Süß, fettig, lecker: Warum Nauzen zum Karneval gehören und wie man sie zubereitet

Lahr · Sie sind ein Genuss und bleiben lange auf den Hüften. Jeder in der Region kennt sie. Und fast jeder freut sich auf die kurze Zeit, in der sie Begleitspeise für karnevalistische Vergnügungen sind. Denn: In der Fastenzeit ist es vorbei mit den süßen, fetten Bällchen, die man in der Region Nauzen, Mutzen, Mäuschen oder Ohligmäuse nennt. Wie man sie zubereitet, hat Birgit Wälter aus Lahr (Eifelkreis Bitburg-Prüm) dem TV gezeigt.

Lahr. Was sollte ein echter Nauzen-Bäcker mitbringen? Geduld, Geduld, Geduld. Davon hat Birgit Wälter aus Lahr-Hüttingen genug. Muss sie auch. Denn: Nauzen-Machen braucht Zeit. Zumindest, wenn man einen Hefeteig verwendet. Denn: Der muss gehen. Gleich zweimal.

Um mit diesen Pausen umzugehen, hat die 49-Jährige schon einige Strategien entwickelt. "Man kann zwischendurch ja was im Haushalt tun", rät sie. Oder wie heute: nette Nachbarn und Verwandte zum Quatschen einladen. Oder eine TV-Reporterin, die mal genau wissen will, wie's geht.
Denn: Birgit Wälters Nauzen geraten auch, wenn jemand zuguckt. Schließlich hat sie Routine. Denn sie hat in ihrem Leben schon rund 13 800 der süßen Bällchen zubereitet. Hochgerechnet.

Schließlich bereitet sie die Hefeklötzchen selbst zu, seit sie einen eigenen Haushalt hat. Also seit 23 Jahren. "Gleich nach Weihnachten bis zum Hüttenbrennen" (erster Sonntag nach Karneval) ist bei ihr Nauzenzeit.
Etwa zehn Mal liegt das Rezept pro Jahr auf dem Tisch, und Birgit Wälter werkelt mit Teig, Töpfen und Sieben herum. Heraus kommen immer etwa 60 Nauzen. Macht also: 23 Jahre mal 60 Nauzen mal zehn Backeinheiten. Macht 13 800 Nauzen. Doch genug mit der Rechnerei. Ran ans Werk. Heute sollen 60 Nauzen entstehen. Unter den neugierigen Blicken einer Reporterin, die viele Fragen stellt und oft im Weg steht. Und nach dem Rezept (siehe unten auf der Seite), das Birgit Wälters Mutter vermutlich schon von ihrer Mutter geerbt hat. Es basiert auf einem Hefeteig.

Eine große Tasse Milch, am besten lauwarm, in einen Topf geben, einen Würfel Hefe hineinbröckeln, fünf Eier zugeben und mit einem Holzlöffel verrühren. Dann zwei Esslöffel Zucker und ein Tütchen Vanillezucker zugeben, nach Wunsch ein Gläschen Rum oder Cognac, eine Messerspitze Salz und 100 Gramm Margarine. Nochmal verrühren.

Nun kommen noch 600 Gramm Mehl dazu. "Pi mal Daumen", sagt Wälter. "Es kann auch mal mehr werden." Also: Mehltüte neben der Schüssel stehenlassen und dann und wann noch was nach Bedarf zugeben.
Wichtig ist, dass beim Verrühren ein schwerer Teig entsteht, der nicht mehr klebrig, aber schön luftig ist. Wälters Tipp: "Den Teig mit dem Holzlöffel mehrmals an die Wand des Topfes klopfen, bis er Blasen wirft. Das macht die Nauzen schön luftig."

Alles eine Frage der Technik, urteilt die TV-Redakteurin, die noch ein bisschen an derselben feilen müsste, um es mit Routinier Birgit Wälter aufzunehmen. Nun ein bisschen Mehl auf den Teig streuen, "damit der Teig beim Aufgehen im Ofen nicht am Deckel kleben bleibt".
Dort kommt der Topf samt Deckel nun auch hin. Bei etwa 50 Grad, Ober-/Unterhitze. Und Birgit Wälter hat Zeit, sich hinzusetzen, eine Tasse Kaffee mit ihren Besuchern zu trinken und über Nauzen zu philosophieren.
Zum Beispiel, ob Quarkbällchen oder Hefebällchen besser sind. "Eindeutig Hefe", sagt Birgit Wälter. Nachbarin Margret stimmt zu.

Sie hat schließlich Ahnung: Ist Eifelerin, hat eine Kneipe und isst schon seit Jahren die besten Nauzen der Eifel - von Birgit, versteht sich. Aha.
Etwa 25 Minuten später. Der Topf kommt aus dem Ofen. Deckel ab! Voilà! Der Teig ist aufgegangen bis an den oberen Rand des Topfes. Passt!

Nun wird der Teig auf einer bemehlten Fläche gut durchgeknetet. Bei Bedarf noch Mehl hinzufügen. Der Teig sollte am Schluss glatt, weich und nicht klebrig sein.

Anschließend wird der Teig mit einer Teigrolle etwa einen bis 1,5 Zentimeter dick ausgerollt.
Nun sticht man mit einem Glas (fünf bis sechs Zentimeter Durchmesser) runde Plätzchen aus.

Die Plätzchen auf drei bemehlte Bleche verteilen und in den Ofen schieben bei 50 Grad (Ober-/Unterhitze). Entschuldigung, davon hat die TV-Reporterin kein Foto gemacht. Alles so aufregend! Etwa 20 Minuten warten, Kaffeetrinken, fachsimpeln und währenddessen ...

... schon mal den Topf mit dem Pflanzenöl auf den Herd tun. Platte an, heizen bis auf 170 bis 180 Grad. Das kann man auch ohne Thermometer feststellen. Einfach einen Holzlöffel ins Öl halten. Wenn's sprudelt, ist es heiß genug.

Ob die Küchlein im Ofen aufgegangen sind? Ja. Sie sind nun doppelt so dick wie vorher und können ins Fett. Birgit Wälters Topf fasst sechs Stück. Eine gute Menge, um alles im Auge zu behalten. Vorsichtig mit einem Löffel ins heiße Öl geben und von beiden Seiten braun garen. Mit dem Löffel jeweils vorsichtig wenden.

Mit einem Seihlöffel die Bällchen aus dem Topf nehmen und in einem Sieb abtropfen lassen. Während das geschieht, platziert die Hobbybäckerin die nächsten sechs Küchlein im Topf.

Während es im Topf voran geht, wälzt Birgit Wälter schon mal die erste Fuhre leicht abgekühlter, aber immer noch warmer Nauzen in einer Mischung aus Zucker und Zimt. Dann folgt der immer gleiche Ablauf: Bällchen im Topf wenden, herausnehmen, auf ein Sieb geben, neue Bällchen rein, eben gebackene Bällchen in Zucker-Zimt wenden und so weiter.

Nun kommen die Nauzen in eine Schüssel. Und dann ... naja, in den Bauch.

Am besten schmecken sie übrigens warm!
Extra

Die Tradition, an Karneval Fettgebackenes zu essen, gibt es in vielen Teilen Europas. Denn bevor die Fastenzeit beginnt, wollten die Menschen früher noch einmal kräftig zulangen. Und diese Gewohnheit ist geblieben - trotz der aktuell weniger mageren Zeiten. Nauzen, Mäuschen, Ohligmäuse, Mutzen oder Pfannkuchen, Kreppel, Berliner und Krapfen - wie sie in anderen Teilen Deutschlands oder in Österreich genannt werden - gehören heute noch zur närrischen Zeit. Unter Fettgebackenem versteht man schwimmend in Fett gegarte Lebensmittel. Vor allem wird dafür Hefeteig verwendet, aber auch Rührteige mit Quark sind häufig. In früheren Zeiten wurde ab Weiberfastnacht noch einmal richtig "zugeschlagen". Letztmalig vor der Fastenzeit wurde geschlachtet. Dabei fielen Fett und Schmalz ab, worin man die süßen Bällchen ausbackte. Praktisch. Denn bis ins 20. Jahrhundert hatten viele Hausfrauen keine Backöfen, die man aber für Fettgebackenes gar nicht braucht. Viele schwören auch auf Fettgebackenes an alkoholreichen Tagen. Denn, so Ernährungswissenschaftler, fettige Speisen würden langsam verdaut, und dadurch werde die Alkoholaufnahme im Blut verzögert. utzExtra

Hefe-Nauzen eine große Tasse Milch (lauwarm), ein Päckchen Hefe, fünf Eier, zwei Esslöffel Zucker, ein Päckchen Vanillinzucker, ein Gläschen Rum oder Cognac, eine Messerspitze Salz, 100 Gramm Margarine, etwa 600 Gramm Mehl, einige Esslöffel Zimt und Zucker (Panade), zwei bis drei Liter Pfanzenöl. Quark-Nauzen Für den Teig: zwei Eier, 125 Gramm Zucker, ein Esslöffel Milch, 250 Gramm Magerquark, 250 Gramm Mehl, ein bis zwei Teelöffel Backpulver, einige Esslöffel Zimt und Zucker (Panade), Pflanzenöl. Rheinische Muzen: 280 Gramm Mehl, 60 Gramm gemahlene Mandeln, 90 Gramm Speisestärke, 1,5 bis zwei Teelöffel Backpulver, 75 Gramm Zucker, eine Prise Salz, ein Teelöffel Zitronenabrieb, 2 Esslöffel Joghurt oder Saure Sahne, drei Eier, 100 Gramm Margarine, Puderzucker (für Panade), zwei bis drei Liter Pfanzenöl zum Ausbacken. Das braucht man zur Herstellung: zwei Töpfe, Seihlöffel, Seihsieb, Holzlöffel, Esslöffel, Teigrolle, Teigschaber, Glas zum Ausstechen, mehrere Schüsseln, Messbecher. red

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