das war Anfang April. Wo ermittelt die Staatsanwaltschaft denn im Moment noch?"Tochter äußert sich erstmals


Diese Frage geben wir weiter an Peter Fritzen. Er ist der Leitende Oberstaatsanwalt in Trier. Fritzen erklärt: "Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Das in Auftrag gegebene rechtsmedizinische Sachverständigengutachten liegt noch nicht vor." Mit den Ergebnissen des Gutachtens, so der Leitende Oberstaatsanwalt, sei nicht vor Ende Juni zu rechnen. Zum ersten Mal hat nun auch die Tochter des verstorbenen Patienten mit dem Trierischen Volksfreund gesprochen. Sie berichtet davon, dass sich die Familie, die sich nach dem Vorfall zunächst zurückgehalten hatte, mittlerweile von einem Rechtsanwalt in der Sache beraten lässt. Die Tochter betont: "Wir fordern eine lückenlose Aufklärung, deswegen haben wir uns nun juristischen Beistand genommen." Vonseiten des Krankenhauses, so berichtet die Frau, erhalte sie keine Informationen. "Die Klinik schweigt uns gegenüber."
Auch auf TV-Anfrage äußert sich das Marienhaus-Klinikum nicht. Pressesprecher Heribert Frieling sagt lediglich: "Es gibt nichts Neues zu vermelden. Uns liegt noch keine Rückmeldung vonseiten der Staatsanwaltschaft vor."
Richard S., den Zimmernachbarn des Verstorbenen, lassen die Geschehnisse aus jener Nacht im März nicht los. "Das beschäftigt mich sehr", gesteht der Eifeler. "Ich muss ehrlich sagen, dass ich kein gutes Gefühl dabei hätte, wenn ich mich noch mal im Marienkrankenhaus behandeln lassen müsste."Extra

Am 1. April hat der Trierische Volksfreund zum ersten Mal über den rätselhaften Todesfall im Bitburger Marienkrankenhaus berichtet. Richard S. (Name von der Redaktion geändert), der damals aus Station eins des Klinikums wegen Atemproblemen behandelt wurde, schilderte dem TV, was sich in der Nacht vom 8. auf den 9. März im Marienkrankenhaus ereignet haben soll. Nach S.' Aussage soll sein Zimmernachbar mitten in der Nacht plötzlich akute Atemnot bekommen haben. S. habe daraufhin immer wieder den Alarmknopf gedrückt, um einen Arzt herbeizurufen. Über mehrere Stunden sei allerdings kein Mediziner am Krankenbett seines Zimmerkollegen erschienen. Die Nachtschwester habe mehrmals versichert, einen Arzt zu rufen. Erst als S.' Zimmernachbar gegen acht Uhr am Morgen zusammengebrochen und blau angelaufen sei, seien plötzlich mehrere Ärzte ins Zimmer gestürzt. "Da waren dann fünf Stunden vergangen - wie kann das sein?", fragte S. damals. Sein Zimmernachbar sei daraufhin auf die Intensivstation verlegt worden. Dort starb er am 11. März an einem Herzinfarkt und Nierenversagen. mfr

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